Es ist eine Raumstation und kein Heiligenschein, was da über dem Haupt der Jesus-Skulptur im Hohenzollerischen Landesmuseum schwebt. Foto: Fotos: Stopper

Im Himmel ist mittlerweile ganz schön was los. Wo früher Jesus, Maria und die Heiligen unter sich waren, fliegen heute Raketen durch, Aliens grinsen grünlich und Raumstationen eiern rum. Im Hohenzollerischen Landesmuseum treffen sie aufeinander.

Hechingen - Um es vorweg zu sagen: Diese Ausstellungsidee hat wirklich was, ist thematisch sehr spannend und macht einen Besuch im Hohenzollern-Heimatmuseum lohnend.

Ob als Bilder oder Pappskulpturen – die Raketen, fliegenden Untertassen und Aliens stammen aus dem Hechinger Grundschul-Kunstunterricht. Sie haben für die Schulkunst-Ausstellung vorübergehend Unterkunft im Landesmuseum am Hechinger Schloßplatz gefunden.

Jesus, Maria, einige Heilige – sie alle wurden einst in Holz geschnitzt als Sinnbild dessen, was im Himmel vermutet wurde. Mittlerweile sind sie im Hohenzollerischen Landesmuseum ausgestellt. Und jetzt haben sie besonderen Besuch: Schulkunst-Exponate, die alle das Thema Weltall haben, wurden einfach über oder zwischen die altehrwürdigen Figuren platziert.

Da sitzt ein hölzernen Jesus auf seinem auf Rollen gelagerten Esel, wie er früher bei Palmsonntags-Prozessionen mitgeführt wurde. Christen glauben, hier beginnt die Passion, die in Auferstehung und Auffahrt in den Himmel mündet. Und über diesem Jesus hängt nun eine runde Raumstation, die man fast für einen Heiligenschein halten könnte, wenn da nicht allerhand technischer Schnickschnack wäre.

Was ist Himmel in Zeiten der Raumfahrt? Ein Jesus am Kreuz scheint auf Filztücher in einer Vitrine zu schauen, die eben nicht sein Abbild zeigen – wie auf dem berühmten Schweißtuch – sondern Raketen und fliegende Untertassen. Und sieht die Armbrust, die auf die Sage vom Höllischen Schuss verweist, nicht fast aus wie ein Raumschiff?

Wie bei einem Opa, der sich beim Spiel mit dem Enkel plötzlich wieder jung fühlt, scheinen auch die historischen Exponate in der Konfrontation mit der Schüler-Fantasiewelt eine neue Lebendigkeit zu erhalten. Lächelt die Madonna da nicht milde über die Kinder-Basteleien? Wie lange hält der hölzerne Heilige unter seinem Bischofshut seinen ernsten Gesichtsausdruck durch angesichts dieses bunten Klamauks am Himmel? Jesus jedenfalls hätte vermutlich nichts gegen diese Ausstellung. Er hat ja selber gesagt: "Lasst die Kinder zu mir kommen". Gut, dass sie Raumschiffe dabei haben, davon war damals nicht die Rede.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Hohenzollerischen Landesmuseums zu sehen, also mittwochs bis sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr.