Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen die Angeklagten von den beiden Aussteigern je 2.000 Euro verlangt haben, andernfalls werde man sie "kalt" machen und ihre Familien zur Rechenschaft ziehen. Foto: Volker Rath

Prozess gegen "Black Jackets": Richter muss Mitglied jedes Wort aus der Nase ziehen.

Hechingen - Der Prozess gegen zwei Mitglieder der "Black Jackets" vor dem Amtsgericht Hechingen zieht sich weiter hin. am Donnerstag wurde ein weiterer Zeuge gehört.

Dabei mutete die eine oder andere Szene vertraut an. Wie andere ehemalige Gruppen-Anwärter, die in der vergangenen Woche ebenfalls unter den Augen der beiden Angeklagten aussagen mussten, stellte ein junger Mann sein kurzfristiges Gastspiel bei den "Jackets" als einen mehrmaligen Besuch unter Kumpels dar. Nachdem er rund drei Monate später gemerkt habe, dass die rockerähnlich aufgebaute Organisation nicht seine Welt sei, habe er die "Kutte" wieder abgegeben und sei einfach nicht mehr hingegangen.

Die Befragungen durch Richter und Staatsanwalt verschoben dann aber das Bild einer Begegnung, die sich angeblich fast unbemerkt im Sande verlief. Detailliert befragt, antwortete der Zeuge zwar weiterhin ausweichend und schwammig, der eine oder andere Halbsatz deutete jedoch darauf hin, dass man bei den Schwarzjacken nicht einfach zur Tür hinausmarschiert, wenn man einmal Bereitschaft signalisiert hat, bei ihnen einsteigen zu wollen.

In einem Fall, so der Zeuge, habe er an seinem Arbeitsplatz "Besuch" von zwei aktiven Mitgliedern erhalten. Offenbar wurde auch bei anderer Gelegenheit in einem Restaurant auf ihn "eingeredet". Dabei soll vom "Aufschlitzen" die Rede gewesen sein. Nicht weiter schlimm, beschwichtigte der junge Mann gegenüber Amtsrichter Ernst Wührl.

Ging es dabei um Geld? Um eine Austrittsgebühr? Das wollte der Vorsitzende wissen. Wie der Zeuge sagte, sei er damals rund 100 Euro "Mitgliedsbeitrag" schuldig gewesen. Im weiteren Verlauf der Befragung erhöhte er die Summe dann aber auf 200 und schließlich auf mögliche 500 Euro.

"Ihre Familien zur Rechenschaft ziehen"

In der Verhandlung geht es im Wesentlichen darum, ob die beiden Männer auf der Anklagebank zwei andere massiv erpressten, nachdem diese die Gruppe verlassen hatten. Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen sie von den beiden Aussteigern je 2.000 Euro verlangt haben, andernfalls werde man sie "kalt" machen und ihre Familien zur Rechenschaft ziehen.

Aussagen zufolge sieht es so aus, als ob im fraglichen Zeitraum vor etwa einem Jahr eine ganze Welle von Austritten durch die Bodensee-Ortsgruppe der "Black Jackets" rollte und die Preise für Abtrünnige daraufhin drastisch erhöht wurden. Diesen Darstellungen zufolge setzte es Schläge, wenn die Aussteiger nicht bezahlten.

Die Verteidigung dagegen bestreitet die Verantwortung ihrer Mandanten für derartige Vorfälle – sofern sie überhaupt vorgekommen seien. Was die Erpressungsvorwürfe betrifft, habe es sich um "berechtigte Forderungen" gehandelt, über die sich alle Beteiligten vorab einig gewesen seien. Die beiden Angeklagten wiederum bezeichnen die Anschuldigungen der Gegenseite als "Racheakt".