Pfarrer Michael Knaus ruft zum sorgsamen Umgang mit Fehlern und Kritik auf. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Die Schreibfehler auf den geweihten Glocken lösen Kontroverse aus / Einschmelzung ausgeschlossen

Die "Causa Glocke" ist durch die Berichterstattung in unserer Zeitung zum Hauptthema in der Gemeinde geworden. Für Pfarrer Michael Knaus eine Gelegenheit, über den Umgang mit Fehlern nachzudenken.

Hechingen. Bekanntlich wurde auf den geweihten Glocken für die Stiftskirche aus Papst Johannes XXIII. ein Papst Johannes XXXIII. gemacht und eine Bibelstelle falsch zitiert. Was Pfarrer Michael Knaus im Anschluss an diesen Bericht erlebt hat, ist für ihn ein Grund, ganz grundsätzlich über den Umgang mit Fehlern nachzudenken. Manche Reaktionen fand er schlicht zu harsch.

Er selbst habe den Fehler auf den Glocken sehr früh erkannt, das habe für ihn aber keine große Bedeutung gehabt. Er habe sich einfach über diese Glocken gefreut. Das sei wie bei Eltern, die ein Kind bekommen. Das solle dann auch so akzeptiert werden, wie es Gott geschaffen hat. Sein Wunsch wäre es, dass auch andere so reagieren. "Wir brauchen eine andere Fehlerkultur", mahnt Knaus an. Denn Fehler seien menschlich. Bei anderen auf Fehler zu lauern, um sich selbst besser zu fühlen, sei kein feiner Zug.

Jeder sollte sich bemühen, eine gute Arbeit zu liefern, erklärt er, und wenn Fehler passieren, sollten diese nicht vertuscht werden. Aber man müsse sorgsam mit Kritik umgehen. Im Fall der Glocken sei es so, dass keine Person zu Schaden gekommen sei, und dass die Glocken ihren eigentlichen Zweck ja erfüllen. "Es geht nicht um Leib und Leben", sagt er. Er hoffe einfach, dass sich nun alle über die Glocken freuen und niemand Zwietracht sät.

Und für Pfarrer Knaus gilt dieser Wunsch nicht nur für die Glocken sondern für die Gemeinschaft in Hechingen insgesamt. Hechingen habe ein großes Potenzial, das die Einwohner aber nur ausschöpfen könnten, wenn sie sich gegenseitig unterstützen. Seine Vision für Hechingen ist ein Netzwerk über konfessionelle Grenzen und auch über Kirchenmauern hinaus.

Außerdem sei es oft gar nicht nötig, Fehler an anderen zu betonen. Der Künstler Wolfgang Eckert sei ohnehin "fix und fertig", sagt Knaus. Neben dem Künstler seien es auch die Spender, die unter den Fehlern leiden, sagt er. Auch auf diese müsse man Rücksicht nehmen. Wie es weitergeht, bleibt offen. Die Glockeninspekteure des Bistums Freiburg sind eingeschaltet. Die Glocken kommen vorerst nicht in den Turm, bis die Situation geklärt ist. Er denke aber, "eine Einschmelzung kann ich ausschließen", so Knaus.

Nicht ausschließen kann er jedoch, dass ein Versuch zur Entfernung des überflüssigen X unternommen wird. Ob dadurch der Klang der Glocke verändert würde, müsse nun geprüft werden.

Die Glocke war auch Thema in der Sitzung des Fördervereins am Donnerstag. Dort sei ernsthaft diskutiert worden, welche Schritte nun folgen sollen. Eine Entscheidung erwartet Knaus in zwei bis drei Wochen. Dabei sollen die Spender das letzte Wort haben. Seine Hoffnung: Das erste Läuten der Glocken noch vor dem Sommer zu hören.