Die "turbogeilen Beine von Irene" beschäftigte den "Anti-Liedermacher" Martin Herrmann im Kloster. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Anti-Liedermacher" Martin Herrmann beschließt Kloster-Saison auf süffisant-frivole Art

H orb. Mit dem Auftritt des in Fr eiburg lebenden Kabarettisten und "Anti-Liedermachers" Martin Herrmann beendete das Projekt Zukunft sein diesjähriges Programm. Es verabschiedete seine Besucher mit viel frivoler Ironie in die Weihnachtspause.

Herrmann vertritt in seinem aktuellen Programm die Meinung, dass keine Frau einen Bauern sucht, und begründete dies mit recht abstrusen Gedanken- und Wortspielen, bei denen der Sachzusammenhang von Satz zu Satz, von Gag zu Gag, immer mehr im Nirwana von obskuren Nebenschauplätzen verschwindet. Sein Programm ist mehr eine Aneinanderreihung aberwitziger Wortspiele, die er stakkatoartig auf seine Zuhörer abfeuert. Kunstpausen kennt er nicht, er ist permanent an der Frau und am Mann im Publikum und lässt ihnen kaum eine gedankliche Erholungspause. Er ist quasi ein "Wortaholicer". Ein Meister in der Kunst, Realität in Nonsens umzuwandeln ohne dafür – scheinbar – viel zu tun. Doch seine Profession besteht darin, den Unsinn dieser Welt aus der Vielzahl von Informationen herauszufiltern und sie in passende Kehrreimen und Wortklaubereien bühnentauglich zu verpacken. Nicht nur in seinem mehrstrophigen Opus vom turbogeilen Autofahrer, der nur dann richtig glücklich ist, wenn der Motor seine PS aus dem Auspuff brüllt und am Schluss bei den Anonymen Überholikern landet, ist er auf den Straßen dieser Republik unterwegs, sondern auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier hat er die These bestätigt bekommen, dass diejenigen, die auf Schlagermusik und Blondinen-Witze stehen, auch für die Todesstrafe sind. "Fahren sie mal mit der Straßenbahn, lassen sich von Schlagermusik beschallen und hören sich einen Blondinen-Witz nach dem anderen an, dann sind sie spätestens nach der dritten Haltestelle ebenfalls für die Todesstrafe."

Aufgeschnappt hat er auch die Info, dass man Feinstaubalarm in Stuttgart für ein vornehmes Wort für Kehrwoche hält. Wahr ist dagegen, dass eine BMW-8er Reihe "gebaut, um den Atem zu rauben" wurde. Herrmann zeigte die entsprechende Werbeanzeige des Münchner Autobauers vor, die bei ihrem Erscheinen für mehr als nur Schnappatmung sorgte.

Nur, was hat Autowerbung mit Frauen und Bauern zu tun? Der Künstler wird’s schon wissen. Vielleicht nutzt da die Geschichte, dass Forscher herausgefunden haben, dass Fruchtfliegen Alkohol trinken, wenn sie keinen Sex bekommen können. "So klein und schon so eng mit uns verwandt", so der Kommentar des Wortakrobaten.

Wenn Martin Herrmann nicht spricht, dann sitzt er meist auf einem Hocker und bastelt sich zur eigenen, einfachen Gitarrenbegleitung kalauerähnliche Liedtexte zusammen. So von den Gegebenheiten, die dann eintreten, wenn die Chemie nicht stimmt. "Die Beine von Irene sind lang und sehr apart – doch leider stark behaart" lautet der Beginn einer Strophe. Weiter geht’s dann damit, dass sich die Irene eine Enthaarungscreme kauft, "doch die Haare an den Beinen blieben, und die Irene ist jetzt am Kopf ganz kahl."

Herrmann beherrscht auch den Rap. Strickmütze auf und einen Text über antiautoritäre Erziehungsmethoden und Motivationsansätze kreiert, an dessen Schluss der Herr Sohn klar macht, dass der Papa ab sofort mit "Motherfucker" angesprochen wird. "Schön wär’s" der Kommentar von Papa Herrmann.

Der Künstler selbst stellte am Ende seines Programmes fest, dass es wurscht ist, wer auf der Bühne steht, denn das Publikum macht letzten Endes das Programm. "Und sie waren ein besonders gutes Publikum. Wenn sie mal wieder irgendwo auftreten, lassen sie es mich wissen – ich stell’ mich dann gerne dazu."

Als kleines Weihnachtsgeschenk gab es für alle noch einen Vampire-Witz. "Fährt ein Vampir auf einem Tandem durch die Stadt. Er wird von einem Polizisten angehalten der fragte: Haben sie was getrunken? Ja, zwei Radler."