Neuste Forschungen aus London haben gezeigt, dass Licht Insekten nicht anzieht, sondern sie praktisch einfängt. Foto: imago stock&people

Nächtliche Lichtverschmutzung kann Menschen stören, während sie für nachtaktive Insekten eine Bedrohung darstellt. Das Licht lockt die Insekten an, stört ihre Orientierung und beeinträchtigt ökologische Prozesse. Dabei gibt es weniger schädliche Beleuchtungsmethoden für Straßen und öffentliche Plätze.

An deutschen Straßenlaternen sterben in einer Nacht Schätzungen zufolge über eine Milliarde Insekten. Das ist nicht nur für die Tiere selbst problematisch, denn Insekten sind wichtige Bestäuber und spielen eine bedeutende Rolle im Nahrungsnetz.

Von 48 000 nachgewiesenen Tierarten in Deutschland sind über 33 000 Insektenarten. Viele davon – rund die Hälfte – sind nachtaktiv. Sie benötigen Dunkelheit sowie das natürliche Licht von Mond und Sternen, um sich zu orientieren, sich fortzubewegen und potenziellen Fressfeinden zu entkommen. Ebenso sind diese nächtlichen Lichtverhältnisse für ihre grundlegenden Aktivitäten wie Nahrungssuche und Fortpflanzung von großer Bedeutung.

Insbesondere bei Insekten ist das Phänomen des sogenannten „Staubsaugereffekts“ unter dem Einfluss von künstlichem Licht besonders deutlich zu beobachten. Sie werden förmlich von Straßenlaternen oder hellen Schaufenstern angezogen und umfliegen die Lichtquellen, bis sie vor Erschöpfung sterben. Forschungen haben gezeigt, dass künstliches Licht das Verhalten der Insekten beeinflusst. Zum Beispiel nimmt die Vielfalt der gesammelten Pollen und die Fortpflanzungsaktivität von Nachtfaltern in der Nähe von Lichtquellen ab. Auch Wasserinsekten werden von Lampen irritiert; Eintagsfliegen legen fälschlicherweise ihre Eier auf beleuchteten Asphaltflächen ab, da sie diese für Wasser halten.

Insekten sind Geiseln des Lichts

Jedoch haben Wissenschaftler des Imperial College London herausgefunden, dass Mücken, Motten und weitere Insekten in Wahrheit keine tatsächliche Anziehungskraft zum künstlichen Licht verspüren. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Licht vorbeifliegende Insekten einfängt, anstatt diese von weiter weg anzuziehen“, schreiben die Wissenschaftler um Samuel Fabian in der Studie. Nachtfalter und andere nachtaktive Insekten versuchen über den Lichtquellen zu fliegen oder stürzen sogar ab, was darauf hinweist, dass künstliche Lichtquellen sie praktisch gefangen halten. Dies wiederum kann zu einer Blendung der empfindlichen nächtlichen Augen der Insekten führen, was unkontrollierten Flug, Abstürzen und Verfangen in der Nähe von Lichtquellen zur Folge hat. Diese Form der Lichtverschmutzung beeinträchtigt einige Insektenarten stark.

Eine einfache Methode, um dem entgegenzuwirken, ist das Dimmen oder Ausschalten von Straßenlaternen und energiesparenden LED-Leuchten. Stefan Kress vom NABU Stuttgart empfiehlt, LED-Leuchten um etwa zwei Drittel zu dimmen, ohne dass dies für Menschen wahrnehmbar wäre. LEDs in warmweißem oder gelblichem Licht seien außerdem besser geeignet, da sie Insekten weniger anziehen und von Menschen als angenehmer empfunden werden.

Maßnahmen zum Schutz der Insekten

Individuell kann jeder zur Reduzierung der Lichtverschmutzung und damit zum Schutz der Insekten beitragen, indem Hausnummern nicht zu grell beleuchtet und Bewegungsmelder richtig einstellt werden. Solarbetriebene Dekoleuchten, die in alle Richtungen strahlen, ziehen Insekten an und stören nachtaktive Tiere. Die Lichtintensität solcher Leuchten kann bis zu 30 Lux erreichen, während eine Vollmondnacht nur 0,1 bis 0,3 Lux aufweist.