Apfelernte im Obst- und Gartenbau-Vereinsgelände: Hier verbringt Renate Kappler viele Arbeits-, aber auch gesellige Freizeitstunden. Fotos: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Renate Kappler hat in Höfen immer etwas zu tun

"Höfen ist für mich Heimat. Weit darüber rausgekommen bin ich nicht." Renate Kappler schmunzelt. Was die wesentlichen Ereignisse ihres Lebens betrifft, war ihre Heimatgemeinde immer Dreh- und Angelpunkt.

Höfen. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen", erzählt die 69-Jährige, "in die Schule gegangen. In unserem schönen Schulhaus oben am Schönblickweg. Damals war es noch eine Volksschule, die man acht Jahre lang besuchte." Ihre Ausbildung hat sie im Oberen Enztal gemacht: "Ich habe Bürokauffrau bei Eisen-Haag in Neuenbürg gelernt. Das Büro war mir allerdings zu trocken. Der Laden mit den Kunden war meine Heimat." Ihr Ehemann, von dem sie mittlerweile 22 Jahre geschieden ist, kam auch aus dem Oberen Enztal – aus Calmbach.

Mit den Eltern wuchs sie als einzige Tochter in einem Haushalt auf, in dem im besten Wortsinn gehaushaltet wurde: "Wir wohnten zunächst in einem älteren Haus hinter dem jetzigen Kindergarten, das lange nicht mehr steht." Der Vater betrieb unter anderem Landwirtschaft, "er hat die Gräfenau-Wiesen bewirtschaftet". Gelände, das mittlerweile fast bis zum letzten Fleck mit Industrie und Gewerbe bebaut ist. Mittendrin gibt es heute noch eine kleine grüne Oase, die so etwas wie eine zweite Heimat für Kappler ist: das gemeindeeigene Pacht-Vereinsgelände des Obst- und Gartenbauvereins (OGV).

"Das erste Vereinsgelände war oben in den Neuen Äckern, wo viele Leute ihre Gärten hatten", erzählt sie, "aber das wurde ja dann Neubaugebiet. Und dieses Stück hier besitzt eine Quelle. Daher verkauft es der Bürgermeister zum Glück nicht". Also gedeihen einige Blumen und Apfelbäume bis heute mitten zwischen Industriehallen und Anlieferverkehr. Es ist die zweite Heimat von Renate Kappler: Ihre Eltern bereits waren im OGV aktiv – "und da bin ich halt mit reingewachsen". Der Vater, der auch im Sägewerk arbeitete und in späteren Jahren ein Baugeschäft betrieb, steuerte die eine oder andere Maschine und Lagerplatz für den Verein bei.

Die Tochter wurde vor 42 Jahren Mitglied, vor 30 Jahren Ausschussmitglied und vor 21 Jahren Vorsitzende – bis heute. "Mein Vor-Vorgänger war ja skeptisch mit Frauen im Verein", schmunzelt die resolute Frau, "sie wollten zuerst meinen Mann gewinnen, aber der war kein Vereinsmeier. Also haben sie sich mich gekrallt – hochschwanger gerade mit dem zweiten Kind!" Kappler lacht dazu und ergänzt: "Heute ginge es gar nicht mehr ohne Frauen. Engagierte Mitglieder fehlen sowieso."

Im zurückliegenden Jahr fanden sich glücklicherweise junge Organisatoren für den Fortbestand des traditionsreichen und beliebten Sägeräckerlesfestes.

Seit 35 Jahren betreibt die rührige Höfenerin außerdem ihr "Woll- und Bastellädle" in den Lauppenwiesen im elterlichen Haus. Die Handarbeiten waren eine der Verbindungen, die sie mit zwei gut bekannten und engagierten Höfenerinnen zusammenbrachte, die beide 2017 verstarben: Ilse Schanz, langjährige Kindergärtnerin, und Dörthe Lustnauer. "Wir waren gemeinsam auf Stoffmessen. Haben manches unternommen. Ich vermisse beide sehr."

Ihre Freizeit gestaltet Renate Kappler großteils – natürlich – in Höfen: "Ich habe wieder begonnen, regelmäßig zum Frühschwimmen ins Freibad zu gehen. Unser Freibad, das ist einfach was Wertvolles."

Selbstverständlich unterstützt sie den Förderverein, wenn das geht, backt einen Kuchen oder hilft beim 24-Stunden-Schwimmen. Einfach so. Schließlich kennt sie die Leute im Ort samt ihren Nick-Namen: "Da wohnte die Metzger-Emma" – und die Leute kennen sie.

"Ach ja", fällt ihr ein, "Außenstellenleiterin der Volkshochschule bin ich auch seit über 25 Jahren. Alles so Geschäftle, die weniger gern gemacht werden. Nachher kriegt man sie nicht mehr los!" Den Kontakt zu den Menschen schätzt sie dabei stets.

Überhaupt habe sie in Höfen immer etwas zu tun: "Mir ist nie langweilig." Eine Freundin wohnt direkt neben ihr: "Da setzen wir uns manchmal gemeinsam in den Hof." Mit der Gastronomie im Ort sei es ja nicht mehr so reich bestellt, "jetzt wo der Karle und der Dieter im November aufhören."

Mit Hingabe pflegt Kappler den Vorgarten am eigenen Haus in den Lauppenwiesen. Wenn auch neuerdings mit einem leicht mulmigen Gefühl: "Gegenüber sollen Bauplätze hin." Dann wird die jahrzehntelange idyllisch-grüne Sicht bis zur Enz Vergangenheit. Doch getreu ihrem Lebensmotto sagt Kappler: "Man muss es nehmen, wie es kommt." Das "Wo" steht dabei außer Frage: natürlich in Höfen.