Zu Schauplätzen der Hexenverbrennung in Horb gibt es eine Führung Foto: KMV Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Kultur- und Museumsverein führt zu den Schauplätzen der Horber Hexenverfolgungen

Der Kultur- und Museumsverein führt am Sonntag, 29. April, zu den historischen Schauplätzen der Horber Hexenverfolgungen.

Horb. Die Führung übernimmt der Vorsitzende Joachim Lipp. Beginn ist um 14 Uhr an der Markthalle auf dem Flößerwasen.

Allein in der in der schwäbisch-österreichischen Grafschaft Hohenberg gelegenen Stadt Horb fanden am Beginn der Neuzeit annähernd so viele Hexenhinrichtungen statt wie im gesamten benachbarten Herzogtum Württemberg, obgleich die Landesherrschaft der tirolisch-habsburgischen Tradition entsprechend Hexenprozessen distanziert gegenüberstand.

Bis heute zeigt sich die historische Erforschung der Epoche des Hexenwahns von Mythen begleitet und von Klischees bestimmt. Ein Gang zu den Originalschauplätzen der Horber Hexenverfolgungen soll deutlich machen, dass es sich bei dem Phänomen des Hexenwahns nicht um eine seit dem Zeitalter der Aufklärung verschiedentlich instrumentalisierte Epoche aus dem finsteren Mittelalter handelt, sondern dass die Hexenverfolgungen viel mehr ein Ausdruck kollektiver und individueller Ängste in der frühen Neuzeit sowie das Resultat einer gestörten gesellschaftlichen Harmonie in der Zeit des Frühabsolutismus waren.

Die Haupttriebkraft im Obervogteiamt Horb bildete das Verfolgungsbegehren der Bürger und Bauern. Bei dieser Hexenverfolgung von unten zeigte sich der "Gemeine Mann" von seiner dunklen Seite. Als treibende Kraft kontrollierte die Hexenprozesse ein Stadtrat, der die Verfolgungswünsche der Bürger und der Dorfbewohner in den Spital- und Amtsorten unkritisch akzeptierte. Bei dieser Hexenverfolgung von unten ergaben sich viele Prozessreihen direkt aus dem lokalen Verfolgungsbegehren des Gemeinen Mannes.

Vor Schrannengericht zum Tode verurteilt

Wer erntevernichtende Wetterereignisse oder verheerende Schicksalsschläge auslösen konnte, wurde als größte Gefahr für die ganze Gesellschaft angesehen. Unter den fünf von den Dämonologen definierten Elementen des Hexereibegriffs ist der Schadenzauber dasjenige, das dem Volksglauben am nächsten stand. Ein zentraler Vorwurf an die Horber Hexen war der Wetterzauber. Die Horber Hexenimagination war geprägt von aktuellen Ängsten, die im Modus von Volkssagenmotiven formuliert wurden, deren populäre Erzählstoffe das dämonologische Hexenbild verzeichneten.

Der Gang zu den Originalschauplätzen der Horber Hexenverfolgungen führt vom Flößerwasen zum Luziferturm, wo die sogenannte "Ruebkammer" einst als Hexengefängnis diente. Über die steile Marktsteige geht es hinauf zum Marktplatz. Hier wurden die Opfer der Hexenverfolgung im Vorgängerbau des heutigen Rathauses der Folter unterzogen und vor einem Schrannengericht auf dem Marktplatz zum Tode verurteilt. Die Marktstraße hinunter geht es zum Platzbrunnen, der 1578 durch eine Überschwemmungskatastrophe zerstört wurde, die eine große Verfolgungswelle auslöste. Vor der Liebfrauenkapelle wird an Christina Rauscher erinnert. Über die Bildechinger Steige und den Kreuzkapellenberg erreicht man den Wasserturm. Hier stand einst die Richtstätte, wo die Opfer der Hexenverfolgung exekutiert wurden.

Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos, um eine Spende für das Horber "Kloster" wird gebeten.