Rechts neben dem Treibholzrechen zwischen Rangendingen und Stein klafft seit dem vergangenen Starkwasser der Starzel ein riesiges Loch. Links ist die intakte Seite der Krainerwand zu sehen. Foto: Fotos: Beiter

Hochwasser: Krainerwand am Rangendinger Treibholzrechen wird vorerst nicht ersetzt

Der Treibholzrechen zwischen Rangendingen und Stein war beim Starkwasser Ende Juni stark beschädigt worden. Ein Teil der Krainerwand wurde komplett weggespült. Doch die Funktion des Rechens sei auch weiterhin gewährleistet, heißt es aus dem Regierungspräsidium.

Rangendingen. Die Wucht und Kraft, mit der die Starzel am Abend des 28. Juni auf den Rechen stieß, hatte auch die Fachleute aus dem Regierungspräsidium überrascht. Mit dem Bau des massiven Stahlrechens und der beidseitigen Krainerwand wähnte man sich eigentlich auf der sicheren Seite, so Ingenieur Stephan Rapp vom Landesbetrieb Gewässer. Nachdem bereits einige Jahr zuvor ein dort verbauter Naturrechen weggespült worden war, hatte der Landesbetrieb vor vier Jahren den massiven Stahlrechen bis tief in die Schieferschicht unter der Starzel versenkt.

In dem unproblematischen Gebiet weit vor der Rangendinger Ortslage habe man sich aus ökologischer Sicht und in Absprache mit dem Landratsamt beim seitlichen Verbau der Anlage bewusst für die naturnahe Variante einer Krainerwand entschieden, so Rapp. Dass die rechte Seite wegen des niedrigeren Uferverlaufs etwas problematischer sei, habe sich bereits bei einem Starkregen im Frühjahr gezeigt, so Rapp. Schon damals war ein kleinerer Schaden an der Balkenwand entstanden. Eine Reparatur, bei welcher die Wand wieder hinterfüllt werden sollte, sei bereits geplant gewesen, erzählt er.

Doch schließlich war die Natur schneller. Als die Stäbe des Rechens beim Starkwasser im Juni ihre Funktion vorbildhaft erfüllten und sich auf dessen ganzer Breite mit Treibholz füllte, wurde der Wasserdruck auf der rechten Seite so stark, dass die Holzkonstruktion unterspült und dann schließlich komplett herausgerissen wurde.

Zum Glück verfingen sich die Stämme sich nicht an einer der beiden Brücken, die auf Höhe der Rangendinger Ortslage die Starzel überspannen. Denn dies hätte wohl unweigerlich zu einem Rückstau der Fluten geführt, sodass die Starzel dann angesichts des Pegelstands wohl unweigerlich über die Ufer getreten wäre – was Rapp als "Worstcase" (schlimmster anzunehmender Fall) bezeichnete.

Letztlich blieb die Krainerwand dann mitsamt ihren Stahlseilen, mit denen sie einst beim Bau ineinander verfestigt worden war, wie ein zusammengeschnürtes Päckchen aus dicken Holzstämmen etwa zwei Kilometer weiter flussabwärts im Bereich des Mühlesträßle an einem Baum hängen.

Damit die Stämme bei einem Losreißen keine weitere Gefahr darstellen konnten, wurde das Päckchen sofort am anderen Morgen von einem Holzrücke-Fahrzeug aus der immer noch Starkwasser führenden Starzel geborgen.

Seit Juni klafft nun am rechten Rand des Rechens ein riesiges Loch in der Uferböschung. Eine Gefahr oder eine Beeinträchtigung des Rechens stelle die Lage allerdings nicht dar, beruhigt Stephan Rapp. Der Rechen könne seine Aufgabe, größere Stämme oder Holzstücke aus den Fluten zu kämmen, nach wie vor erfüllen. Durch den Anpressdruck der Strömung würden die Stämme so stark in dessen Zinken gedrückt, dass diese sich fest verkeilten und so kaum schwer abgetrieben werden könnten.

Ziel sei es deshalb, den Rechen erst einmal so zu belassen wie er ist – was laut Stephan Rapp auch mit dem Landratsamt und Bürgermeister Manfred Haug abgesprochen sei. "Doch wir werden die Situation ganz bewusst im Auge behalten." So sei auch bereits ein Termin mit einer Spezialfirma vereinbart, die sich die Situation ebenfalls anschauen werde.

Denn auch für die Ingenieure des Wasseramts ist die ausgerissene Krainerwand eine neue Erfahrung. Diese Form der Gewässersicherung werde hauptsächlich in den Flüssen und Bächen im Bergland angewandt, erzählt Rapp. Im Bereich des Regierungspräsidiums Tübingen habe man außerdem nur wenige Vergleiche mit Flüssen, die einen ähnlichen Wildbach-Charakter und eine so naturnahe Gewässerstrecke aufwiesen wie die Starzel. "Wir haben aus dem Vorfall etwas gelernt wollen nun weitere Erfahrungen sammeln, um die Anlage optimieren zu können."

Was bereits jetzt angedacht ist, sei der Bau einer dauerhaften Unterhaltungsstraße, um schweren Fahrzeugen auch bei schlechtem Wetter einen Zugang zu garantieren, damit möglich rasch das Treibholz entfernt werden könne.

In Frage gestellt sei der Rechen durch den Vorfall aber sicher nicht, so Rapp. Für Rangendingen, aber auch die anderen Gemeinden flussabwärts stelle die Anlage eine sehr "sinnvolle bauliche Hochwasserschutzmaßnahme" dar, die allerdings auch ihren Preis habe. "Der Rechen ist sicher ein Dauergeschäft für uns."