Bei der Abschlusskundgebung am Bahnhof betont Bürgermeister Hermann Acker die Bedeutung der Erinnerungskultur. Foto: Wagner

Am Mittwoch ist der "Marsch des Lebens" durch Oberndorf gezogen. Die Redner machten dabei deutlich, wie wichtig es auch noch heute ist, die Vergangenheit in Erinnerung zu halten.

Oberndorf - Trotz des wenig einladenden Wetters hatten sich doch einige Menschen in Oberndorf zusammengefunden um mit dem "Marsch des Lebens" an die Opfer des Holocaust zu erinnern. Allerdings gehe es nicht nur um die Erinnerung an den Holocaust, sondern auch um Versöhnung und Vergebung zwischen den Nachkommen der Täter- und Opfergeneration, war der einhellige Tenor der Redner an diesem Abend.

Den Überlebenden eine Stimme geben

Harald Schowalter vom Team Schwarzwald der Initiative "Marsch des Lebens" erinnerte bei seiner Begrüßung vor dem Mahnmal am ehemaligen Arbeitserziehungslager im Aistaiger Lautenbachtal an viele Aktionen der Initiative der vergangenen Jahre zum Gedenken und auch daran, dass dies bereits die zweite Veranstaltung in Oberndorf sei. Mit der Aufarbeitung der Vergangenheit wolle man den Überlebenden des Holocaust eine Stimme geben und damit ein Zeichen gegen Antisemitismus, aber auch für den Frieden setzen.

Andreas Kussmann-Hochhalter, als ehemaliger Museumsleiter und Archivar bestens mit der Materie vertraut, berichtete über das Lager im Lautenbachtal das 1940 von der Gestapo eingerichtet worden war. Er beschrieb das Leben und Leid der Gefangenen, deren unmenschliche Unterbringung und verhehlte auch nicht den Tod von 79 Menschen, die hier ermordet worden waren und deren Namen an diesem Abend vorgelesen wurden.

Abschlusskundgebung am Bahnhof

Gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg vom Lautenbachtal, vorbei am Haus Eppstein in der Bahnhofstraße zum Oberndorfer Bahnhof, um an der Abschlusskundgebung teilzunehmen.

Der Oberndorfer Bürgermeister Hermann Acker bekannte, dass der Friede auf der Welt, die Demokratie, die Menschenwürde, aber auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit es immer wert seien, dafür auf die Straße zu gehen, um zu marschieren, um damit auf die Menschenrechte aufmerksam zu machen.

In diesem Zusammenhang ging Acker auch auf den Krieg in der Ukraine ein und forderte auf mit allem Nachdruck für den Frieden, die Freiheit und die Grundrechte einzutreten. Nur wenn man ständig erinnere, mahne und dabei auch die eigene deutsche Geschichte wachhalte, könne man andere mit auf den Weg nehmen, auf den Weg in eine hoffentlich friedliche Zukunft, so Hermann Acker.

Zeichen gegen Antisemitismus

Andreas Kussmann Hochhalter ging auf die Bedeutung des Bahnhofs für die Insassen des Arbeitserziehungslagers ein und gab einen Rückblick auf des Leben der Juden in Oberndorf während des Dritten Reiches.

Tatjana Malafy von der jüdischen Gemeinde Rottweil betonte, dass sie sehr beeindruckt sei und bedankte sich bei den Teilnehmern der Veranstaltung für dieses große Zeichen gegen den Antisemitismus. Anlässlich des israelischen Feiertags Jom haScho’a am 28. April zündete sie sechs Kerzen an, um der vielen Toten zu gedenken.

Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Akkordeonmusik, jüdische Tänze und Erzählungen von Menschen, deren Vorfahren den Holocaust selbst erlebt hatten.