Frauen, die Spenden entgegennehmen durften, vor einer der Schulen in Lwiw. Foto: Andrea Winter

Die in den vergangenen Wochen in Unterkirnach auf Initiative mehrerer Bürger gesammelten Hilfsgüter sind gut in der Ukraine angekommen.

Unterkirnach - Ein Ärzteteam aus Schwenningen hatte zudem chirurgische Instrumente gespendet. Knapp drei Tonnen Hilfsmaterial sind zusammengekommen und wurden komplett in die Ukraine transportiert, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Die fünf Bürger Roland Müller, Andrea Winter, Peter Fürderer, Roswitha Wagner und Peter Gapp fuhren mit ihren drei Privatfahrzeugen das gesammelte Material in die Ukraine. Knapp 1400 Kilometer beträgt die Distanz von Unterkirnach zur ukrainischen Grenze bei Medyka. Von dort sind es zum Ziel in Lwiw weitere 80 Kilometer. Bereits zum zweiten Mal führte jetzt eine Fahrt von Roland Müller und Andrea Winter in die Ukraine.

Krankenhaus versorgt

Vor einigen Tagen haben sie auf eigene Initiative Spenden in die Ukraine gebracht und dabei in Lwiw auch schon Kontakte geknüpft. "Dieses Mal war aber unterwegs und an der Grenze viel weniger los", beobachtete Andrea Winter. Abends in Lwiw angekommen fuhren die fünf Unterkirnacher zunächst das Krankenhaus an, zu dem sie schon bei der ersten Fahrt Spenden gebracht hatten. Der Leiter der Klinik wusste aufgrund des Kontaktes zu Roland Müller von der Ankunft des Konvois und hatte Helfer zum Entladen zusammengetrommelt. An die Unterkirnacher Dorfgemeinschaft lässt der Klinikleiter ausrichten: "Diese Hilfe bringt uns unglaublich viel Energie. Sie können sich nicht vorstellen, was das bei uns bewirkt und wie wichtig die Hilfsgüter sind."

Luftalarm in Lwiw

In der Nacht davor war in Lwiw ein militärisches Ausbildungszentrum durch die Russen bombardiert worden. Und auch in der Nacht, in der die Unterkirnacher in Lwiw waren, gab es wieder Luftalarm. Um 2.30 Uhr heulten die Sirenen und Durchsagen forderten die Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Auf Holzbänken und bei etwa zehn Grad verbrachten die Unterkirnacher daraufhin die Nacht im Keller des Krankenhauses. Nachdem es gegen 7 Uhr Entwarnung gab, konnte die Auslieferung der Spenden fortgesetzt werden. Vom Krankenhaus fuhr der Konvoi an diesem Vormittag weiter zu drei Schulen, die Roland Müller ebenfalls schon von der ersten Fahrt kannte. Dort wurden die restlichen Hilfsgüter entladen. Dank einer Dolmetscherin bekamen die Unterkirnacher Helfer dann auch noch die Möglichkeit, sich in einer Schule umzusehen.

Flüchtlinge in einer Turnhalle

In einer Turnhalle sind zahlreiche Geflüchtete aus dem stärker von Kriegshandlungen betroffenen Osten der Ukraine untergebracht. Einige haben auch ihre Haustiere mitgebracht. Mittags brachen die Unterkirnacher wieder in Richtung Heimat auf. Davor erfolgte aber noch ein Stopp in einem Supermarkt. Leere Regale gab es dort viele. Bei einem Bäcker konnte man aber volle Regale sehen und auch Marktstände am Straßenrand waren gut bestückt.

"Wenn man sich von den Menschen in der Ukraine verabschiedet, kommt der Schmerz hoch. Dann wird einem bewusst, warum man vor Ort ist und wie unbeschreiblich das Unrecht ist, dass den Menschen dort im Moment widerfährt", sagen die Unterkirnacher Helfer. Eine bewegende Begegnung hatte die Gruppe noch an einer Tankstelle bei Heilbronn. Dort trafen sie auf eine ukrainische Familie auf dem Weg nach Straßburg. Man habe sich kurz unterhalten und den Ukrainern Tankgeld zugesteckt. "Die Frau hat es geschüttelt vor lauter Emotionalität. Laut weinend fiel sie mir um den Hals", erinnert sich Andrea Winter, die insbesondere diese Begegnung sehr beschäftigt.

Weitere Tour geplant

Zwei Tage nach der Abfahrt in Lwiw und nach einer weiteren Nacht im Auto sind vier aus der Gruppe wieder wohlbehalten zurück im Schwarzwald. Peter Fürderer gönnt sich noch freie Tage unterwegs. Eine weitere Tour in die Ukraine planen die Unterkirnacher Fahrer bereits. Etwas Luft zum Verschnaufen wollen sie sich zuvor aber geben. Auch in Unterkirnach läuft die Ukrainehilfe auf Hochtouren. "Wir haben Flüchtlinge, die sind vier Tage durchgefahren, wenn sie hier ankommen", berichtet Bürgermeister Andreas Braun.

Knapp 20 Geflüchtete in Unterkirnach

Knapp 20 Geflüchtete sind jetzt in der Gemeinde untergebracht. Und auch auf dem Spendenkonto hat sich einiges bewegt. Etwa 200 Spender haben bislang Beträge bis in den vierstelligen Bereich überwiesen. Mit dem Geld werden in Unterkirnach Geflüchtete vor Ort unterstützt, und auch die Fahrer in die Ukraine bekommen einen Zuschuss. Für die nächste Fahrt nach Lwiw wird vor allem medizinisches Material benötigt. Egal, ob Verbandsmaterial, einfache medizinische Geräte, wie zum Beispiel Blutdruckmessgeräte oder rezeptfreie Medikamente – In der Ukraine hilft im Moment alles. Ganz besonders wird im Krankenhaus in Lwiw ein mobiles Beatmungsgerät benötigt. "Das wäre ein Traum, wenn wir ein solches organisieren können", sagt Susanne Ciampa, eine der Unterkirnacher Initiatoren der Aktion.