Im Steinacher Gemeindewald sind 2022 1900 Festmeter eingeschlagen worden. Foto: Hildenbrand

Deutlich weniger Holz als geplant ist im Steinacher Gemeindewald 2022 eingeschlagen worden, Grund war ein längerer krankheitsbedingter Ausfall. Viel Holz wurde außerdem nach China verkauft.

Steinach - Das vom Bund aufgelegte Förderprogramm "Klimaangepasstes Waldmanagement" läuft auf zehn Jahre (wir berichteten). Mario Herz, der neue Leiter des Forstbezirks Wolfach, stellte die Förderrichtlinie vor – zunächst aber hatte er den Vollzugsplan für das Jahr 2022 mitgebracht.

Geplant war eine Holzernte von 3500 Festmetern. Vollzogen wurden davon lediglich 1900 Festmeter. Auch in Sachen Jungbestandspflege und Ästung wurden die Planzahlen nicht erreicht. Zum einen sei der Stammrücker krankheitsbedingt für längere Zeit ausgefallen. Außerdem seien die Waldarbeiter der "Waldservice Ortenau" nur temporär verfügbar gewesen. "Diese betrieblichen Störungen konnten wir über den Jahresverlauf nicht ausgleichen", so Herz.

Markt vor Ort im Sommer gesättigt

Gemeindeförster Günter Schmidt blickte auf ein sehr trockenes Jahr zurück. "Wir hatten große Probleme auch im Gemeindewald", sagte er. Im Sommer habe es zunächst die Fichte erwischt, "jetzt bekommen wir zunehmend Probleme mit der Weißtanne". Das Thema werde die Gemeinde und den Förster in den kommenden Jahren beschäftigen.

Im Jahresverlauf wurde außerdem viel Holz nach China verkauft. "Wir geben das Holz nicht gerne ab, aber wir hatten keine andere Möglichkeit", so Schmidt. In der Aussprache nahm Gregor Uhl (FW) das zum Anlass, auf eine Diskrepanz hinzuweisen: Auf der einen Seite sei von den hiesigen Sägewerken zu hören, sie würden kein Holz bekommen. Auf der anderen Seite ginge dann hiesiges Holz um die halbe Welt. Herz sagte, das Signal im Sommer sei gewesen, dass der Markt vor Ort wegen des vielen Schadholzes gesättigt war. "Wenn es das Ventil China nicht gäbe, wäre das schlecht für die Region. Vor Ort konnten die Mengen nicht abgefangen werden." Schmidt ergänzte, in der Situation sei der Holzverkauf nach Asien ein großer Vorteil gewesen. "Das Holz ist zeitnah abgefahren worden, so mussten wir keine Chemie einsetzen, um die Käfer zu töten." Herz betonte, das Holz werde selbstverständlich den Sägewerken vor Ort angeboten – aber wenn der Markt gesättigt sei, werde es schwierig.

Schneller Verkauf Vorteil bei Käferbekämpfung

Eine Zwischenprüfung gemäß Forsteinrichtungsverordnung hat ergeben, dass der Hiebsatz im Steinacher Wald in den kommenden fünf Jahren erhöht werden soll – um insgesamt fünf Prozent gerechnet auf diese fünf Jahre (insgesamt 1400 Festmeter). Dadurch soll das Betriebsrisiko verringert und weitere Baumarten eingebracht werden. "Die Zukunftsprognosen für Tanne oder Fichte sind nicht gerade rosig, gerade bei Althölzern", so Herz. Daher sei es wichtig, diese aus dem Wald zu holen.

"Auch 2023 wollen wir im Gemeindewald erfreuliche schwarze Zahlen schreiben", leitete der Forstbezirksleiter zu Planung für das kommende Forstjahr über. Das hänge natürlich vom immer noch volatilen Holzmarkt ab, aber die Prognosen seien aktuell gut (Zahlen siehe Infokasten).

Xaver Rockenstein (FW) hakte nach, wer in Sachen Wildverbissschutz etwas tun könne. Herz betonte, das sei Sache des Waldbesitzers. Das Amt für Waldwirtschaft könne unterstützen, aber über Jagdpachtverträge habe der Waldbesitzer die Möglichkeit, Rahmenbedingungen abzustecken.

"Rehwild geht konzentriert auf manche Baumarten, daher entsteht dort hoher Verbissdruck", machte Herz deutlich. Dann können sich die Baumarten durchsetzen, die vom Rehwild verschmäht werden. "Das ist schwierig, weil wir damit die Diversität verlieren, die wir im Klimawandel brauchen", so Herz. Revierförster Schmidt stimmte ihm zu: "Verbiss ist für uns im Zusammenhang mit dem Klimawandel ein großes Problem."

Die Gemeinde Steinach steigt zudem als bisher einzige Gemeinde im Kinzigtal in die Bundesförderrichtlinie »Klimaangepasstes Waldmanagement« ein. Wie bereits in Hofstetten (wir berichteten) stellte Mario Herz, Leiter des Forsbezirks Wolfach, die Förderung vor. Steinach gehört zu den kommunalen Waldbesitzern mit mehr als 100 Hektar Forst, daher muss die Gemeinde zwölf definierte Waldkriterien erfüllen: Unter anderem Stilllegung von fünf Prozent der Fläche, Ausweisung von fünf Habitatbäumen pro Hektar und den Verzicht auf Kahlschläge. Für Steinach bedeutet das, dass 10,34 Hektar auf 20 Jahre stillgelegt werden. Die 982 Habitatbäume werden auf zehn Jahre ausgewiesen.

Die Fördersumme beträgt in den ersten zehn Jahren 20 680 Euro pro Jahr, in den Jahren elf bis 20 noch 1034 Euro jährlich –  weil dann nur noch die Flächenstilllegung gefördert wird. Steinachs Wald erreicht so in den kommenden Jahren knapp 217 000 Euro über das Bundesförderprogramm, abzüglich von 6000 Euro, die in den ersten zehn Jahren für eine Zusatz-Zertifizierung ausgegeben werden müssen. Tino Joos (CDU) hakte wegen der  Flächenstilllegung nach: Ob das wirklich bedeute, dass der Wald sich selbst überlassen werde. »Was passiert, wenn die Fläche vom Käfer befallen wird?« Aus waldschutzrechtlichen Gründen könne man eingreifen, so Herz. »Wir werden es aber vermeiden, Fichtenbestände auszuweisen.« 

»Steinach hat im Kinzigtal die beste Struktur, um diese Förderrichtlinie umzusetzen«, sagte Herz. Dazu komme die  kommunalpolitische Ebene: Eine Beteiligung an der Förderung zeige, dass die Gemeinde das Thema Klimawandel wahrnimmt und handelt, sie lässt sich das aber auch honorieren. »Hier können wir die Richtlinie umsetzen, ohne dass Nachteile für die  Waldbesitzer entstehen«, war sich Herz sicher. Die Alternativen Alt- und Totholzkonzept seien sicher auch gut, aber die dauerhafte Zweckbindung der Ökopunkte sah er für Steinach eher als nachteilig.

Da die Fördermittelvergabe nach dem Windhundprinzip erfolgte, hatte die Gemeinde bereits einen Antrag gestellt. Die bewilligten Fördergelder hätte sie zurückgegeben, hätte der Gemeinderat nicht zugestimmt. Das war aber nicht nötig: Das Gremium sprach sich einstimmig dafür aus.

Statistik

Hiebsatz: 3100 Festmeter

Anbau: 140 Stück Traubeneiche, 60 Stück Hainbuche, 200 Weißtannen

Kultursicherung: auf 0,5 Hektar

Jungbestandspflege: auf drei Hektar

Wildverbissschutz: auf 0,5 bis einem Hektar

Instandsetzung Maschinenwege: 200 Meter

Erträge: 117 420 Euro (davon 113 650 Euro Holzerlös)

Aufwendungen: 67 000 Euro

Gewinn: 50 420 Euro