Blumen zum Abschied an die Wirtin Monika Diether und ihre Bedienungen durch Egon Rau und seinen Mitstreiter. Foto: Manfred Köncke

Bei aller Freude über das gemeinsame Singen alter Volkslieder schwang bei der letzten Zusammenkunft im „Hirsch“ Wehmut mit. Nicht nur, weil das Gasthaus in Ebershardt am Sonntag zum letzten Mal geöffnet war.

Nach 33 Jahren haben damit die Hirschsänger ihr Stammlokal verloren. Zum Abschied hatten sich noch einmal 44 Männer und Frauen im gereiften Alter eingefunden, um zur Begleitung von Marie Seeger auf dem Akkordeon das Lied vom alten Schäfer anzustimmen, auf einer Bank unter dem Kastanienbaum zu sitzen, an den Paul und seinen Gaul zu denken, den Berg hinaufzusteigen und welche volkstümliche Weisen noch an diesem Nachmittag im dicken Liederbuch aufgeschlagen wurden.

Sänger sogar aus Weil im Schönbuch

Auch diesmal kamen die Sangesfreudigen nicht nur aus Ebhausen, Altensteig, Egenhausen, Rotfelden, Nagold, Haiterbach und anderen Orten im Kreis Calw, den Nachbargemeinden Grömbach und Pfalzgrafenweiler, sondern sogar aus Weil im Schönbuch, Herrenberg und Rottenburg.

Begrüßt wurden sie von Egon Rau aus Ebershardt, der seit 1994 dabei ist und seit 1999 als Gleicher unter Gleichen erster Ansprechpartner der Gruppe ist.

Hirschsänger wollen kein Verein sein

Die Hirschsänger sind kein Verein und wollen auch keiner sein, sondern alle 14 Tage im „Hirsch“ zusammenkommen und jene Lieder anstimmen, die man heute nicht oder nur ganz selten im Radio und schon gar nicht im Fernsehen hört. Gesungen wird in der Regel drei Stunden lang am Stück und meistens auswendig.

Diesmal blieben alle in der Gaststube sitzen, um das leckere Abendessen zu genießen und sich offiziell bei den Wirtsleuten Monika Diether (75), ihrem Mann Günter (85) und den aufmerksamen Bedienungen zu bedanken und Blumen zu überreichen. Der Heimweg wurde auch danach noch nicht so schnell angetreten. Zwei Frauen mit Glockenstimmen sangen unter großem Beifall „Lumpenlieder“ und das Ave Maria. Noch einmal wurde das Akkordeon umgeschnallt und die Stimmung immer ausgelassener.

„Unseren Namen ändern wir trotzdem nicht“

Angefangen hat die Geschichte der Hirschsänger im November 1989. Als der Obst- und Gartenbauverein Ebhausen zu einer Versammlung im „Hirsch“ einlud, blieben einige Mitglieder anschließend noch da, sangen spontan alte Volksweisen und beschlossen, das irgendwann zu wiederholen.

Ab Februar 1990 traf man sich zur musikalischen Begleitung von Harmonikaspieler Fritz Henne alle zwei Wochen und gab sich in Anlehnung an das Gasthaus den Namen Hirschsänger. Alte Volkslieder wurden gesammelt und mündliche Überlieferungen aufgeschrieben.

Wiege beim Obst- und Gartenbauverein

„Unseren Namen ändern wir trotzdem nicht“

Das blieb nicht unbemerkt. Die Ebershardter traten unter anderem beim Liedernachmittag in Egenhausen, im Altenheim „Haus Emmaus“ in Beihingen und bei einer öffentlichen Veranstaltung auf dem Altensteiger Saumarkt auf. Drei Kassetten wurden produziert und ebenso viele CD. Wie geht es nach dem Auszug aus dem Stammlokal weiter? Egon Rau hat sich frühzeitig umgeschaut und ist im Sportheim Walddorf fündig geworden. ort treffen sich die Hirschsänger – „unseren Namen ändern wir trotzdem nicht“ – zum ersten Mal am Freitag, 22. September, um 14 Uhr.