Immerhin in einer Skultptur wird der Winter in Form von Schneeflocken abgebildet. Foto: Kuster

Winterlingen. Der Name der Gemeinde im Laucherttal klingt frostig kalt, geradezu passend zu den aktuellen Temperaturen. Man könnte meinen, dass dort immer Winter herrscht. Doch hat dieser Name wirklich etwas mit der kalten Jahreszeit zu tun?

Winterlingen - Was hat der Winter mit der Gemeinde Winterlingen zu tun? Wesentlich Aufschluss darüber gibt der frühere Kreisarchivar Andreas Zekorn – im persönlichen Gespräch sowie in einem Interview des SWR aus dem Jahr 2018. Um eine Antwort auf die Frage zu geben, müsse man weit in der Ortsgeschichte zurückgehen. Genauer gesagt: Zurück bis ins Mittelalter, etwa bis zum 8. und 9. Jahrhundert. Zu dieser Zeit trug Winterlingen allerdings einen ganz anderen Namen – und zwar "Vilsingen".

Zwei Orte mit demselben Namen

Nur ein paar Kilometer entfernt, nahe Inzigkofen im Landkreis Sigmaringen hatte das damalige Vilsingen mit seinem Bach Büttnau einen Namensvetter. Laut Andreas Zekorn ist es nichts ungewöhnliches, dass Gemeinden und Dörfer gleich heißen. Allerdings bei Rechtsgeschäften wurde das zu einem Problem, dann musste unterschieden werden. In einer Urkunde des Klosters St. Gallen aus dem Jahr 793, in dem beide Vilsingen genannt wurden, wurde das heutige Winterlingen als "alia Filisninga" vermerkt, lateinisch für: "das andere Vilsingen".

Aus dem Anderen wird das Nördliche

Nur wenige Jahre später – im Jahr 842 – findet sich ein neuer Ortsname in einer St. Gallerner Urkunde: "Wintarfulinga", was soviel wie "Wintervilsingen" bedeutet. Hier taucht auch erstmals der "Winter" im Namen auf, wenn auch in althochdeutscher Schreibweise.

Damit ist aber laut Andreas Zekorn nicht die Jahreszeit gemeint, sondern vielmehr die Himmelsrichtung Norden. Bei Flurnamen fänden sich beispielsweise häufig die Namen "Winterhalde" für Nordhänge und "Sommerhalde" für Südhänge.

Der Winter steht für "Norden"

"Das ›Winter‹ in Winterlingen also mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die nördliche Himmelsrichtung zurückzuführen", resümiert Zekorn. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Winterlingen tatsächlich nördlich von Vilsingen bei Inzigkofen liegt. Aus alia Filisninga, "das andere Vilsingen", wurde demnach also Wintervilsingen, "das nördliche Vilsingen".

Im Laufe der Zeit wurde Wintervilsingen schließlich zu "Winterlingen" verkürzt und so erstmals im Jahr 1116 in einer Urkunde erwähnt. Diesen Namen trägt die Gemeinde bis heute. Doch weil sich Ortsname und Jahreszeit so ähneln ist auch die heutige Bedeutung des Winters in der Gemeinde zu finden: Zwei Skulpturen, deren metallene Schneeflocken eine Kugel bilden.

Und der Inzigkofener Ortsteil Vilsingen? Der behielt seinen Ortsnamen bis heute, unverändert seit Jahrhunderten.