Der Neubau einer Moschee in Hechingen mit dem eingerüsteten Minarett. Im Gegensatz zu anderen baden-württembergischen Gemeinden führt der Bau der Moschee in einem Wohngebiet zu keinem Streit. Foto: dpa

In Hechingen baut die muslimische Gemeinde eine Moschee - mitten in einem Wohngebiet.

Hechingen - Die Kuppel steht schon seit einigen Monaten, und das Minarett wird auch gerade fertig. In der Kleinstadt Hechingen baut die muslimische Gemeinde eine Moschee - mitten in einem Wohngebiet. In anderen Städten hätte das wütende Bürgerinitiativen auf den Plan gerufen, aber in Hechingen läuft alles ganz geräuschlos.

Die Nachbarn kommen sogar mal auf einen türkischen Tee vorbei. »Die Moschee wird immer für alle offenstehen«, sagt der Vorsitzende der Muslimgemeinde, Mehmet Sarmusak.

Dass in Baden-Württemberg eine Moschee gebaut wird, ist nicht ungewöhnlich - dass es völlig ohne Proteste abgeht, hingegen schon. In Göppingen gab es einen Sabotageakt gegen die Moschee, in Ulm zogen Anwohner gegen die Baupläne der muslimischen Gemeinde vor Gericht, in Esslingen entzündete sich der Streit am hohen Minarett.

»Muslimgemeinde ist gut integriert«

In Hechingen ist das anders. »Die Muslimgemeinde ist gut integriert«, sagt ein Stadtsprecher. Die 19 000-Einwohner-Stadt hat einen Ausländeranteil von zehn Prozent. Vor allem Türken kamen als Gastarbeiter und blieben schließlich in Hechingen wohnen. »Wir haben uns hier eingelebt, wir fühlen uns hier wohl«, sagt Sarmusak, der 1971 als 15-jähriger Junge aus der Türkei in die Zollernstadt kam. »Es ist unsere zweite Heimat geworden.«

Dass gerade ausländische Jugendliche immer wieder wegen Schlägereien in die Schlagzeilen kommen und dass der Islam in der öffentlichen Wahrnehmung mit islamistischen Terroristen gleichgesetzt werde, ärgert den Vereinsvorsitzenden. Dass es in Hechingen trotzdem kaum Vorurteile gegen Muslime gibt, hat wohl auch mit der Offenheit der muslimischen Gemeinde zu tun. »Jeder kann zu uns kommen, und dann wird er sehen, dass wir hier keine Taliban in unserer Moschee verstecken. Wir machen hier keine politischen Aktivitäten - die Moschee ist zum Beten«, betont Sarmusak.

An den Ruf eines Muezzin, der die Gläubigen zum Gebet ruft, müssen sich die Nachbar allerdings nicht gewöhnen. »Mich stört die Moschee nicht«, sagte eine ältere Damen, die nur wenige Meter entfernt wohnt. Auch, dass ihr der eigene Stadtteil durch die vielen Muslime fremd werden könnte, fürchtet sie nicht. »Das sind doch Menschen genau wir wir.« Lediglich ein Anwohner hat vehement gegen den Bau der Moschee protestiert.