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Themenweg: In Höfen gibt es einige architektonische Leckerbissen und viele heimatgeschichtliche Besonderheiten zu entdecken

Außer Wandern und Spaziergängen lässt Corona gegenwärtig nicht allzu viele Freizeitbetätigungen zu. Wenn es dann noch schneit, sind auch die sonst weiten Wander- und Spazierstrecken nur bedingt nutzbar. Was aber möglich bleibt, sind Rundgänge auf historischen Themenwegen innerhalb der Orte – wie in Höfen.

Höfen. An 23 Stellen informieren dort Tafeln über Besonderheiten. Wer den kleinen, im Rathaus erhältlichen Prospekt "Historischer Rundgang – Höfen an der Enz idyllisch und erfrischend" nicht parat hat, braucht nur mit offenen Augen durch die Enztalgemeinde zu gehen, und er findet auch so immer wieder Interessantes.

Ausgangspunkt der Tour ist bestenfalls das Rathaus

Gestartet wird am besten am Rathaus, das Jonathan Knapp 1830 erbauen ließ. Dessen Initialen sind im Innenhof an einem Balkongeländer zu erkennen. 1849 kam das Anwesen in den Besitz des Schultheißen Eduard Leo, der es 1880 an die Gemeinde verkaufte. Seither dient es der Gemeindeverwaltung. Von 1898 bis 1974 war im hinteren Teil das "Kinderschüle" untergebracht. Dieses gab es schräg gegenüber im Alten Rathaus schon seit 1843, so früh wie selten in einem Dorf.

Ein Blick sollte auf der anderen Enzseite dem Bahnhof gelten, der heute privat genutzt wird. Er wurde mit einem Zuschuss der Gemeinde, die Wert auf dessen gefällige Gestaltung legte, 1868 erbaut. Nach einem Blick auf die "Villa Lerch", das Domizil einer Fabrikantenwitwe, und auf das Wohnhaus des Ahnherrn Abraham Krauth von der gleichnamigen Flößer- und Holzhändlerdynastie geht es vorbei am 1751 von Johannes Bodamer errichteten Ochsen. Der Bauherr, der für das heutige Hotel und Restaurant den Grundstein legte, war ebenfalls Holzhändler und außerdem der Anwalt des Weilers Höfen. Dieses Amt aus damaliger Zeit ist in etwa mit dem eines heutigen Ortsvorstehers vergleichbar. Höfen wurde erst 1799 selbstständige Gemeinde. Vorher war der 1376 erstmals genannte Ort nämlich noch Teil Calmbachs, wo auch der Schultheiß saß.

Außen wie innen ein Juwel des Jugendstils ist die Villa Comerell, die in den Jahren 1904 bis 1906 unter Regie des renommierten Stuttgarter Architekten Johann Weirether entstand.

Hermann Hesses Schwester ist von 1919 bis 1930 Pfarrfrau

Auf der rechten Seite der Enz, wo der Uferweg und die Hindenburgstraße beliebte Spazierstrecken am Enzufer sind, dient das Wehr der 1970 abgebrannten Teilhabersägemühle aus dem Jahr 1808 heute einem kleinen Wasserkraftwerk. Neben anderem fällt am nördlichen Ende dieser Runde das Schützenhaus auf, das einst ein Gebäude der 1721 entstandenen Unteren Sägmühle, der Enderlins-Sägmühle, war. Auf dem Rückweg sind die neue, baldiger Fertigstellung entgegengehende Gemeindehalle und deren Vorgängerin aus dem Jahr 1932 nicht zu übersehen. Oberhalb der Bundesstraße steht ein weiteres Bauwerk von architektonischem Rang: die durch den damaligen Ulmer Münsterbaumeister August von Beyer zwischen 1892 und 1894 errichtete evangelische Kirche.

Im evangelischen Pfarrhaus daneben mag der berühmte Hermann Hesse gelegentlich vorbeigeschaut haben: Die von 1919 bis 1930 hier lebende Pfarrfrau Adele Gundert war nämlich seine Schwester.

Die schöne Hofanlage Haus Lustnauer gegenüber baute 1781 der Teilhaber der Holländer Holzhandelscompagnie Christoph Friedrich Bodamer, der später der erste Schultheiß der selbstständigen Kommune Höfen wurde.

Unweit vom Alten Rathaus, das bis 1907 auch Schulhaus war, entstand 1952 aus dem Schuppen einer Schreinerei die katholische Kirche. Abgelöst wurde das alte vom für seine Zeit modernen, neuen Schulhaus, geplant von dem berühmten Stuttgarter Architekten Theodor Fischer. Schon 1907 war es mit einer Dampfheizung und einem Schülerbad ausgestattet.

Von dort oder der benachbarten Friedenslinde, die seit Ende des Kriegs 1870/71 zum Frieden mahnt, gleitet der Blick weit über das unten liegende Dorf und entschädigt für den kurzen, aber steilen Aufstieg. Nicht auslassen sollte man den seit 1859 an seinem Platz bestehenden Friedhof.

Viele alte Grabmale, die zurückreichen bis in die Zeit, in der er angelegt worden ist, sind auf dem Höfener Friedhof erhalten. Die Monumente deuten aufgrund ihrer Gestaltung vielfach auf den Reichtum hin, den einst die Holzwirtschaft nach Höfen brachte. Besonders hingewiesen wird auf das Grab des Heimatdichters Ludwig Schwarz (1840 bis 1931) mit Schild 22 des "Historischen Rundgangs". Als weitere Bestattete wären ebenfalls Kandidaten für Informationen über den Grabstein hinaus: der ehemalige Leiter der Volksheilstätte Charlottenhöhe und in seiner Zeit berühmte Mediziner Erwin Dorn (1887 bis 1957) sowie der Heimatforscher und Oberlehrer Friedrich Fick (1888 bis 1970) als Mitverfasser der Schrift, "Enztal-Heimat – Ein Führer durch Calmbach und Umgebung".