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Fraktionen konstituieren sich. Die FDP führt derzeit keine Sondierungsgespräche.

Hechingen/Jungingen/Burladingen - Nach der Wahl ist vor dem Spiel, könnte man eine Fußballer-Weisheit leicht abändern. Und dieses Spiel heißt aktuell Koalitionsbildung. Der FDP-Abgeordnete Andreas Glück kann da recht entspannt zuschauen.

Karl-Wilhelm Röhm von der CDU war am Dienstag den ganzen Tag über telefonisch nicht zu erreichen. Ein Zeichen, dass er stark in die Sondierungsgespräche mit den Grünen eingebunden ist? Soll die CDU wirklich als kleiner Partner eine Regierung unter Winfried Kretschmann unterstützen? Der Diskussionsbedarf zu dieser Frage dürfte hoch sein. Als bisheriger stellvertretender CDU-Fraktionschef hat Röhm in diesem Diskussionsprozess sicher eine Stimme, die gehört wird.

Vergleichsweise entspannt ist dagegen die Lage für den FDP-Abgeordneten Andreas Glück. Kretschmann habe die FDP bereits zu Sondierungsgesprächen eingeladen, berichtete er gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. An der FDP-Entscheidung, nicht mit den Grünen anzubandeln, habe sich bislang aber nichts geändert, das sei vorgestern in der ersten FDP-Landesvorstandssitzung nochmal ausdrücklich betont worden.

Mit der CDU würde die FDP dagegen schon gerne eine Regierung bilden, aber dazu müsste auch noch die SPD gewonnen werden. Ob da schon Gespräche laufen? Da sei er gar nicht so gut informiert, erklärt Glück, denn nach dem SPD-Wahldebakel seien ein paar Landtagsabgeordnete der SPD nicht mehr im Spiel, niemand aus dem SPD-Landesvorstand, der solche Verhandlungen führe, sei Abgeordneter.

Die "Großen" sind jetzt am Zug

"Was Koalitionen angeht, liegt der Ball erst einmal bei den Großen", sagt Glück. Neugierig sei er natürlich schon, "das ist gerade eine unglaublich spannende Zeit, es gibt viel Interaktion mit den anderen Kollegen". Man treffe sich im Haus der Abgeordneten oder auch in einer Gaststätte, die direkt daneben liege, und da setze man sich schon auch mal mit Kollegen anderer Parteien zusammen und tausche in kontrolliertem Maß Informationen aus. Sogar mit Grünen-Politikern. "Es gibt da schon so ein zwei, mit denen ich ein wenig Kontakt habe", meint er. Wirklich verhandelt werde natürlich in anderen Gremien. Aber so einen Eindruck davon, was gerade laufe, erhalte man auf diese Weise schon.

Es geht für die Abgeordneten auch nicht nur um Koalitionen. Bei der FDP stand gestern die konstituierende Fraktionssitzung auf dem Programm. Glück wollte nicht so recht mit der Sprache raus, ob er da für einen Stellvertreterposten in Frage kommt. Möglich wäre das, denn sein tolles Wahlergebnis dürfte in der FDP schon aufgefallen sein. "Da sollte man aber den Ball flach halten", meinte er.

Für den abgewählten SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Käppeler heißt es dagegen Abschied nehmen. Sein Wahlkreisbüro wird wohl aufgelöst, seine Mitarbeiter werden sich andere Tätigkeiten suchen müssen.

Hans Peter Stauch muss Wahlkreis-Büro aufbauen

Hans Peter Stauch, AfD-Abgeordneter im Wahlkreis, muss sich dagegen langsam Gedanken machen, wo und mit wem er ein Wahlkreis-Büro aufbauen will. Er trifft sich heute erstmals mit den Kollegen seiner Fraktion. "Die meisten kenne ich schon, ein paar noch nicht, das wird spannend", sagte er.

Bis die neuen Abgeordneten ihre erste Parlaments-Sitzung haben, wird noch einige Zeit vergehen. Sicher ist schon, dass diese konstituierende Sitzung im Parlamentsgebäude stattfinden wird, das in den vergangenen Monaten von Grund auf renoviert wurde.