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Lehrlinge der Rolf-Benz-Schule besuchen Zimmerei Nafz

Horb-Talheim - Jüngst bekam die Mannschaft der Talheimer Zimmerei Nafz viel fachkundigen Besuch. Darunter auch Sohn Lukas, der gerade in der Zimmerei Claus Kübler in Pfalzgrafenweiler seine Lehre als Zimmermann macht.

Die Lehrlinge im zweiten Lehrjahr der Rolf-Benz-Schule, der gewerblichen Schule Nagold, waren zusammen mit ihrem Klassenlehrer Dietmar Kaupp auf Betriebsexkursion. Es war zwar eine gemeinsame Tour, aber beileibe kein gemütlicher Ausflug.

Praxis stand auf dem Theorie-Lehrplan, denn Fachtheorie-Lehrer Kaupp geht mit seinen Schülern im Rahmen des Blockunterrichts auch gerne raus in die Betriebe und lässt sie dort die Arbeitsaufträge, die von ihm an die Klasse und von dort an einzelne Teams gehen, abarbeiten. Jedes Team erhält von Kaupp vier Arbeitsaufträge, die es dann zu erledigen gilt.

Die erste Aufgabenstellung heißt: Planung und Betriebsführung. Hier muss das Team eine Exkursion zu einem Zimmerer-Ausbildungsbetrieb und/oder gegebenenfalls zu einer aktuellen Baustelle dieses Betriebs planen, organisieren und gestalten. "Und gerade dieser Punkt wird oft unterschätzt und zu spät angefangen", wusste Kaupp aus seiner langjährigen Erfahrung.

Martin Zinser, der bei Nafz lernt, begrüßte diesmal die Besucher und führte die Betriebsbesichtigung durch.

In der zweiten Phase des Arbeitsauftrags muss das Team einen Vortrag über den Betrieb halten. Entstehung, aktuelle Struktur und Tätigkeitsschwerpunkte sollten sie versuchen zu analysieren und im vorgegebenen Zeitfenster von maximal zehn Minuten vorstellen.

Beim Arbeitsschritt "Produkt" geht’s dann von der Theorie vollends in die Praxis. Ein in diesem Betrieb angewandtes Fertigungsverfahren sollte demonstriert oder zumindest nachvollziehbar erläutert werden.

In Talheim konnte das Team um Lukas Nafz den Mitschülern zeigen, wie man ein Blockhaus baut. Bei so viel spezifischem Wissen über den besuchten Betrieb ist es ganz geschickt, wenn der Herr Papa oder in diesem Fall auch der Lehrmeister so einen Betrieb hat und dem Sohn oder seinem Lehrling damit sozusagen ein Heimspiel ermöglicht.

Der Pädagoge Kaupp weiß um die Vorteile seines Systems

Punkt vier im Arbeitsauftrag sind dann die Handreichungen, doch dies ging in Talheim wie von selbst. Da wurde gesägt, mit dem Stechbeitel gearbeitet, die Verfugungen für die Stämme passgenau herausgearbeitet und sämtliche Tricks, die handwerklichen Schritte, aber auch Basisinformationen zur Materialauswahl und -Lagerung genau erklärt und vorgeführt. Und dies immer unter den strengen Augen von Dietmar Kaupp, der am Ende der Exkursion das Team und die einzelnen Zimmerleute der jeweiligen Fünfer-Gruppe bewertet.

"Jeweils drei Monate haben die Schülerteams Zeit, ›ihre‹ Exkursion vorzubereiten", erklärt er am Rande dieser Tour. Seit über zwölf Jahren macht er diese Art der Ausbildung bereits und hat dabei schon über 70 Betriebe in der gesamten Region besucht.

Kaupp, der zu 50 Prozent auch als Fachlehrer am beruflichen Seminar in Karlsruhe tätig ist und dort die Lehrer für das Zimmereihandwerk ausbildet, hat mit dieser Methode so großen Erfolg, dass er sein Projekt sogar an berufsbildenden Akademien vorstellen konnte, denn im Grunde genommen ist diese Art des Unterrichts für jeden Handwerksberuf anwendbar.

Der Pädagoge Kaupp weiß um die Vorteile seines Systems. "Die Jungs sind so im Wettbewerb, um die interessanten Dinge in ihrem Betrieb. Sie lernen ganz selbstverständlich, dass sie ihren Arbeitsauftrag nicht nur körperlich abarbeiten, sondern ihn vor vielen Leuten auch präsentieren müssen", erklärt der Fachlehrer, der betonte, dass die Schüler auf diese Weise auch das Thema Produktberatung verinnerlichen und die Scheu, vor einer großen Gruppe zu sprechen, verlieren.

"Für mache ist es schon eine große Herausforderung ihren Chef und die Kollegen zu begeistern, gleichzeitig aber auch eine große Motivation, sich und das Team im besten Licht zu präsentieren", sagt Kaupp. "Aber wir wollen keine funktionierenden Facharbeiter am Ende der Ausbildungszeit, sondern wir wollen Leute, die auch zeigen können, was sie können." Und das ist – zumindest für einen Laien – schon recht viel.

Was Lukas Nafz und Martin Zinser handwerklich und rhetorisch boten, das war schon bewundernswert, und wenn man’s nicht besser wüsste, hätte man leicht zu der Überzeugung kommen können, dass da zwei fertige Gesellen an ihrem Meisterstück arbeiten.