Bei Hertha zurzeit nur Zuschauer: Ex-VfB-Stürmer Julian Schieber. Foto:  

Seit einer Knie-OP im März arbeitet Julian Schieber auf sein Comeback hin. Vor dem Duell gegen seinen Ex-Club VfB Stuttgart am Samstag freut sich der Hertha-Stürmer über Neuzugang Vedad Ibisevic, den er aus VfB-Zeiten kennt. „Im Strafraum ist Vedo eine Waffe“, sagt er im Interview.

Stuttgart - Herr Schieber, hinter Ihnen liegt eine schwere Zeit. Wann stehen Sie wieder auf dem Platz?
Das dauert noch. Ich liege aber genau im Plan. Nächste Woche beginne ich mit dem Lauftraining. Dann steigere ich die Belastung, wie es mein Körper zulässt.
Ein Knorpelschaden kann sehr lästig sein – siehe Ihr Kumpel Daniel Didavi beim VfB.
Dida wurde sogar zweimal operiert, bei ihm war es noch schlimmer als bei mir.
Sie wussten sofort, was passiert war?
Es war ein stumpfer Aufprall im Training, mit beiden Knien voraus auf den Boden. Ich kenne meinen Körper. Ich habe gleich gemerkt: Da ist was Größeres passiert.
Wie haben Sie die Reha erlebt?
Es gab Höhen und Tiefen. Wenn ich nicht kicken kann, bin ich wie das Wetter. Dann habe ich auch meine Launen. Anfangs war es am schwersten, als ich wochenlang an Krücken gehen musste. Im Sommer war ich auch in der VfB-Reha-Welt, weil ich die Trainer und Therapeuten dort gut kenne. Jetzt geht es in die richtige Richtung – auf den Platz.
Gegen den VfB müssen Sie zuschauen – mit welchen Gefühlen?
Ich würde lieber spielen, ist ja klar. Aber ich werde im Stadion sein und live mitfiebern. Ich habe ja eine kleine Familie, da bin ich am Wochenende natürlich jetzt meist zu Hause und suche mir im Fernsehen gezielt die Spiele aus – neben Hertha vor allem die meiner Ex-Clubs VfB und Borussia Dortmund. Und mit Daniel Didavi bin ich noch ständig in Kontakt.
Dann kennen Sie den VfB ja noch bestens.
(Lacht) Ich weiß alles. Nein, im Ernst: Der Verein hatte in den vergangenen Jahren viele Trainerwechsel und Umstrukturierungen in vielen Bereichen. Jetzt muss der VfB wieder zur Ruhe kommen, das wäre wichtig.
Dagegen sprechen die Ergebnisse der ersten drei Spiele.
Ich weiß, dass der Schwabe schnell dabei ist zu bruddeln. Aber die Saison ist noch jung, da muss man Geduld haben.
Sie haben 2009 beim VfB selbst unter Alexander Zorniger trainiert. Ihre Erinnerungen?
Er ist fachlich top und sehr ehrgeizig. Ich habe Freunde in Schwäbisch Gmünd, die dort unter ihm gespielt haben. Daher weiß ich: Er verlangt immer das Maximale.
Nur der Erfolg ist noch minimal.
Klar, am Ende zählen nur die Ergebnisse. Aber das wird schon noch – nach dem Spiel bei uns. Das offensive Pressing, das Zorniger spielen lassen will, ist für die Zuschauer hochattraktiv. Aber du brauchst alle elf Mann dafür. In der Bundesliga darfst du dir gegen keinen Gegner einen Fehler erlauben.
Hertha ist mit vier Punkten gestartet.
Die Mannschaft ist jetzt stabiler in der Defensive als vergangene Saison. Aber wir sind mit vier Punkten nicht zufrieden. Wir wollen gegen den VfB unbedingt nachlegen.
Womöglich mit Neuzugang Vedad Ibisevic im Angriff. Was dachten Sie, als sein Wechsel vom VfB unter Dach und Fach war?
Ich habe mich sehr gefreut. Wir haben in Stuttgart super zusammengespielt, unter anderem beim verrückten 4:4 in Dortmund.
Als er einmal getroffen hat und Sie zweimal.
Genau. Ich kann nur Gutes über Vedo sagen. Und ich kenne seine Qualitäten. Im Strafraum ist er eine Waffe.
Und für Sie ist er ein Konkurrent im Sturm, wenn Sie zurückkehren.
Ganz ehrlich: Ich habe gerade ganz andere Sorgen als den aktuellen Konkurrenzkampf. Wenn ich fit bin, werden wir beide unsere Spielzeiten bekommen.
Zurzeit bleibt Ihnen Muße, zum Beispiel für die Basketball-EM in Berlin.
Ich habe zwei deutsche Spiele live gesehen, beide gingen verloren. Deshalb bin ich am Donnerstag gegen Spanien nicht mehr hin.
Hat aber leider auch nichts gebracht.
Kommen Sie in Ihrer Verletzungspause dazu, Ihre Familie in Stuttgart zu besuchen?
Keine Spur. Eigentlich wollte ich zum Volksfest kommen, aber das geht wegen der Reha nicht. Wahrscheinlich kann ich erst an Weihnachten wieder in Stuttgart sein.