Manuela und Christoph Straub führen als Regenten die Horber Narren durch die fünfte Jahreszeit. Foto: Morlok

Manuela und Christoph Straub führen als Regenten die Horber Narren durch die fünfte Jahreszeit.

Horb - Es ist soweit. Seit Samstagabend hat zumindest das närrische Horber Volk wieder eine echte Regierung. Manuela und Christoph Straub, bekannt als Landwirte vom "Straubhof" und als Musiker-Paar der Horber Stadtkapelle, sind das neue Grafenpaar.

Die beiden wurden passend zum Motto des kommenden Eröffnungsballs "Provinz statt Metropole – Horber Landleben XXL" auserkoren und werden als Ita von Toggenburg und Graf Rudolf von Hohenberg ganz offiziell als die neuen Regenten die Horber Narren durch die fünfte Horber Jahreszeit führen. Emma Rosenberger und Luisa Bok stehen ihnen als neue Pagen zur Seite. Ebenfalls neu im Amt ist Daniel Wagner, der Zunft-Methusalem Thomas "Metze" Kreidler nach 23 Jahren im Amt des Hofmarschalls ablöste.

Für seine außerordentlichen Verdienste um die Horber Fasnet wurde Kreidler zum Obernarr ernannt und darf, entgegen aller Vorgaben, seinen Zunft-Hut, der angeblich lebt, für immer mit nach Hause nehmen. Zudem bekam er den ersten aus Holz geschnitzten und von Hand kolorierten Hofmarschall von Zunftmeister Bukenberger überreicht. Kreidlers Ehefrau Sabine, die die närrischen Aktivitäten ihres Gatten (meist) klaglos mitmacht, wurde mit einem großen Blumenstrauß bedacht und war sichtlich stolz auf ihren Thomas.

Bevor jedoch das Geheimnis gelüftet wurde, welches repräsentative Pärchen dieses Jahr in das Häs des Grafenpaares reinpasst, ließen die Programmgestalter um Stefan "Foxi" Fox und Dany Wagner die Besucher noch ein wenig rätseln, wen es wohl erwischt haben mag. Und um die Zeit bis zum großen Moment närrisch artgerecht zu überbrücken, haben sich die Stäpfeleshopser, die Stoibrecher, die Digitalisierungsbeauftragten Mega und Giga, das Fast-Grafenpaar Rosi von der Trockenburg und Ralph-Rudolf von und zu Unterberg sowie andere Schurken sich so einiges ausgedacht.

Auf dem nichtvorhandenen Programmzettel stand wie immer ein deftiges Programm mit allerhand Gereimten und Unausgesprochenem. Ob das Gereimte sich nun wirklich reimte oder gar der Gesang als solcher auch nur ansatzweise zu erkennen war, das war Nebensache. Je schräger, je schöner – so schien auch das diesjährige Motto des Eröffnungsabends zu lauten. Eine Vorgabe, an die sich alle Akteure hielten.

Mit derbem Humor und verstecktem Lokalkolorit wurden dabei ein paar besondere Horber Spezialitäten glossiert, die es in keinem noch so schönen Einkaufszentrum zu kaufen gibt. Mit einem rustikal derben Einblick in das Leben auf dem Dorf gaben die Jung-Brecher schon mal einen kleinen Vorgeschmack in Richtung Eröffnungsball ab. Dass Kultur und klassische Musik an so einem Abend ebenso ihren Platz hat wie Blödsinn, das bewiesen drei Klavier-Virtuosen, die sonst als Stäpfeleshopser aktiv sind. Wie gut sie ihr Instrument beherrschen, dass bewiesen die drei beim freihändigen Spiel mit heruntergelassenen Hosen.

Als die Begeisterung abgeklungen war, stiegen Mega (Alex "Locke" Guth) und Giga (Stephan "Foxi" Fox) aus ihrer Cloud herunter auf die Erde und öffneten die anonymen Geheimarchive des Rathauses. Und über allem schwebte der Geist von General-Hofmarschall Kreidler. Für die beiden IT-Spezialisten war klar, dass in dem Kaff nix anonym bleibt. "Die schreiben ja sogar Namen auf die Wahlzettel."

"Guck mol, ein anonymer Leserbrief vom Walz mit folgendem Wortlaut: "Liebe Reps, AfDler und sonstige braunen Jecken. War nun schon des Öfteren auf euren Veranstaltungen, um diese Pegida persönlich kennen zu lernen. Bin Single mit flotter Vokuhila-Frisur und Kassengestell. Suche so eine Frau wie die Pegida, um eigene Reichsbürgerfamilie zu gründen."

Auch die Spatenstich-Aktion von Michael Laschinger blieb nicht ganz anonym. In seinen persönlichen Gedankennotizen hat er notiert, dass er dieses Jahr erst achtmal in der Zeitung war und dass er da was dagegen tun muss. Also Spaten kaufen und sich neben den Fuchtel stellen.

Selbst vor den intimsten Redeentwürfen eines Kommunalpolitikers machten die zwei Lichtgestalten der Datenverarbeitung keinen Halt. Peter Rosenbergers Ur-Notizen zum Spatenstich der Hochbrücke soll er angeblich so aufgeschrieben haben: "Es geht mir tierisch auf den Sack, sie hier begrüßen zu müssen, sie selbstgefälligen, übergewichtige Politamateure. Gesagt hat er jedoch etwas anderes. Gesungen aber nicht. Zusammen mit seinem Rathauskumpel Zimmermann bot Rosenberger ein Grafenpaar zum niederknien. Und in ihrem mehr taktlos gegrölten Lied von den Horber Nächten, die lang sind, ließen sie nichts aus, was Spaß macht im Städtle.

"Wir fuhren Richtung unserer schönen Stadt, die offensichtlich zu wenig Arbeitsplätze hat. Kein Gewerbe, nur vertrocknetes Geäst – nur für den Borkenkäfer ein wirklich wahres Fest." Natürlich war für die beiden klar, dass in Horb Stöckelschuhe und Netzstrümpfe zum Parken dazugehören, dass man nach der Inthronisierung des Grafenpaars am besten ins Marmorwerk zum preiswerten Weitersaufen geht und mit 30 Sachen durch Horb kachelt – und wenn’s rot leuchtet, einfach lachen.

Den Abschluss von Kalauern und Schwachsinn machten die Turmschurken, deren Titten-Tina auf Männerfang ging. Den Klaus aus Mordstetten wollte sich jedoch nicht.

Und dann war Schluss mit Lustig. Dann wurde mit drei kräftigen "Narri-Naro ond Horrido" vergnügt Horbs 96. Fasnetssaison gestartet.