Zustellerporträt: Alfred Bonomos und seine Frau teilen sich ein Gebiet

Zollernalbkreis. Ein "Wink mit dem Zaunpfahl" – so nennt Alfred Bonomos die Ausschreibung für Zusteller, die eines morgens in seinem Briefkasten in Weilheim lag. Er hat sie eingerahmt. Früh raus gehen bei Wind und Wetter, jeden Tag Bewegung, das hatte ihm auch sein Arzt empfohlen.

Denn bei Alfred Bonomos wurde Parkinson festgestellt. Eine Diagnose, die einiges veränderte. Den Gasthof, den er mit seiner Frau zwölf Jahre in Mähringen führte, mussten sie aufgeben. Da war das Paar aber ohnehin schon im Rentenalter. "Ich bin seither von der Uniklinik Tübingen abhängig", erzählt er. Deshalb suchten die beiden ein Haus in der Nähe von Tübingen. Sie landeten in Weilheim.

Und weil der 69-Jährige täglich Bewegung braucht, meldete er sich als Zusteller. Da muss er jeden Tag vier Kilometer laufen. Außer sonntags. Da gibt es keine Ausreden. Seit dem 12. Dezember 2016 trägt er Zeitungen für den Schwarzwälder Boten aus. Zusammen mit seiner Frau. Sie teilen sich Weilheim, weil es für Alfred Bonomos zu groß wäre. "Gemeinsam sind wir stark", sagt seine Frau.

Zwischen ein und zwei Uhr nachts steht Alfred Bonomos auf und faltet die Zeitungen, die im Packen ans Haus geliefert werden. Er macht das zu Hause, weil er an einer Hand ein Handicap hat. Seine Frau steht etwas später auf. Sie faltet die Zeitungen direkt beim Austragen.

Zwischen halb drei und halb vier gehen sie raus. Bis spätestens sechs Uhr sollten die Zeitungen in den Briefkästen sein. Alfred Bonomos hat eine Strecke von etwa vier Kilometern vor sich, seine Frau 5,5 Kilometer.

Manchmal treffen sie Abonnenten. Zum Beispiel ältere Menschen, die nicht gut schlafen und schon auf sind. "Die freuen sich riesig, wenn sie ihre Zeitung bekommen", sagt "Mille", die Frau von Alfred Bonomos. Einmal hat Bonomos eine Geburtstagsgesellschaft angetroffen, die noch feierte. Ein anderes Mal einen Schichtarbeiter, der sich wunderte, dass er so früh kommt.

Wenn es regnet, setzt Bonomos einen Kopfregenschirm auf. So bleiben die Zeitungen trocken. Sieht ein bisschen komisch aus, sieht man aber in der Nacht nicht.

Insgesamt tragen sie 44 Zeitungen aus. Eine Pause machen sie nicht. Sie wollen so schnell wie möglich fertig werden. Danach trinken sie Kaffee und lesen selbst die Zeitung.

"Für mich ist es eine gesunde Therapie", sagt Bonomos. Schon nach drei Wochen Austragen ging es ihm besser. Regelmäßig Bewegung zu haben sein eine Hauptmotivation für den Job, sagt er.

Eine andere Motivation ist das Gefühl, für andere Menschen etwas wichtiges zu tun. Als Dankeschön lag auch mal eine Tafel Schokolade im Briefkasten oder eine Flasche Sekt vor der Haustür. Und das Geld, das sie für ihre Tätigkeit bekommen, verwenden sie für besondere Ausflüge und Reisen. So sind sie kürzlich zum Beispiel mit dem Bernina-Express in der Schweiz unterwegs gewesen. Oder sie gehen mit ihren Enkeln in einen Freizeitpark. Nicht ganz billig, aber so haben sogar die Enkel was von dem Austräger-Job.