Im Tafelladen werden die Waren knapp, die Nachfrage ist rasant gestiegen. Foto: Hopp

Mehr Flüchtlinge: Tafelladen hat immer mehr Kunden. Haltbare Ware fehlt. Aufnahmestopp denkbar.

Horb - Der Tafelladen Carisatt hat in drei Wochen 100 neue Kunden aufgenommen, berichtet Erwin Reck von der Caritas. "Zuvor haben die Waren gerade so für alle Kunden gereicht", sagt Erwin Reck. Jetzt wird es knapp, das Frustpotenzial steigt.

Mittwochs gibt Erwin Reck, Leiter des Caritas-Zentrums Horb, im Begegnungshaus in der Neckarstraße die Berechtigungskarten für den Tafelladen aus. "Da ist hier die Bude voll", sagt er. Seine Überzeugung ist aber die, dass niemand ausgeschlossen werden darf, der bedürftig ist. Doch das Warenangebot werde bei so vielen Kunden knapp. "Der Laden ist jeden Tag ratzeputze leer", sagt Reck.

Wenn das Busticket, das sich die Kunden kaufen müssen, mehr kostet, als sie nachher an Ware mit nach Hause nehmen können, mache das keinen Sinn und sorge für Ärger. Reck ist froh über Aktionen von Kirchengemeinden und anderen Gruppen, die Ware für den Tafelladen sammeln. "Wir benötigen dringend haltbare Lebensmittel. Das hat auch mit Frieden in der Gesellschaft zu tun", sagt er. Denn vor dem Laden höre er bisweilen Diskussionen unter angestammten Kunden, die in die rechte Ecke abdrifteten, weil den Flüchtlingen die Schuld am verknappten Warenangebot gegeben werde. Das wecke Ängste in ihm. "Ich versuche da natürlich gegenzuwirken, stoße aber nicht immer auf Verständnis."

"Alles, was im Moment für Flüchtlinge getan wird, ist nur Versorgung"

Bei der angestammten Kundschaft herrsche eine gewisse Erwartungshaltung, dass im Laden alles so läuft wie immer, ungeachtet dessen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen sich ergeben – wie etwa im Moment die Aufnahme von Flüchtlingen.

Sollte der Ansturm auf die Berechtigungskarten anhalten, müsse er einen Aufnahmestopp für den Tafelladen in Erwägung ziehen, egal wer um Aufnahme bitte. "Das wäre eine Notfalllösung bis wir wieder neue Strategien haben", sagt er über seine bislang rein theoretische Überlegung.

Gleichzeitig hält er den Kontakt, der bei der Begegnung im Tafelladen zustande kommt, für wichtig, weil die Flüchtlinge ihre Unterkünfte verlassen und ein erster Schritt in Richtung gesellschaftlicher Teilhabe gegangen werde. Von Integration sei aber noch lange nicht zu sprechen. "Alles, was im Moment für Flüchtlinge getan wird, ist nur Versorgung. Wir sind froh, wenn wir die einigermaßen schaffen. Integration kann noch gar nicht stattfinden." Erste Impulse dafür könnten über die Schule oder Vereine gesetzt werden, sagt er und fordert alle, die die Möglichkeit dazu haben, auf, Flüchtlinge einzubinden, ihnen Angebote zu machen.

Die Caritas denke derzeit in allen Gremien, egal ob sie sich grundsätzlich mit den Themen Armut oder Arbeit oder Bildungsförderung beschäftigen, das Thema Asyl mit. Diese Präsenz des Themas dränge sich auf. Was Reck aber fehlt: "Es gibt keine klare Vorstellung bei dem Thema wie es weitergeht." In allen anderen Bereichen der Sozialarbeit gebe es rechtliche Grundlagen und schriftliche Abhandlungen – im Asylbereich fehle so eine Richtschnur bislang. Es sei dringend notwendig, dass eine klare Vorstellung davon, wie es weitergehen soll, formuliert werde – und zwar von höchster politischer Ebene. "Wir sind nur die Durchführenden, wir reagieren nur, wenn wir die Probleme kommen sehen." Es ist ein Hilferuf von einer Basis in einer unübersichtlichen Situation.

Bei Reck läuft dieser Tage das Telefon heiß. "Wir haben viele Anrufer, die fragen, wie sie helfen können." Dafür sei er dankbar. Seine Tipps im Infokasten.

- Haltbare Lebensmittel

Der Tafelladen nimmt gerne haltbare Lebensmittel an: Nudeln, Reis, Dosen, H-Milch, Salz und vieles mehr. Wichtig: Produkt muss tatsächlich noch lange haltbar sein. "Wir können uns nicht leisten, dass die Leute bringen, was im Kühlschrank grade übrig ist", sagt Reck.

-  Schulbedarf

"Wir hatten eine Schulaktion, die ist irre gut gelaufen", sagt Reck. Die Materialien seien aber schon verteilt. Nach wie vor würden Hefte, Stifte, Mäppchen und ähnliches gebraucht.

-  Kleidung

Gut erhaltene Winterkleidung, gewaschen, wird im Begegnungshaus in der Neckarstraße angenommen.

-  Hygieneartikel

Zahnbürsten, Seifen, Zahnpasta, alles was zur täglichen Pflege gebraucht wird.

Man kann die Sachen sowohl im Tafelladen als auch im Caritas-Zentrum ParaDios in der Neckarstraße abgeben.