Limbach-Oberfrohna in Fokus überregionaler Medien / Stadtverwaltung stapelt tief

Hechingen (kla/vr). Hat Limbach-Oberfrohna ein Problem mit gewalttätigen Neonazis? Hechingens Partnerstadt in Sachsen rückt immer wieder in den Fokus von überregionalen Medien.

Am Montag widmete die Süddeutsche Zeitung Vorfällen dort einen großen Artikel. Berichtet wird unter anderem über Einwohner, denen Scheiben eingeschlagen wurden, nachdem sie öffentlich Naziumtriebe verurteilt hatten, über den Linken-Bundestagsabgeordneten Jörn Wunderlich, dessen Büro und Wohnhaus beschädigt und dessen Sohn von Neonazis bedroht wurde sowie über einen von einer Bürgerinitiative initiierten Jugendclub, der in Flammen aufging. Als Brandstifter wurde ein rechter Jugendlicher verurteilt

Es ist nicht das erste Mal, dass die rund 25 000 Einwohner zählende bei Chemnitz und Zwickau wegen Neonazi-Umtrieben in den Fokus von Zeitungs- und Fernsehberichten geraten ist. Immer wieder wird dabei der Vorwurf laut, dass die Stadtverwaltung rechtsradikale Umtriebe verharmlose und mit Gewaltdelikten des linken politischen Spektrums aufrechne.

Oberbürgermeister Hans-Christian Rickauer war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Ein Blick auf die Homepage von in Limbach-Oberfrohna bestätigt aber den Eindruck, dass die Verwaltung Nazi-Aktivitäten weniger als lokales Problem darstellt. Stadt und Gemeinderat verurteilen den rechten Terror der "Mörder" der "Zwickauer Zelle" und unterstützen ein mögliches Verbotsverfahren für die NPD – die bei der Landtagswahl 2009 in Limbach-Oberfrohna übrigens unter fünf Prozent der Stimmen erhielt, bei der Bundestagswahl 2009 weniger als drei Prozent. Bei der Darstellung von Vorkommnissen in der eigenen Stadt taucht der Begriff "rechte Gewalt" hingegen kaum auf. Tiefstapelei, aus Angst ums Image? Stattdessen werden Aktionen für Toleranz und Vielfalt betont.

Auf der städtischen Internetseite unter der Überschrift "Wir verurteilen jeglichen politischen Extremismus in unserer schönen Stadt" wird erklärt, man habe "leider" feststellen müssen, dass die rechte NPD und andere demokratiefeindliche Kräfte" in der Stadt aktiv seien. Ebenfalls zu lesen sind dort aber auch Stellungnahmen der Lehrer und der Elternkonferenz einer Schule. Darin protestieren sie gegen einen Fernsehbericht im MDR, der Gewalt gegen einen Jugendlichen an der Schule durch Neonazis thematisierte.

Auf der städtischen Internet-Seite ist ferner ein Polizeibericht zu lesen, in dem zahlreiche Vorwürfe gegen als "links" eingestufte Jugendliche aufgelistet sind. Immerhin wird darin auch eingeräumt, dass der angebliche Sprengstoff, der bei einem Mitglied der Gruppe beschlagnahmt wurde, sich nachträglich als Quarzsand erwies. Rechtsextrem motivierte Taten spielen in dem Bericht nur in zwei Sätzen eine Rolle. Angezeigt wurden "verfassungsfeindliche Symbole und Parolen".