Guten Appetit: In der Mensa gibt es täglich drei Gerichte zur Auswahl, am Aktionstag sogar ein besonders wertvolles. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Aktionen am Tag der Schulverpflegung im MGG / Expertin wünscht sich häufigere Zertifizierung von Mensa-Essen

Von Lena Müssigmann Horb. Lachs an Zitronen-Dill-Soße mit Gemüsereis und gemischtem Salat, 331 Kalorien. So sieht ein optimales Schulessen aus. Aufgetischt wurde es gestern am Martin-Gerbert-Gymnasium und etwa 400 weiteren Schulen im Land beim Tag der Schulverpflegung.Die zentrale Feier in Baden-Württemberg fand am MGG statt. Außer dem Aktionsessen gab es für die Schüler einen Info-Parcours zum Thema Ernährung. Die Sechstklässlerinnen Caterina und Lina staunen, als sie beim Energiecheck lernen, dass eine Pizza etwa dreimal so viele Kalorien hat wie das Lachsmenü. Weitere Erkenntnisse ihres Rundgangs: Um ein Stück Schokolade zu verbrauchen, müssen sie 48 Seilsprünge hinlegen. Und Organensaft ist meist mit Zucker versetzt, Tipp des Ernährungsexperten hinter dem Stand: am besten selbst pressen.

Der Info-Parcours wurde zum größten Teil von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Baden-Württemberg aufgebaut, die den landesweiten Aktionstag zum vierten Mal ausrichtet. "Ziel ist, dass von den Schülern reflektiert wird, was gutes Essen ist", sagt Jürgen Maier, der das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz bei der Veranstaltung vertritt. Seine Ansprüche ans Schulessen: "Preiswert, regional, saisonal, hochwertig – und es muss gut schmecken."

Letzteres hat der Horber Mensabelieferer Sander geschafft: Nach dem gemeinsamen Mittagessen sind fast alle Teller leergeputzt. Das Aktionsessen entsprach den Qualitäts-Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das ist eine Ausnahme im Horber Mensabetrieb – Sander bietet normalerweise keinen DGE-zertifizierten Speiseplan an.

Doris Albrecht, die für die Schülerverpflegung bei der Stadt Horb zuständig ist, argumentiert, man habe die Catering-Firma als vertrauenswürdig eingestuft. Der Vertreter der DGE, Peter Grimm, stellt dem Versorger des MGG, der auch das Schulzentrum auf dem Hohenberg versorgt, ein gutes Zeugnis aus. "Der Speiseplan entspräche nach wenigen Umstellungen bereits der DGE-Qualität."

Stefan Ley aus dem Vertrieb der Firma sagt, dass die Zertifizierung auch nicht gefragt sei. "Würden die Schulträger, also die Kommunen, das DGE-Siegel fordern, wäre Sander unter den ersten, die es einführen." Einen verpflichtende Qualitätsstandard würde Susanne Nowitzki-Grimm, Leiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung, begrüßen. "Das Essen an den Schulen im Land ist noch bei weitem nicht so hochwertig, wie die DGE fordert", sagt sie.

Der Caterer sitzt in Wiebelsheim bei Frankfurt und verköstigt täglich etwa 15 000 Schüler in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg. Die Horber Schulen werden wöchentlich mit vorgekochtem, verschweißtem und gekühltem Essen beliefert, das an der Schule nur erhitzt wird.

Sander versuche zwar, saisonales Obst und Gemüse zu verwenden, bei der Regionalität wird es angesichts des weiten Aktionsfeldes von Sander schon schwierig. "Wo hört Regionalität auf?", fragt Ley. Angesichts des jüngsten Skandals bei der Schülerversorgung im Osten Deutschlands gibt er freimütig zu: "Das mit den Erdbeeren hätte auch uns passieren können."

Am MGG und am Schulzentrum werden etwa 150 Schulessen täglich ausgegeben. Jeden Tag gibt es drei Gerichte zur Auswahl. Die Stadt bezuschusst jedes Essen mit 25 Cent. Schulleiter Georg Neumann hat den Eindruck, dass die Schüler mit der Versorgung zufrieden sind. Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Daniel Wochner, äußert allerdings, einigen Schülern schmecke es nicht, die Portionen seien zu klein, beim Nachschlag gebe es zu Nudeln keine Soße mehr. Doris Albrecht nahm den Hinweis auf. Konkrete Beschwerden könnten Schüler beim Thekenpersonal anbringen, sagt sie. Bei Problemen sei das Schulsekretariat oder sie direkt, Telefon 07451/90 11 08, Ansprechpartner.

In der Mensa sitzen die Schüler zusammen, essen, lachen. "Heute hat es Spaß gemacht, in der Mensa zu essen", sagt Biolehrerin Kirsten Gockel. Das sei nötig, um möglichst viele Schüler für das vollwertige Essen zu begeistern, und um sie von der Alternative abzuhalten – dem Gang zur Imbissbude.