Die Wissenschaftlerin Soyoung Park sagt, dass Spenden glücklich macht. Foto: David Ausserhofer//IfE

Großzügigkeit löst nicht nur subjektiv ein angenehmes Gefühl aus, sondern ist auch neurologisch nachweisbar, sagt die Neurowissenschaftlerin Soyoung Park. Im Interview erklärt sie, warum Menschen vor allem in der Weihnachtszeit spenden.

Die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Soyoung Park erklärt im Interview mit unserer Zeitung, was das Spenden für gute Zwecke in uns auslöst.

Frau Park, warum spenden Menschen?

Unbewusst wissen wir vermutlich, dass es uns gut tut. Mit Kollegen habe ich in unserer Studie im Jahr 2017 nachgewiesen, dass es eine bestimmte Hirnregionen aktiviert, die – vereinfacht gesagt – mit Glücksgefühlen zusammenhängt. Wir schenken ja auch gern. Da haben wir meist ein Familienmitglied, Freunde oder Kollegen im Sinn. Schon die Vorstellung, dass sich der andere freut, führt bei uns zu warmen, wohligen Gefühlen.

Beim Spenden kann die Verwendung des Geldes meist nicht personalisiert werden.

Aber das macht letztlich nichts – und ist auch das Besondere am Spenden. Wir vertrauen einfach darauf, dass wir anderen damit helfen. Wobei hier dann auch viele Organisationen ansetzen und persönliche Rückmeldung über den Einsatz und die Wirkung geben. Aber das scheint nichts auszumachen – und ist auch das Besondere am Spenden. Einfach das Vertrauen darauf, dass wir anderen damit helfen, scheint großen Effekt zu haben. Wobei hier dann auch viele Organisationen ansetzen und persönliche Rückmeldung über den Einsatz und die Wirkung geben.

Warum wird im Dezember am häufigsten gespendet?

Die Weihnachtszeit verbinden wir mit Schönem, mit Wärme, Familie und Zusammengehörigkeit. Da das Geben auch viel mit Empathie zu tun hat, haben wir somit ein noch größeres Verlangen, Bedürftige zu unterstützen. Etwa Kinder, die sonst kein Geschenk bekommen würden. Hinzu kommen ganz praktische Gründe: Gegen Ende des Jahres weiß man eher, was finanziell noch drin ist.

Gibt es Typen, die großzügiger sind?

Ich glaube, es ist weniger eine Frage des Typs. Stattdessen kommt es auf Erfahrungen, Gewohnheiten oder auf Situationen an. Wenn ein Kind erlebt, dass in der Familie das Spenden üblich ist, wird es das auch im Erwachsenenalter beibehalten. Wenn wir aber gestresst oder unter Druck sind, sind wir weniger großzügig.

Manche behaupten, man erkaufe sich nur ein gutes Gewissen.

Das deckt sich nicht mit unseren Forschungsergebnissen. Es stecken zwar verschiedene Motive hinter dem Spenden, etwa die Hoffnung auf Gegenseitigkeit oder auch auf soziale Belohnung. Denn wer gibt, wird wertgeschätzt. Es geht somit unter anderem um Reputation. Das Hauptmotiv für Großzügigkeit ist aber, dass der Mensch gern eingebettet sein möchte. Wenn wir schenken, teilen, für andere sorgen, fühlen wir uns als Teil einer Gemeinschaft. Und das ist überlebenswichtig

Stärkt das Spenden somit auch die Gesellschaft?

Es ist in einer Zeit der großen Polarisierung wichtiger denn je. Immer mehr Menschen fühlen sich einsam, losgelöst vom Rest der Welt. Spenden jedoch kann das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Und wer Gutes tut, wer anderen Freude macht, macht auch sich selbst Freude.

Zur Person

Werdegang
Die Psychologin und Hirnforscherin Soyoung Park hat nach ihrem Studium und ihrer Promotion in Berlin zunächst an der Universität Zürich verschiedene neuroökonomische Forschungsprojekte betreut. 2014 nahm sie eine Professur an der Universität Lübeck an und leitete den Studiengang Psychologie. Seit 2019 ist sie Professorin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam (DIfE) und der Charité. Mit ihrem Team untersucht sie unter anderem Zusammenhänge zwischen Ernährung, Hirnfunktion und Stoffwechsel.

Studie
Im Jahr 2017 fand Park mit einem internationalen Team in einer Studie heraus, dass das Schenken und Spenden bestimmte Hirnregionen aktiviert – und so vereinfacht gesagt Glücksgefühle auslöst.