Bei einer Drückjagd gilt es, die Hunde zu schützen. Auch deshalb tragen sie heutzutage oft Westen. Foto: ©Rionegro_stock.adobe.com Foto: privat

Jagdpächter Lothar Demel erzählt von Erfahrungen. Wildschweinproblem ist akut.

Hechingen - In Paris ist bei einer Drückjagd kürzlich eine Frau ums Leben gekommen, mutmaßlich von Jagdhunden zu Tode gebissen. Auch in Hechingen ist am Wochenende gejagt worden. Wie gefährlich ist das? Wir sprachen mit einem Jagdpächter.

"Ausgeschlossen ist gar nichts", sagt Jagdpächter Lothar Demel, der die Hechinger Drückjagd am Wochenende organisiert hat. Denn vom Wild könne beispielsweise eine Kugel abgelenkt werden. Doch was ist mit der Gefahr durch die Jagdhunde?

"Die sind abgeklärt, die haben kein Interesse an Spaziergängern und anderen Hunden", sagt Demel. Für ihn ist der Vorfall in Paris unerklärlich. Seit 50 Jahren geht Demel auf die Jagd. Und in dieser Zeit gab es "nicht einen Fall, bei dem jemand von einem Hund angegriffen wurde". Prinzipiell sei es bei den Hunden wie bei den Menschen – "Es gibt immer Bekloppte", so Demel.

Eine Gefahr bestehe aber schon – und zwar für den Hund. Denn die Jagdhunde werden schon manchmal von Wildsauen verletzt – auch lebensgefährlich. "Das kommt vor", so Demel. Zu ihrem Schutz tragen die Hunde teilweise Westen (siehe Foto). Demel selbst habe bei einer Drückjagd noch keinen Hund verloren.

Damit bei einer Drückjagd nichts passiert, gebe es sehr viele Vorschriften. Der Arbeitsaufwand sei generell "sehr umfangreich". Beispielsweise müssen eventuell Straßensperrungen angefragt, Hundeführer gebucht, Helfer organisiert, Gefahrensektoren markiert und ein Sammelplatz gerichtet werden. Die Liste ließe sich um einiges verlängern.

Die Anzahl der Wildsauen hat erheblich zugenommen

Beim Thema Jagd gibt es aber auch immer kritische Stimmen. Viele zweifeln den Sinn der Drückjagden an. Demel verweist hier auf das sich rasch ausbreitende Schwarzwild. "Das Wildschweinproblem ist eindeutig da." Die Anzahl habe erheblich zugenommen und die Sauen seien für einige Wildschäden verantwortlich – und für die müssen die Jagdpächter einstehen.

Bei der Jagd am Wochenende wurden vier Sauen, drei Rehe und ein Fuchs erlegt. In Rangendingen und Hirrlingen seien es aber 50 Sauen gewesen. Ebenso bei einer Jagd im vergangenen Jahr in Jungingen. "Man wird der Sache nicht Herr", sagt Demel.

40 Schützen, 25 Treiber und zehn Hunde waren am Wochenende im Einsatz. Sicherheit ist stets oberstes Gebot. Da nimmt es Lothar Demel auch im Vorfeld sehr genau – auch bei den Jägerständen. "Bei mir geht keiner auf einen Stand, den ich nicht selbst gesehen habe", sagt er.

Die Warnung, die vor so einer Drückjagd veröffentlicht wird, diene schlichtweg dazu, dass die Möglichkeiten eines Zwischenfalls noch weiter minimiert werden. Aber alles kann man eben nicht vorausplanen. Es kann immer etwas passieren, "selbst bei größter Vorsicht", so Demel.