Im Hechinger Drogen- und Waffenprozess wurden die Plädoyers gesprochen. Foto: Archiv

Plädoyers im Drogen- und Waffenprozess gesprochen. Angeklagte hoffen auf Drogen-Entzug.

Hechingen - Vor allem für Giovanni M. wird die Urteilsverkündung am Mittwoch, 6. Dezember, von 13 Uhr an im Hechinger Drogendealerprozess spannend. Fast fünf Jahre Haft würde ihn die Staatsanwältin hinter Gitter schicken wegen Waffenbesitz und Drogenhandel. Sein Anwalt wünscht dagegen die sofortige Freilassung.

Die Vorgänge im Verlauf des vergangenen Jahres, die im Mord an Umut K. ihren traurigen Höhepunkt fanden, hätten gezeigt, "was sich für ein Drogensumpf in Hechingen breit gemacht hat", eröffnete Oberstaatsanwältin Andrea Keller am Montag ihr Plädoyer. Und Giovanni M. und den Angeklagten Alen S. sieht sie hier als zentrale Figuren.

Beide hätten kurz nach ihrer Freilassung aus Haftstrafen mit Dealen begonnen. Hasch, Kokain, Ecstasy, erklärte sie. Zwar habe Giovanni M. direkt nach dem tödlichen Schuss, der vermutlich ihm galt, wichtige Aussagen gemacht, die zur schnellen Ergreifung der Täter geführt hätten, allerdings hätten er und auch Alen S. zum Drogenhandel und zum Waffenbesitz immer nur "Inselangaben" gemacht.

Das heißt, sie hätten nur Bruchstücke zugegeben, die kaum abzuleugnen gewesen wären. Das seien keine umfassenden Aussagen gewesen. Nach dem Tod ihres Freundes Umut K. hätten sie zwar kurzzeitig geschockt gewirkt, ein komplettes Umdenken aber habe das nicht bewirkt, meinte Andrea Keller und verwies auf das Verhalten der Männer im Gerichtssaal.

Staatsanwältin hält Entziehungskur nicht für erfolgsversprechend

Zudem kann es ihrer Ansicht nach als erwiesen gelten, dass die beiden Schusswaffen besaßen, die grundsätzlich mit wenig Aufwand hätten funktionsfähig gemacht werden können.

Vier Jahre und neun Monate Haft für Giovanni M., so ihr Strafantrag. Eine erneute Drogenentziehungskur für ihn lehnte sie ab, weil sie keinerlei Erfolgsaussichten erkennen könne. Alen S. dagegen soll zunächst ein Jahr und neun Monate in Haft und anschließend einen zweijährigen Entzug absolvieren. Für ihn wäre es der erste ernsthafte Versuch, von den Drogen wegzukommen.

Angeklagt sind auch zwei junge Frauen, die mit dem Dealerclique verbandelt waren und beide eine Zeit lang die Tasche mit den Drogen versteckten. Für sie wurden Haftstrafen auf Bewährung und Strafzahlungen beantragt.

Aus Sicht der Verteidiger stellte sich die Sache naturgemäß weniger strafbar dar. Die beiden Frauen hätten im Prinzip einfach aus Freundschaft die Tasche mit den Drogen aufbewahrt, dafür aber nichts erhalten, wurde argumentiert. Und insgesamt ist für die Anwälte nicht erwiesen, dass die Angeklagten mit den Waffen in Verbindung gebracht werden können.

Die Dealerei der Männer habe sich weitgehend auf die "weiche" Droge Hasch bezogen, beide seien schon ein Jahr in U-Haft, argumentierten sie.

Das Schlusswort nutzte Giovanni M. nochmals, um der Familie von Umut K. sein Bedauern zu versichern. Sollte er nicht in Haft müssen, hat er bereits eine Drogen-Entzugsanstalt gefunden, die ihn aufnehmen würde. Alen S. erklärte: "Ich weiß, ich habe einen Großteil meines Lebens sinnlos vertan". Wenn er die Chance zu einer Entziehungskur erhalte, werde er diese nutzen. "Ich will nie wieder in diesen Teufelskreis zurück", versicherte er.