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Der 53 Jahre alte Agrarwissenschaftler ist mit überwältigender Mehrheit gewählt worden.

Stuttgart - Es war ein holpriger Weg bis zum Ziel, doch am Freitag hat die Universität Hohenheim nun tatsächlich einen neuen Rektor gewählt. Zum 1. April 2012 übernimmt Stephan Dabbert die Geschäfte vom derzeit amtierenden Chef Hans-Peter Liebig.

Die Freude ist groß in Hohenheim. „Ich bin sehr froh, dass wir nun einen geeigneten Nachfolger gefunden haben“, formulierte Hans-Peter Liebig seine Erleichterung darüber, dass das bisweilen unerfreuliche Gezänk um seine Nachfolge letztlich zu einem glücklichen Ende fand. Mit überwältigender Mehrheit hatte der aus elf Mitgliedern bestehende Unirat am Vormittag den internen Bewerber Dabbert mit neun von zehn Stimmen gewählt, am Nachmittag wurde die Wahl von 24 Stimmberechtigten des Unisenats mit 23 Ja-Stimmen bestätigt. Noch vor dem Gang zur Wahlurne hatte Liebig die Senatsmitglieder gebeten, sich nicht ihrer Stimme zu enthalten. „Rein rechtlich gesehen können Sie das natürlich tun, aber eine Enthaltung ist aus meiner Sicht moralisch nicht möglich“, sagte er. Leer gingen die anderen Bewerber Dirk Hachmeister und Lutz Fischer aus, beide sind ebenfalls seit vielen Jahren in Hohenheim tätig.

Monatelange Suche nach passendem Uni-Chef

Der Wahl vorausgegangen war eine monatelange Suche nach einem passenden Unichef. Bereits vor einem Jahr sollte der Posten neu besetzt worden; der 66 Jahre alte Liebig wollte sich aus privaten Gründen in den Ruhestand verabschieden. Doch der Senat machte dem Unirat einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, indem er den vom Rat gewählten externen Kandidaten kurzerhand nicht bestätigte. Dann sollte mit dem 43 Jahre alten Betriebswirtschaftler Christoph Müller von der Universität St. Gallen zum 1. Oktober schließlich Ruhe im Schloss einkehren. Doch offensichtlich hatten sich beide Seiten zu spät über die Gehaltsfrage unterhalten, denn der designierte Nachfolger sagte nur drei Wochen vor seinem geplanten Amtsantritt überraschend ab. Die Rede war von einer plötzlichen „spürbaren Gehaltsabsenkung“, er fühle sich von der Uni Hohenheim „getäuscht“, so Müller.

Mit dem seit 1994 in Hohenheim tätigen Stephan Dabbert haben die Mitglieder der Unispitze nun einen Rektor ins Amt gehoben, der in einem ganz entscheidenden Punkt ihren Wünschen entspricht: Er ist einer von ihnen. Schon immer hatten Liebig und der Uniratsvorsitzende Herwig Brunner keinen Hehl daraus gemacht, dass ihnen ein Bewerber aus den eigenen Reihen am liebsten wäre. Aus dem Grund seien aus den insgesamt 14 Bewerbern auch nur die drei Hohenheimer in die engere Wahl gekommen; alle anderen wurden schon früh aussortiert. „Das mag vielleicht old-fashioned klingen, aber wir sind eben nunmal eine kleine Uni, und in einer kleinen Uni muss man alle Bereiche kennen – das kann ein Externer nur schwer leisten“, betont Liebig. Brunner bestätigt diese Einschätzung. Mit einem internen Nachfolger sei man bestens aufgestellt, zumal viele Arbeiten anstehen, die der Neue zu bewältigen hat. So solle etwa das Ziel von 10 000 Studierenden erreicht werden, die bauliche Ausstattung müsse vorangetrieben und die Akquise von Forschungsgeldern fortgesetzt werden.

Doch Stephan Dabbert scheut die Herausforderungen nicht, im Gegenteil. „Ich war bereits einige Jahre als Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften tätig und bringe daher einiges an Erfahrung mit“, sagt der promovierte Agrarwissenschaftler. Auch er schätzt die Vorteile einer langjährigen Zugehörigkeit zur Hohenheimer Uni als Basis für die neuen Aufgaben als hoch ein. „Ich kenne viele Bedürfnisse und die Anliegen der verschiedenen Bereiche, ein solcher Perspektivwechsel ist nun sicher gut und fruchtbar für alle Beteiligten.“ Eine frühere Bewerbung sei für ihn allerdings nicht in Frage gekommen; zunächst habe er seine Arbeit am Forschungsprojekt „Certcost“ abschließen wollen, bei dem die Wissenschaftler das Öko-Kontrollsystem der Europäischen Union untersuchten. Dabbert stammt aus Braunschweig, ist verheiratet und hat drei Kinder.