Integration: Alice-Salomon-Schule betreut junge Flüchtlinge in der Ausbildung / Vom Praktikum zur Schicht

Vor zwei Jahren machte der 21-Jährige Mustapha Jabbi aus Gambia ein Praktikum in der Burladinger Firma Barth. Dort blieb er, ist jetzt fast am Ende seiner Ausbildung zum Fachlageristen. Firmenchef Berthold Barth ist voll des Lobes. Eine Erfolgsgeschichte.

Burladingen/Hechingen. Und derlei gibt es viele im Zollernalbkreis. Die Alice-Salomon-Schule in Hechingen betreut seit drei Jahren junge Flüchtlinge, derzeit sind es rund 40. Die Schule sorgt für Deutschkenntnisse, Schulabschlüsse, vermittelt den jungen Menschen zusammen mit dem ehrenamtlichen Kümmerer Eberhard Fuchs Praktika oder Schnupperkurse und hilft, die richtige Ausbildungsstelle zu finden.

Zum 1. September haben viele junge Leute wieder eine Stelle angetreten. Sie lernen Berufe wie den der pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentin, lassen sich zum Maschinen- und Anlagenführer ausbilden, zum Fachlageristen, Koch, werden Verkäufer, Friseure, Krankenpflegehelfer, Fahrzeuglackierer, Fachinformatiker oder Landschaftsgärtner, berichtet Fuchs.

Und von den Betrieben, die in den vergangenen drei Jahren junge Asylbewerber einstellten "kommen durchweg ganz positive Rückmeldungen", sagt die stellvertretende Schulleiterin Leonie Schneider-Loye. Auch Schulleiter Karl-Heinz Rauch bestätigt: "Diese jungen Menschen sind hoch motiviert".

Das merkte auch das Ausbildungsteam und die Kollegen bei der Burladinger Firma Barth-Logistik. Nachdem Mustapha Jabbi dort sein Praktikum absolviert hatte, sollte sein Team und der Ausbilder einen Fragebogen ausfüllen. Da ging es um Pünktlichkeit, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Geschicklichkeit und Sprachkenntnisse. "Entweder gibt es dann Smileys oder eben das Emoticon mit dem geraden oder gar dem heruntergezogenen Mund", erläutert Firmenchef Berthold Barth das Verfahren. Und Mustapha bekam viele Smileys.

Er begann eine Ausbildung zum Fachlageristen, die er in einigen Monaten beenden wird. Berthold Barth weiß jetzt schon: "Wir wollen ihn übernehmen". Und: Jabbi soll, so wünscht es sich sein Chef, noch ein Jahr dran hängen und sich im dritten Jahr zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden lassen.

Fachsprache bereitet Kopfzerbrechen

Als die Ausbildung Mustaphas fast daran zu scheitern drohte, dass er keine Geburtsurkunde aus Gambia vorweisen konnte und deshalb das Damoklesschwert der Abschiebung über ihm schwebte, hängte sich Berthold Barth ans Telefon und kämpfte für das Bleiberecht des jungen Mannes. "Nach all den Mühen und nachdem sie integriert und befähigt wurden, müssen solche Menschen doch bleiben können", beharrt Berthold Barth auf das, was seiner Meinung nach wichtig ist.

"Das gefällt mir, dass die Firma Barth da so hartnäckig dran bleibt", urteilt Schulleiter Karl-Heinz Rauch. Und weil die Erfahrungen mit Mustapha und anderen jungen Leuten mit Migrationshintergrund so gut sind, will man bei Barth auch weiterhin junge Flüchtlinge ausbilden. "Es ist ja ein Strauß von Berufen, die die Logistik gut machen und die sie bei uns lernen können", beschreibt der Unternehmer die vielen Abteilungen in seinem Betrieb. An 13 Standorten in Deutschland bildet Barth in acht Berufen aus. Vom Berufskraftfahrer über den Kaufmann bis hin zum Wirtschaftsinformatiker.

Mittlerweile spricht Mustapha Jabbi, der in seiner Freizeit gern Tennis und Volleyball spielt, schon ein sehr gutes Deutsch, besucht in Reutlingen die Berufsschule. Trotzdem: Die Fachsprache bei den Aufgaben und Prüfungen in der Berufsschule, so gibt er im Gespräch zu, bereite ihm immer noch großes Kopfzerbrechen. Die Ausbildungsleiterin der Firma, Christine Henkel und auch Leonie Schneider-Loye sind sich einig, dass die Sprache auf Formularen und in Schulbüchern einfacher werden kann, viele Fragen simpler formuliert werden könnten. "Die Schulen sind dran", bestätigt Schneider-Loye.