Ingeborg Wohlgemuth sucht gewissenhaft den Krötenzaun ab.  Foto: Beyer

Mit lautem Heulen rauscht ein LKW vorbei. Der Fahrtwind zerzaust Ingeborg Wohlgemuth die Frisur. Ungefährlich ist ihr Einsatz für die Kröten nicht. Der Krötenzaun, an dem sie die Tiere einsammelt, verläuft entlang einer Stützmauer direkt neben der Straße. Jedes Stolpern kann hier zu einem lebensgefährlichen Sturz führen.

Alpirsbach-Ehlenbogen - Wohlgemuth ist eine von sieben Helfern, die in Ehlenbogen täglich den Krötenzaun kontrollieren. Entlang des Zauns sind mehrere Eimer vergraben. Die Kröten werden vom Zaun aufgehalten und wandern diesen entlang, bis sie schließlich in die Eimer fallen. Die Helfer müssen dann die Eimer über die Straße tragen und die Tiere am Gabrielenweiher absetzen.

Doch an diesem Tag hat Wohlgemuth kein Glück. Die Nacht war kalt, und in den Eimern findet sie nur etwas Laub. Aber keine Kröten.

Dennoch nimmt sie jeden Eimer aus dem Erdloch und schaut, ob sich nicht doch ein Tier unter den Blättern versteckt. Auch den Zaun sucht sie gewissenhaft ab. Mindestens einmal am Tag muss einer der Helfer die Eimer kontrollieren, auch wenn es kalt ist und vermutlich kaum Kröten unterwegs sind. Denn allzu lange dürfen die Tiere nicht in den Eimern bleiben. "Man hat dann auch eine gewisse Verantwortung", betont Wohlgemuth.

Vermutlich sind die meisten Kröten schon in der vorherigen Woche, als es wesentlich wärmer war, zum Weiher gewandert. "Am Karfreitag habe ich 121 Kröten gezählt", berichtet Wohlgemuth. Und die Amphibien waren bereits fleißig. Das zeigt ein Blick in den Gabrielenweiher. Überall ist der Laich der Kröten zu entdecken, man muss nur genau hinschauen.

Während der Froschlaich eher traubenartige Gebilde formt, legen die Kröten ihre Eier in langen Fäden. Am Ufer liegen zahlreiche Äste und Zweige im Wasser, um die diese Stränge gewickelt sind. Mittlerweile haben sie sich grünlich verfärbt, sodass sie fast wie veralgte Kabel oder Schnüre aussehen. "Letzte Woche sahen die noch aus wie eine Perlenkette", berichtet Wohlgemuth erstaunt.

Geschlechtergerechtigkeit gibt es übrigens bei den Kröten keine. Denn die kleineren Männchen setzten sich faul auf den Rücken der größeren Weibchen und lassen sich zum Ziel tragen. Hat der Paarungstrieb erst eingesetzt, kennen die Männchen, die stets in der Überzahl sind, kein halten mehr. "Manchmal setzten sich mehrere auf ein Weibchen. Und wenn keine Weibchen da sind, setzen sie sich auch auf andere Männchen", erzählt Wohlgemuth lachend.

Einige werden dennoch überfahren

Doch nicht alle Kröten haben es bis zum Weiher geschafft. Auf der Bundesstraße zeugen zahlreiche dunkle Flecken von überfahrenen Kröten. Denn der Zauns deckt nur einen kleinen Teil der Straße ab. Wo der Zaun endet, können die Amphibien auch weiterhin auf die Fahrbahn gelangen. "Ich habe schon vorgeschlagen, den Zaun zu verlängern, aber ich weiß nicht, ob das helfen würde", meint Wohlgemuth.

Gefährlich ist für die Kröten aber auch das kleine Sträßchen, welches sich von der Bundesstraße abzweigt und am Weiher entlangführt. Dort sind die plattgefahrenen Amphibien noch deutlich zu erkennen. Hier ist für Autofahrer also ebenfalls Vorsicht geboten.