Bildcollage der Familie Gustafsson Foto: Roger Gustafsson

Eine Empfinger Familie hat einen Spendenaufruf gestartet, um die dringend notwendige Operation für ihre Mutter bezahlen zu können. Auch der Verein „Von Mensch zu Mensch“ hilft.

Empfingen - Die Emotionen sind Roger Gustafsson deutlich anzumerken. „Ich könnte weinen“, sagt er und denkt dabei an die vergangenen drei Jahre zurück. Doch was ist geschehen?

Im März 2020 erkrankte seine Frau Yvonne im Winterurlaub – vermutlich an Corona. Die Folgen waren dramatisch. Bald stellten sich bei ihr Ganzkörperschmerzen, Taubheit an Armen und Beinen sowie Kreislaufbeschwerden und Sehstörungen ein. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich so, dass sie schnell zum bettlägerigen Pflegefall wurde.

„Die einen Ärzte sagten, es habe seelische Ursachen, andere erklärten, der Grund sei eine Magenschleimhautentzündung“, schildert der Ehemann die quälende Ungewissheit während der Suche nach Antworten.

Krankheit in Deutschland fast unbekannt

Antworten gab ein Bericht im Internet, in dem eine Betroffene an den gleichen Symptomen litt: Instabilität zwischen Schädel und der Halswirbelsäule. „Das führt dazu, dass neben Nerven und Blutgefäßen auch das Rückenmark und der Hirnstamm abgeklemmt werden“, erklärt der Handelsvertreter sein mittlerweile erworbenes medizinisches Fachwissen.

Werde dies nicht behandelt, seien die Konsequenzen Lähmung, Schlaganfall und Tod.

In Deutschland sei das Krankheitsbild „Kraniozervikale Instabilität“ kaum bekannt, sagt er. In Barcelona gäbe es mit Dr. Gilete hingegen einen Neurochirurgen, der auf diesen Bereich spezialisiert ist.

Probleme mit Krankenkasse und Arbeitsamt

Gustafsson stellt die Erfahrungen in Deutschland denen in Spanien gegenüber. So erlitt seine an Platzangst leidende Frau bei einer Kernspintomographie in Baden-Württemberg eine Panikattacke, die Untersuchung musste abgebrochen und eine neue Überweisung ausgestellt werden – Wartefrist: drei Monate.

Kosten werden auf bis zu 105.000 Euro geschätzt

In Barcelona hingegen unterbrach das Team die Maßnahme, beruhigte die Patientin und führte die Untersuchung mit kurzer Verzögerung durch. „So eine Herzlichkeit wünsche ich mir auch hier“, sagt er.

Probleme gab es auch mit Krankenkasse und Arbeitsamt. „Es war ein Kampf, für eine bettlägerige Frau den Pflegegrad 2 zu erhalten“, berichtet Gustafsson. So erhalte die Familie wenigstens 316 Euro zusätzlich im Monat. Beim Arbeitsamt hätte er nicht einmal halten dürfen, da der beantragte Behindertenausweis noch nicht vorlag – trotz der auf den Rollstuhl angewiesenen Frau im Auto.

„Furchtbar, wie viele Leute hier alleingelassen werden“, lautet sein bitteres Resümee. Übers Internet steht die Familie in Kontakt mit zwei Selbsthilfegruppen. Deren gut 400 Mitglieder sind in ganz Deutschland verteilt.

Eine der Betroffenen habe die Operation in Spanien hinter sich. Seither kämpfe sie sich wieder in ihr altes Leben zurück. „Jetzt kann sie sogar schon selbst einkaufen gehen“, beschreibt Gustafsson die Erfolge des Eingriffs.

Damit dies für seine Frau auch möglich ist, braucht die Familie, die noch dabei ist, das Haus abzubezahlen, jedoch viel Geld. Bei einer Patientin musste nach dem Eingriff die Schädeldecke verstärkt werden, damit die Schrauben hielten. „Da ist man plötzlich bei 15.000 Euro extra“, verdeutlich er die finanziellen Dimensionen, die der Familie bevorstehen.

„Im April fahren wir nach Barcelona“, sagt Gustafsson – und hofft, bis dahin die geschätzten Kosten von 105.000 Euro aufbringen zu können.

Weiterführende Informationen

Yvonnes Kinder Megan und Jesse haben einen Spendenaufruf gestartet, um die Kosten von 105.000 Euro für Transport, Operation und Krankenhausaufenthalt bezahlen zu können. Auch der Verein „Von Mensch zu Mensch“ beteiligt sich. Wer unter dem Verwendungszweck „OP-Hilfe für Yvonne“ Geld gibt, erhält ab einem Betrag von 300 Euro eine Spendenbescheinigung. Die IBAN lautet DE90 6425 0040 0009 1105 51 bei der Kreissparkasse Rottweil.