Lilli – hier mit Familie und Freunden –­ hat im Rollstuhl am 1600-Meter-Lauf in Bad Liebenzell teilgenommen. Foto: Stöß

Bewegender Moment beim 1600-Meter-Lauf: Ein Mädchen aus Möttlingen legt die Distanz im Rollstuhl zurück und überquert die Ziellinie dank Freunden und Familie auf den eigenen Beinen.

Was die Veranstalter in ihren kühnsten Träumen nicht erhofft hatten, ist eingetreten. Mit einer fantastischen Teilnehmerzahl von circa 670 laufenden, gehenden, walkenden Kindern sowie Erwachsenen wurde das Hobbyläufer-Meeting im Bad Liebenzeller Kurpark zum Erfolg auf ganzer Linie. Dabei wurde der Start von den Teilnehmern der verschiedenen Distanz Läufe für Kinder, des Firmenlaufs und des Paracelsus Laufs laut rückwärts von zehn auf “Los” runtergezählt, bevor dann Fritz Sander mit seiner lauten Starterpistole die Gruppen auf den Weg schickte.

Achtklässlerin meistert täglich große Herausforderung

Ein Mädchen mit der Startnummer 654 berührte die Herzen aller Zuschauer. Lilli Öhlschläger aus Möttlingen überschritt auf eigenen Beinen die Ziellinie. Ein bewegender Moment für das Mädchen und die Zuschauer. Denn was für unsereins selbstverständlich ist, ist für die Achtklässlerin der Liebenzeller Reuchlin Realschule inzwischen eine der größten Herausforderungen ihres Lebens überhaupt. Diese bestand sie in Bad Liebenzell beim 1600-Meter-Lauf gemeinsam mit einem Tross aus Verwandtschaft, Schulkameraden und Lehrern. Mit deren Hilfe bewältigte Lilli, die noch bis vor einem Jahr im Trikot des TSV Möttlingen sportliche Erfolge erzielte und bei früheren Wettbewerben mitrannte, in ihrem Rollstuhl die 1600-Meter-Strecke. Am Ende konnte sie, gestützt von ihrer Mutter und Freunden, gehenden Fußes die Ziellinie überschreiten.

Inneren Schweinehund 670 Mal besiegt

Überhaupt war es ein buntes Läuferfest mit Teilnehmern aus unterschiedlichsten Sparten. Verwaltungen, private Firmen, Schulen, Vereine, aber Laufgruppen wie die „Werteläufer“ mit dem Slogan „Jesus läuft“ machten diese einzigartige Mischung aus, die am Ende die Vielfalt der Gesellschaft ausdrückte. Es wurde weder bei den Bambini noch bei den Ältesten auch nur eine einzige Sekunde verschenkt. Das zeigte mancher Schlussspurt ins Ziel. Egal, ob groß oder klein, ob dick oder dünn, ob alt oder jung, ob Erster oder Letzter, der Ehrgeiz stand bei allen im Vordergrund. Der innere Schweinehund wurde in Bad Liebenzell 670 Mal besiegt.

Organisatoren haben alle Händevoll zu tun

Stolz waren alle. Dank einer modernen Zeitmessungsanlage erkannten diese Sieger, denn alle waren Gewinner, den eigenen Namen auf der Anzeigetafel. Das Endergebnis, also die Platzierung und die erreichte Zeit, kann man zwischenzeitlich im Internet abrufen. Da das Gruppenerlebnis und der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“ auf jeden Fall erfüllt wurde, durfte das Veranstaltungsteam um Fritz Sander und Günther Henne vollauf zufrieden sein; obgleich die Organisation dieser Großveranstaltung selbst ein großes Stück Arbeit war.

Wie ein Sack Flöhe

Zeitweise hatte Sander alle Mühe, die Menschenmasse im Zaum zu halten. Man dachte manches Mal an den bekannten „Sack Flöhe“, der dressiert sein wollte. Dabei waren es nicht einmal die Kinder, die zur Ordnung gerufen werden mussten, sondern viele ihrer Eltern, die sich für das „beste Foto ihres Sprösslings“ auch schon mal mitten in den Startbereich stellten. Abgesichert wurden die Strecken durch die Liebenzeller Vereine, den Windsurfclub Nordschwarzwald und die Neuhengstetter Ortsgruppe des Deutsche Lebensrettungsgesellschaft.