Der Musikverein Fortuna Talheim ehrte bei seiner Versammlung verdiente Mitglieder, von links: Peter Kreidler, Jürgen Lutz, Christian Danneberg, Hans-Peter Merkel, Willi Lohrer, Rainer Klink und Anton Ade. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: "Fortuna" freut sich über gute Kameradschaft – auch wenn der Mangel an Musikern bei Auftritten problematisch wird

Fast eine Dublette zu ihrer Jahreshauptversammlung vom Vorjahr präsentierten die Verantwortlichen des Musikverein Fortuna Talheim in diesem Jahr.

H orb-Talheim . Fast alles war wie im vergangenen Jahr: Man traf sich wieder im Schützenhaus, einige Ehrenmitglieder versammelten sich am Stammtisch, die aktiven Musiker waren in Uniform und mit ihren Instrumenten vor Ort, und Vorstand Anton Ade durfte neben weiteren Mitgliedern und Gästen auch in diesem Jahr Peter Kreidler vom Blasmusikkreisverband Freudenstadt begrüßen, der die Verbandsehrung durchführte.

Nach einem musikalischem Intro, rhythmisch und schwungvoll vorgetragen, sowie der Totenehrung, an der man insbesondere dem im letzten Jahr verstorbenen Ehrenmusiker und ehemaligem Vorstand Erwin Weihing gedachte, legten die Talheimer dann ihr gewohntes Sitzungstempo vor. Schriftführer Christian Dannenberg berichtete kurz und knapp von den Höhepunkten des zurückliegenden Vereinsjahres. Als Highlight wertete er den Auftritt beim Tag der offenen Tür der Gärtnerei Stephan in Derendingen, für den es von allen Seiten nur Lob gab. Auch die beiden Auftritte beim Pfingstfest der Murgtalmusikanten in Klosterreichenbach sowie beim Straßenfest in Hochdorf konnten sich sehen und vor allem hören lassen.

Zu diesen Auftritten gab es auch Lob von Dirigent Jörg Dold, der seinen Bericht nicht selbst abgegeben konnte, da er am Sonntagnachmittag verhindert war. Zum Spiel beim Fest der Gläsernen Produktion bei der Schäferei Thierer in Talheim musste Dold jedoch anmerken, dass man hier nur mit einigen Aushilfen spielfähig war. "Wenn man mit drei fremden von sechs Blechbläsern antritt, dann bringt das die Balance allein in diesem Register schon sehr in eine Problemzone", merkte der Dirigent an, der sich ansonsten recht ratlos in Bezug auf die Gewinnung von Mitmusikern oder gar dem Nachwuchs zeigte. In seinem Gesamtfazit wertete Dold, dem Vorstand Anton Ade "Nerven wie breite Nudeln" attestierte, das Jahr zwar als teilweise schwierig, jedoch auch sehr unterhaltsam. Vor allem die Kameradschaft im Verein, der derzeit 14 aktive Musiker zählt, sei genial, stellten Ade und Dold unisono fest. Mit dem "Silvesterspielen" verabschiedete man sich vom alten Jahr.

Wer die Historie des Vereins näher kennt, der vermisst bei diesen Jahreshöhepunkten vor allem das Weinfest, das die Fortuna immer in Eigenregie in der Steinachhalle anbot, und das Adventskonzert, das bislang in der Untertalheimer Kirche St. Michael- und Laurentius gespielt wurde. Zum Weinfest bemerkte Ade schon im letzten Jahr: "Wir können dieses Fest mit der aktuellen Vereinsstärke nicht mehr stemmen". Er ergänzte jetzt, dass er noch etwas anderes befürchtet: Wenn man solche Feste mit aller Gewalt durchziehe, könnten einem auch die Mitglieder davonlaufen. Das Adventskonzert musste man ob der vielen Kranken, die man in diesem Dezember zu beklagen hatte, absagen, und man hofft, dass es 2020 wieder stattfindet. Im Jahr 2019 wurden insgesamt neun Auftritte und 41 Gesamtproben abgehalten.

"Wir dürfen nicht zwanghaft an bestehenden Strukturen festhalten, sondern müssen uns an unseren Möglichkeiten orientieren", lautete eine der Kernaussagen von Ade zur zukünftigen Ausrichtung des Vereins.

Klar ist für ihn auch, dass die Kapelle nur dann antritt, wenn man die Register einigermaßen vernünftig besetzen kann. "Entweder wir spielen ordentlich oder gar nicht", sagte er. Auch wird die Fortuna nicht in einem Wettstreit mit den Kollegen vom Musikverein Obertalheim treten. "Es hat keinen Sinn, die Jugend auseinanderzureißen – wichtig ist, dass sie den Weg zur Musik findet", so die Meinung von Ade zu diesem Thema. Eine Einstellung, die Knut Peter, einer der Vorstände des Obertalheimer Orchesters, der an dieser Hauptversammlung teilnahm, sicher gern gehört hat.

Natürlich wurde nicht nur geprobt und gespielt. Auch die Kameradschaft untereinander wurde bei einigen internen Festen gefestigt. Ade bestätigte seinem Verein einen tollen Zusammenhalt. "Bei uns kann und macht jeder alles – man könnte die Ämter einfach tauschen, und es würde alles weiterhin wie am berühmten Schnürle laufen. Nur ausfallen darf keiner." Und da war er auch schon wieder beim neuralgischen Punkt des Vereins, der Mitglieder- und Nachwuchsgewinnung, angelangt. "Es gibt in ganz Talheim wahrscheinlich niemanden, den ich nicht schon deswegen angesprochen habe." Leider erfolglos, wie Ade zugeben musste. Aber solange so wenig "Nasen" so einen tollen Job machen und zudem einen solch guten Sound produzieren, muss man sich um die "Fortuna" noch keine Sorgen machen. Da kann man auch das kleine Minus in der Kasse verkraften, das 2019 wieder registriert wurde. "Nicht die Investitionen in Dirigent, Probelokal oder Instrumente führen zum Minus, sondern die fehlenden Einnahmen. Spenden sind daher herzlich willkommen", so Ade. "Und wenn wir unser Guthaben aufgebraucht haben, können wir ja noch unsere Instrumente verkaufen", lautete eine durchaus ernst gemeinte Ansage vom Vorstand, der anmerkte, dass man beispielsweise noch jede Menge Klarinetten im Bestand hat.

Bei den anstehenden Wahlen wurden sowohl Bernhard Bischof im Amt des Kassieres als auch Beisitzer Daniel Müller im Amt bestätigt. Der Posten des Jugendleiters bleibt weiterhin unbesetzt. "Darüber machen wir uns Gedanken, sobald wir eine Jugend-Kapelle haben", lautete ein kluger Entschluss.

Zum Schluss der Versammlung wurden verdiente Musiker geehrt. Peter Kreidler vom Blasmusikkreisverband Freudenstadt durfte zuerst Christian Danneberg die Fördermedaille des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg in Gold mit Urkunde für 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit zur Förderung der Blasmusik überreichen.

Hans-Peter Merkel, bereits im Vorjahr zum Ehrenmitglied ernannt, wurde für 30 Jahre aktive Tätigkeit im Verein mit der Ehrennadel in Gold und entsprechender Urkunde ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die Funktionär Kreidler in seiner langen Laufbahn noch nie vergeben durfte, ging an Willi Lohrer. Sensationelle 70 Jahre ist er aktiv bei der Fortuna und neben vielen lobenden Worten gab es für ihn die Ehrennadel in Gold mit Diamant sowie den entsprechenden Verbandsehrenbrief.

Der Wiesenstetter Funktionär Peter Kreidler hatte für den Jubilar aber noch einen weiteren Anreiz in petto: "Seit 2019 gibt es auch eine Ehrung für 75 Jahre, und es wäre schön, wenn ich sie dir in fünf Jahren auch noch ans Revers heften dürfte", sagte Kreidler. Lohrer nahm’s gelassen und antwortete: "Ich nehm’s zur Kenntnis."

Aber nicht nur die Verbandsehrung standen an, sondern der Musikverein "Fortuna" Talheim ernannte Rainer Klink entsprechend der neuen Satzung zum Ehrenmitglied.