In eine verwunschene Naturidylle hat sich das ehemalige Bereitschaftspolizei-Gelände bei Schloß Lindich verwandelt. Das wird sich so schnell nicht ändern. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Zwangsversteigerung: Ernst Strudel kann aus formalen Gründen Gelände am Lindich nicht ersteigern

Was wird mit der ehemaligen Polizeikaserne bei Schloß Lindich? Die Zwangsversteigerung am Dienstag brachte keine Antwort auf diese Frage, obwohl mit Ernst Strudel ein Bieter bereitgestanden wäre, der willig war, genügend Geld zu bieten.

Hechingen. Verglichen mit anderen Zwangsversteigerungen größerer Hechinger Objekte waren erstaunlich wenig Zuschauer zur Zwangsversteigerung in den Amtsgerichtssaal gekommen. Unter ihnen auch Bürgermeister Philipp Hahn, zwei Geschäftsmänner, die dann auch Gebote abgaben und etwa zehn weitere Leute, die still blieben.

Nicht dabei waren Cosimo oder Nestor Piccinni. Bei früheren Zwangsversteigerungen in Hechingen waren sie noch persönlich erschienen. Diesmal hatten sie aus der Ferne Einspruch gegen die Zwangsversteigerung eingelegt.

Um 9.30 Uhr begann die Zwangsversteigerung, und Rechtspflegerin Doris Lohmüller brauchte fast eine halbe Stunde, um all die technischen Details zu dieser Versteigerung vorzulesen. Welche Grundbuchnummern und -eintragungen, Gläubiger, Grundschulden, Hypotheken, und der geschätzte Wert für das ganze Gelände: 1,25 Millionen Euro.

Klar wurde: Betrieben wird die Zwangsversteigerung von der Tübinger Kreissparkasse, die erhebliche Forderungen gegen die Piccinnis erhebt. Sie hatten durchgesetzt, dass das Gelände seit Jahren unter Zwangsverwaltung steht.

Auch Hahn ist enttäuscht über das Ergebnis

Diese hatten in der Vergangen allerdings immer vehement die Berechtigung dieser Forderungen bestritten. Rechtsgültige Entscheidungen, die ihre Sicht dem Amtsgericht gegenüber belegen könnten, haben sie aber offenbar bislang nicht vorgelegt.

D ann begann die Versteigerung, die erstaunlich kurz ausfiel. Ein Geschäftsmann bot 350 000 Euro, dann stand Ernst Strudel auf und bot 400 000 Euro. Mehr kam nicht. Er wollte mit diesem Betrag eigentlich nur einsteigen, später noch das vom Amtsgericht festgesetzte Mindestgebot von 512 815 Euro überbieten. Aber aus formalen Gründen bekam er dazu keine Gelegenheit mehr. Fazit der Rechtspflegerin am Ende: Weil kein Bieter das Mindestgebot erreicht hatte, endet die Zwangsversteigerung ohne Zuschlag. Was noch zu erfahren war: In frühestens einem halben Jahr wird es wohl einen weiteren Termin geben.

Zwei Männern war die Enttäuschung über diesen Verlauf ins Gesicht geschrieben. Zum einen Bürgermeister Hahn, der eigentlich aus Perspektive der Stadt ganz froh gewesen wäre, wenn Strudel den Zuschlag erhalten hätte. Denn Strudel ist Landwirt auf dem Hausener Hof zwischen Lindich und Weilheim, ihm gehört auch die für Westernreiten genutzte Pferdefarm.

Zum anderen Strudel selbst. Konkrete Pläne mit dem Gelände hat er derzeit zwar nicht, aber seit gegen ihn von der Familie Piccinni im Zusammenhang mit dem Ruheforst Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe erhoben wurden, ist ihm bewusst, welche Probleme Nachbarn machen können. "Wenn mir das Gelände gehört, habe ich die Kontrolle", sagte er gegenüber unserer Zeitung. Er wäre auch bereit gewesen, die Mindestsumme von über einer halben Million zu bieten. Dass er das aus formalen Gründen verpasst hat, wurmte ihn etwas.

Nun geht es also in einem halben Jahr weiter. Ob dann mehr Bieter auftauchen? Wohl eher nicht. Denn als künftige Nutzung der etwa 30 000 Quadratmeter ist nach einem im Jahr 2004 beschlossenen Bebauungsplan nach derzeitiger Lage eigentlich nur das Erdhügelhotel erlaubt. Keine Wohnbebauung, eigentlich auch keine Landwirtschaft. Und die Zufahrtsproblematik über das fadenscheinige Landsträßlein ist bekannt.

Dazu dürften erhebliche Abbruchkosten für die alten Polizeibaracken entstehen. Dort soll Asbest verbaut worden sein. Immerhin: Der Boden ist laut Gutachten nicht kontaminiert, wie zuvor als Gerücht durch Hechingen gewabert war.