Der Tübinger Figuralchor hat Chormusik jüdischer und christlicher Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts in der Alten Synaogoge vorgetragen. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Tübinger Figuralchor lässt bei Konzert in Synagoge Zuhörer mitsingen

Hechingen. Ein großes Vokalensemble trat am Sonntag mit selten gehörten Chorwerken in der Alten Synagoge auf. Der Tübinger Figuralchor mit Jens Wollenschläger als Begleiter am Konzertflügel trug Chormusik jüdischer und christlicher Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts vor.

Die Dirigentin Katja Rambaum lehrte früher am Hechinger Gymnasium und leitete vor 30 Jahren die Veranstaltungsreihe "Freitagabend der Synagoge". Sie erklärte in ihrer Begrüßung der zahlreichen Zuhörer, wie das Publikum beim Einstimmen in das Konzert einbezogen wird, und sie ging auf Herkunft sowie Entwicklung der aufgeführten Chormusik-Gattungen ein und auf die Epochen ihrer Entstehung.

Jüdischen Reformator vorgestellt

Vorgestellt von ihr wurden auch bedeutende Personen, wie der jüdische Reformator und Philosoph Moses Mendelssohn, der Großvater des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Von dem kamen ebenso Kompositionen zu Gehör wie von Anton Bruckner, Maurice Duruflé und Max Reger. Dann die Werke des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski (1821-1894), der von den Reformideen Mendelssohns angeregt gewesen sei, so Rambaum.

Eine besondere Rolle spielte Lewandowski, der die Tradition der einstimmigen jüdischen Gesänge mit der Mehrstimmigkeit katholisch-christlicher Tradition miteinander verquickte. Diese Sakralwerke konnten sich im wahrsten Sinne gut hören lassen. Sich polyphon verdichtend etwa erklang das "Shalom aleichem" von Gil Aldemá (1928-2014), der bereits in der von Lewandowski begründeten Tradition stand. Anders, mehr in neutönend bewegter Form erklang das "Ose shalom" vom 1964 geborenen Deniel Kempin. Nach Anleitung der Dirigentin stimmte das Publikum in ein klassisches "Dona nobis pacem" im dreistimmigen und schließlich achtstimmigen Kanon in dem aus Israel stammenden "Schalom chaverim" ein. Das war von wohlgeordneten Klangbewegungen geprägt, die ob der Wiederholungen eine beruhigend-aufheiternde Wirkung hatten.