So klingt Klassik! Junge Berufsmusiker musizieren diese Woche in einem Projekt mit und für Hechinger Gymnasiasten. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Außergewöhnliche Projektwoche in Hechingen mit Junginger Klarinettist Raphael Schenkel und seinen Kollegen

Von Klaus Stopper

Hechingen. Muss man gebildet sein, um Klassik hören zu können. "Nö, wieso?", fragt Raphael Schenkel. Er spielt derzeit mit sechs jungen Profimusikern für Hechinger Gymnasiasten Mozart, Bach, Brahms und Co.

Ihr Projekt: Eine Woche lang spielen sie für fünfte Klassen bis hoch zum Abiturienten-Neigungskurs, reden mit Schülern über Musik, erklären Instrumente, das Wesen von Klangfarben und Kompositionen. Das tun sie auch mit Kindern, die bislang ausschließlich Fußball, Techno und Computerspiele lieben.

Von morgens 7.40 Uhr bis spät in den Nachmittag geben sie Kurse. "Anstrengend ist das schon", gibt Raphael Schenkel zu. Ihm und seinen sechs Musikerfreunden, allesamt studierte Klassikvirtuosen, die regelmäßig Konzerte geben, geht es darum, möglichst viele junge Leute überhaupt mal mit Klassik in Berührung zu bringen. "In großen Städten gibt es diese Projekte überall", so der junge Klarinettist, der in Jungingen aufgewachsen ist und heute bei den Bremer Philharmonikern spielt. Die Hoffnung dahinter: Dass vielleicht doch mehr Schüler ein Instrument lernen, und dass einige künftig klassische Musik hören und Konzerte besuchen.

"Am Anfang sagen manche, Klassik sei langweilig, dann geben sie zu, dass sie kaum mal ein Stück gehört haben", berichtet Raphael Schenkel aus den ersten Erfahrungen in den Kursen. "Viele denken ja auch, für Klassik muss ich voll gebildet sein", ergänzt die Pianistin Katja Bouscarut, "aber dabei ist Musik doch pure Emotion, das vermittelt sich einfach durch das Zuhörern." Bei den jüngeren Schülern funktioniere das sehr gut, bei den älteren seien manche doch schon reservierter. "Wir streuen Samen aus und hoffen, dass viel aufgeht", sagt sie lachend.

Dazu gehen sie sehr intensiv auf ihre jungen Zuhörer ein, vermitteln möglichst altersgerecht Informationen über ihre Musik oder regen dazu an, sich emotional auf die Klänge einzulassen. "Ich bin manchmal überrascht, wie genau die spüren können, was die Musik aussagen will", berichtet Katja Bouscarut.

Die junge Frau hat noch ein eigenes Klassik-Vermittlungsprojekt, fährt mit einem alten Laster mit Konzertflügel hintendrauf durch die Lande und spielt an Stellen, wo sonst nie Klassik erklingt. Ihre Erfahrung: "Die Leute reagieren in solchen Situationen sehr stark auf diese Musik."

Dass die Musiker in Hechingen Kontakt zu den jungen Leuten finden, liegt auch daran, dass sie selbst noch sehr jung sind. "Die sehen, dass wir nicht von einem anderen Planet sind, sondern eher wie sie", erklärt Raphael Schenkel. Er selbst drückte noch vor wenigen Jahren die Schulbank am Hechinger Gymnasium. Für die heutigen Schüler ein Signal, dass Klassik nicht nur was für Ältere ist.

Genau das waren wohl die Überlegungen, die die Schulleitung und den Förderverein überzeugt haben, dieses einwöchige Projekt intensiv zu unterstützen. "Und natürlich auch die Musiklehrer hier, für die das viel Zusatzarbeit ist", ergänzen die Musiker.

Für die jungen Musiker, zu denen noch Shin-Joo Morgantini, Caspar Frantz, Young Yoon, Manuel Hofer und David Eggert gehören, ist diese Woche eine besondere Herausforderung, denn sie spielen in unterschiedlichen Zusammensetzungen als Klassikensembles zusammen und nutzen die Woche, um in Raphael Schenkels elterlichem Haus in Jungingen auf Konzerte vorzubereiten.

Zu hören ist ihr Programm in gleich drei Konzerten am Wochenende. Am Freitag, 17. Oktober, und Samstag, 18. Oktober, spielen sie jeweils von 19 Uhr an in der Alten Synagoge. Am Sonntag, 19. Oktober, geben sie von 11.30 Uhr an in der Aula des Gymnasiums eine Abschlussmatinée, in der unter anderem Werke von Bach, Mozart, Schumann, Brahms und Debussy auf dem Programm stehen, aber auch Ergebnisse der Schulworkshops zu hören sind.