„Bauer Anton“ wusste so einiges über seine Tätigkeiten zu berichten. Foto: Annika Benner

Als Wiesenbauer Anton begrüßte Martin Grieshaber am warmen Nachmittag des Pfingstmontags seine zahlreichen Besucher von Jung bis Alt zur Mitmachführung anlässlich des Deutschen Mühlentages.

Sein Hof stand einst wo heute die Tennenbronner Grundschule ist. Wenig unterhalb die zum Gehöft gehörende Mühle. Sie ist heute gut erhalten und betriebsfähig. Wo ließe sich also besser demonstrieren, wie die Dorfgemeinschaft noch vor 100 Jahren vom Korn zum Mehl kam?

Auch das Dreschen durfte probiert werden. Foto: Annika Benner

Am Anfang steht freilich das Getreide. Sogleich will der gute Bauer von der vielköpfigen Kinderschar wissen – „Welche Sorten gibt es da?“ „Roggen!“ ist die erste Antwort. Der Vorteil dieser mannshoch wachsenden Sorte? Sie gibt auch Stroh! Vor geraumer Zeit ein wahrer Wirtschaftszweig in der Gegend. Circa 6000 Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, flochten Strohzöpfe die beispielsweise zu Hüten verarbeitet wurden. Aber auch Dächer wurden damit gedeckt. Da Roggen gut auf sauren Böden wächst wurde er in Tennenbronn hauptsächlich angebaut. Auch den Hafer kennen die Kinder. Als Flocken oder Pferdefutter. Die Gerste wurde an den langen Haaren der Ähre erkannt und wird bis heute vorzugsweise als Futtermittel oder Bier verarbeitet: „Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, beim Manne macht es Gerstensaft.“ zu guter Letzt war da noch der Weizen, die ertragreichste Getreidesorte. Ihr Korn enthält viel Klebereiweiß, das Gluten. Allerdings wächst die Sorte unter den hiesigen Bedingungen schlecht. Die Lösung die heute vor Ort bevorzugt gesät wird findet sich in einer Kreuzung aus Roggen und Weizen, der Triticale.

Mit der Sense gemäht

Welches Getreide auch gemahlen werden soll, es muss zuerst vom Feld geholt werden. Heute mit dem Mähdrescher, vor Hundert Jahren noch mittels Sense und mit einem Garbeseil zur Garbe gebunden. Damit es nicht schimmelt folgt die Trocknung in der gut durchlüfteten Tenne. Dann müssen die Körner vom Rest getrennt werden. Gegenwärtig passiert das vollautomatisch, damals war es eine kräftezehrende Aufgabe.

Dreschen als Übung

Der Bauer stellt seinen Dreschflegel vor. Eine Hölzerne Stange an deren Ende ein schweres Holzstück, beweglich von Lederbändern gehalten, schwingt. Damit wird auf das auf dem Boden ausgebreitete Getreide eingedroschen, so dass die Körner aus der Ähre fallen. Damit aber nicht die fleißigen Hände verdroschen werden, hat Martin Grießhaber einige „Übungsdreschflegel“ vorbereitet und Takt-Sprüche im Gepäck, die von den Kindern eilends tatkräftig angewandt wurden. Je nach Personenzahl verschieden.

Spezielle Sprüche

Zwei Drescher wechseln „Komm – Bua“, drei „komm – Bua – zua“ab und vier wollen „Speck – an d - Sup - pa“. Die aufgelesenen Körner wurden darauf in der Worfel gegen den Wind geworfen und so von der Spreu getrennt. In den Sack verpackt ging es mit dem wertvollen Gut im Leiterwagen hinauf zur Mühle.

Zweigeteilte Tür

Ihre zweigeteilte Tür soll ungebetene tierische Gäste fernhalten. Beim Blick ins Innere fällt dieser zuerst auf den „Kleiekotzer“ – ein Gesicht aus dem das Gemahlene sprudelt. Dem Aberglauben nach erschrecken böse Geister vor ihm und suchen das Weite.

Kleiekotzer sprudelt

Das Getreide wird in den Trichter gegeben, fällt von dort ins Auge des Mühlsteins und wird über Rillen zwischen den zwei Mahlsteinen zerkleinert. Weiter im Mehlkasten wird es dann gesiebt. Das feine Mehl bleibt zurück, die ausgesiebte Kleie sprudelt aus dem Kleiekotzer in den Kleietrog und kann nochmals feiner ausgemahlen werden.

„Bauer Anton“ kennt sich nicht nur mit dem Mahlen, sondern auch mit dem Getreide aus. Foto: Annika Benner

Ist das Mahlwerk durch die Wasserkraft erst einmal angelaufen oder ergibt es zu viel Kleie, kann der Abstand zwischen den Mühlsteinen für ein feineres Ausmahlen enger gestellt werden.

Als Erinnerung an den Weg „vom Korn zum Mehl“ durften die kleinen Zuhörer Körner und Kleie zum Andenken mitnehmen.