Wärmten am Samstag Herz und Magen: "Leise Lieder, Lyrik und Linsensupp", die den zahlreichen Zuhörern beim Konzert von Wolfgang Pusch im "Fecker" kredenzt wurden. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ehemaliger Schulleiter Wolfgang Pusch hat seine Bühnenpremiere im Gasthaus Fecker

In den Zeilen liegt die Welt. Die persönliche, ureigene. Längst Vergangenes entwindet sich seiner Buchstabenkombination, wird von Wolfgang Pusch zum Leben erweckt. Im "Fecker" feierte er am Samstag Bühnenpremiere.

Hechingen. Er ist ein Mann der leisen, nachdenklichen Töne. Gleichzeitig ist seinen Liedern und Gedichten aber auch das zu eigen, was einen erfüllten Exkurs in die Vergangenheit, in Träume und reale Räume auszeichnet: ein warmherziger, humorvoller Blick auf die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Daseins.

"Leise Lieder, Lyrik, Linsensupp" – so lautete das Motto des Abends, als Wolfgang Pusch mit seinem ersten Soloprogramm im "Fecker" gastierte und die Wirtsstube vom Stuhl bis zur Bank am Kachelofen bis auf den letzten Platz füllte. Warum gerade Hechingen, warum dieser Auftrittsort? Die Antwort darauf liegt, wie die Vorsitzende des Fördervereins Weiherschule, Margret Simoneit, erklärte, auf der Hand. War Wolfgang Pusch doch mehrere Jahre lang Leiter der Hechinger Weiherschule. Seine kreative Ader, so Simoneit weiter, habe sich erst nach der Zurruhesetzung so richtig entfalten können.

Sein Gespür für Musik und Poesie setzte er am Samstag zugunsten des Fördervereins ein, dem die Einnahmen aus der Benefizveranstaltung zugute kommen. Als Pädagoge an verschiedenen Schulen hat Pusch im Laufe der Jahre Kinder mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen unterrichtet und setzt sich bis heute gegen Ausgrenzung ein. Mit seinem Konzert unterstützt er nun verschiedene Schulprojekte, die eben jenen Aspekt der Inklusion betonen: das gemeinsame Leben und Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung. Dass der musikalische und lyrische Abend in der besonderen Atmosphäre des "Fecker" über die Bühne gehen konnte, sei den Wirtinnen zu verdanken.

Wenn Wolfgang Pusch die Bühne betritt und zur Gitarre greift, dann wird Passion zu Tönen, werden Textzeilen zu Ereignissen, die wie ein lauer Sommerregen den Garten der Erinnerungen aufblühen lassen. Mit geschlossenen Augen und einer von Leidenschaft erfüllten Stimme lässt er sie sprießen – die Blumen, die aus tiefgründigen Gedanken erwachsen. Zart sind sie, wie Staub. "Dust in the Wind", der flüchtige Gedanken aufwirbelt. Der Träume vor dem geistigen Auge vorüberziehen lässt. "Manche Träume kann man über einen langen Zeitraum hinweg verbinden", weiß der Künstler. Auch solche, die schon 40 Jahre zurückliegen. Kaleidoskopartig kommen Momentaufnahmen, komprimierte Träume, etwa im Lied "Ein Tag mit dir" zum Ausdruck. "Ist die Person, von der man träumt, plötzlich da, entsteht ein neues Lied." Zeilen, voller Poesie, die der "Geliebten" gewidmet sind. Und wenn die "Träume der Liebe" dann "bis zur Bewunderung durchgespielt" sind, ist es Zeit, dem Humor Raum zur Entfaltung zu geben – so etwa mit Ringelnatz’ Gedicht über "Die Schnupftabakdose"; ein Text, der ihn, wie Wolfgang Pusch erklärte, "regelrecht angesprungen" hat. "Da muss ein Lied im Dreivierteltakt dazu", habe er sich gedacht und den Holzwurm, "der sagte, indem er zu Bohren begann: Was geht mich Friedrich der Große an", musikalisch in Szene gesetzt.