Der Industriepionier Johannes Bürk, Erfinder der tragbaren Nachtwächterkontrolluhr, machte seine erste patentierte Erfindung in Horb am Neckar. Dieser Umstand weckte die Sammelleidenschaft der Horber Nachtwächter, die zwischenzeitlich eine recht beachtliche Kontrolluhrensammlung zusammengestellt haben. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Sämtliche heute existierenden Systeme der Zeitdiensttechnik fußen auf der "Bürk Patent"

Bis zum 1. März 2020 widmet das Uhrenindustriemuseum dem Schwenninger Industriepionier und Politiker Johannes Bürk anlässlich seines 200. Geburtstages eine Sonderausstellung mit dem Titel "Zeit, Freiheit und Kontrolle – Johannes Bürk und die Folgen".

Horb . Seine erste patentierte Erfindung machte der Schwenninger Industriepionier Johannes Bürk mit einem Baumhöhenmesser allerdings in Horb a. N.ckar.

Es waren die Horber Nachtwächter, die diesem Patent vom 22. Juni 1846 und seinem Erfinder Johannes Bürk (1819 - 1872) auf die Spur gekommen waren. In seinem Buch "Königliches Oberamt Horb – HORB ANNO … zwischen Biedermeier und Jugendstil" berichtete der Redaktionsleiter Willy Munz alias Fridolin Knöpfle 1986 über einen Johannes Bürk als verantwortlichen Redakteur der ersten Horber Zeitung "Die Laterne im Schwarzwald", die im Januar 1846 erschienen war. Weil Munz diesen Johannes Bürk als einen "Vorfahr des bekannten Uhrenfabrikanten in Schwenningen" bezeichnete, wurden die Horber Nachtwächter bei ihren Recherchen zur ersten Horber Nachtwächterführung im Sommer 2006 auf den Erfinder der tragbaren Nachtwächterkontrolluhr aufmerk sam.

Sehr schnell fanden sie heraus, dass es sich bei dem Redakteur und dem Erfinder Johannes Bürk um ein und dieselbe Person handelte. Die drei Herren hatten in Sachen Nachtwächterkontrolluhr Blut geleckt und widmeten sich einem ausgefallenen Hobby, das sie größtenteils aus den Spendengeldern der Nachtwächterführungen finanzierten. Bei ihrer Sammelleidenschaft spezialisierten sie sich auf Kontrolluhren, die im Württembergischen produziert worden waren, wobei die Uhren aus der Württembergische Uhrenfabrik Bürk im Mittelpunkt standen. Von den 99 gesammelten Kontrolluhren stammen 48 Uhren aus dem Schwenninger Hause Bürk.

Dass der Horber Nachtwächterkontrolluhrensammlung zwischenzeitlich ein gewisser Ruf vorauseilt, kann man der Ausgabe 2019/4 der Schwäbischen Heimat entnehmen, in der der wissenschaftliche Volontär Yannick Philipzig vom Schwenninger Uhrenindustriemuseum über die Entwicklung der tragbaren Nachtwächterkontrolluhr und ihre Bedeutung für die Schwenninger Kontrolluhrenindustrie berichtet. Der Autor bedankt sich in den Anmerkungen ausdrücklich beim Kultur- und Museumsverein Horb in Person von Joachim Lipp, Heinrich Raible und Bruno Springmann für ihre Expertise und das Material zu den Wächterkontrolluhren, das ihm bei seinem Besuch in Horb zur Verfügung gestellt worden war.

Die Entwicklung der Nachtwächterkontrolluhr ergab sich aus dem Bestreben, die öffentliche Sicherheit und Ordnung besser zu gewährleisten. Die 1855 erfundene tragbare Wächterkontrolluhr entsprach allen Anforderungen, die an eine zuverlässige Kontrolle gestellt wurden. Diese beschränkte sich sehr bald nicht mehr nur auf die Zuverlässigkeit der Nachtwächter. Laut den Ausführungen der Firma Bürk trug die Unentbehrlichkeit von Kontrollmitteln der Tatsache Rechnung, dass "die Entwicklung des Verkehrs und der Industrie und die gesteigerte Ausbeutung der Schätze der Natur immer mehr das Bedürfnis einer gründlichsten und genauesten Überwachung der menschlichen Tätigkeit gefordert" hatte.

So fanden Wächterkontrolluhren dank der Weiterentwicklung verschiedener Modelle ihre Anwendung nicht nur bei Wach- und Schließgesellschaften, sondern auch in Gefängnissen, Feuerwachen oder Magazinen, bei der Eisenbahn, beim Militär, bei der Bedienung von Maschinen, bei Feuerungsanlagen, ja sogar bei der Krankenpflege. Sie lieferten auf papiernen Datenträgern eine genaue, bleibende und leicht aufzubewahrende Kontrolle.

Von der Funktionsweise glichen sich Wächteruhr und Stechuhr, die Ende des 19. Jahrhunderts der Kontrolle der Arbeiterschaft und Angestellten dienten. Der Radialapparat aus dem Hause Bürk, der auch in der Horber Sammlung steht, besaß ebenso einen um eine Trommel gewickelten Papierstreifen, auf dem wie bei der Wächterkontrolluhr mit einer Markierung die Arbeitszeit festgehalten wurde. Die Papierstreifenuhr der Marke "Bürk Patent", von der die Sammlung der Horber Nachtwächter gleich drei seltene Exemplare vorzuweisen hat, kann als Prototyp aller nachfolgenden Modelle angesehen werden.

Neben diesen ersten Kontrol luhren verfügt die Sammlung über 22 verschiedene Modelle der nachfolgenden Marke "Bürk Original". Ebenso finden sich mehrere Papierscheibenuhren die unter der Marke "Bürk Amerikaner" zunächst für den Markt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika entwickelt wurden.

Die vollkommenste Wächterkontrolle bot die Bürk Universal, weil sie in beliebiger Reihenfolge und Wiederholung eine unbegrenzte Anzahl von Stationen sekundenrasch und während jeder gewünschten Wachtperiode bedienen konnte. Von diesen Papierrollenuhren finden sich in verschiedenster Ausführung 10 Exemplare in der Horber Sammlung, auf die die Horber Nachtwächter stolz sein können.

Für "Einzel-Kontrollstellen" wurde in Schwenningen die "Bürk Stationäre" entwickelt, die sich zweifach in der Sammlung befindet. Hier fehlt den Nachtwächtern lediglich noch die "Bürk Nomina Einschreib-Wächterkontrolluhr", die die Nachtwächter bislang noch nicht ausfindig machen konnten. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.