Der Alevitische Kulturverein Hechingen stellte sich mit einem großen Fest im Museum vor. Bürgermeisterin Dorothea Bachmann gab dem Fernsehsender Yol ein Interview. Auf dem rechten Bild sind Mehmet Dogan, der Vorsitzende des Alevitischen Kulturvereins Hechingen (rechts) und Adnan Önder, Vorstandsmitglied der Alevitischen Gemeinde Deutschland, zu sehen. Die Band "Emege Ezgi" (oben) und Hüseyin Küsne unterhielten musikalisch. Fotos: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Alevitische Glaubensgemeinschaft stellt sich mit Festakt im Museum vor / Musik sorgt für Hochstimmung

Von Willy Beyer

Hechingen. Großer Bahnhof für den Alevitischen Kulturverein: Am Samstag stellten sich die Glaubensgemeinschaft und ihr neu gegründeter Verein mit einem Fest im Museum vor.

"Ya Allah, ya Mohammed, ya Ali" war zu Beginn unisono beim Gulbang-Gebet im voll besetzten Museum zu hören: das Bekenntnis zu Gott, dem Propheten Mohammed und seinem Schwiegersohn Ali, den die Aleviten ähnlich wie die muslimischen Schiiten verehren. Dennoch haben sie eine eigene Glaubensauffassung: Der Koran hat bei den Aleviten keinen so hohen Stellenwert, und Frauen und Männer beten gemeinsam.

Die Unterschiede haben immer wieder zu Übergriffen gegen die Aleviten geführt. Der Opfer dieser Pogrome in der Türkei gedachten die rund 170 Vereinsmitglieder und ihre Gäste mit einer Schweigeminute. Sie galt besonders jenen, die 1992 beim Massaker von Sivas ermordet wurden. Hidir Dogan zeigte Originalaufnahmen von Pogromen.

Mit Ausnahme der zweisprachigen Moderation von Hasim und Sevgi Turhan waren die Festreden der alevitischen Funktionsträger aus Hechingen und ganz Baden-Württemberg auf Türkisch gehalten. Der Vereinsvorsitzende Mehmet Dogan hob hervor, dass die Gemeinschaft der Aleviten sich im Museum zeige, damit die Öffentlichkeit sie besser kennen lerne. Der neue Verein in Hechingen habe das Ziel, die humanistischen Werte der deutschen Gesellschaft und der alevitischen Glaubensgemeinschaft zu vereinen.

Dieses Ziel betonten in ihren Grußworten auch Adnan Önder vom Vorstand der Alevitischen Gemeinde Deutschland und der Kameramann des Kölner TV-Senders Yol, der über die Veranstaltung via Satellit berichten will. Auch die türkischsprachige Zeitung Yeni Posta aus Ulm hatte einen Korrespondenten geschickt. Niemandem stehe das Recht zu, andere zu unterdrücken, sagte Bürgermeisterin Dorothea Bachmann in ihrer Rede. Menschen müssten aufeinander zugehen und Toleranz üben. Die Stadt Hechingen biete einen offenen Umgang an, erklärte die Bürgermeisterin und lud die alevitische Gemeinschaft zur Teilnahme ein.

Einen Gutteil des bis Mitternacht dauernden Programms nahm die Musik in Anspruch, die schon beim Cem genannten Gottesdienst eine wesentliche Rolle spielte. Sänger, die sich auf dem Sas-Saiteninstrument begleiteten, waren Fikret Inanc und Hüseyin Küsne. Die international bekannten und vorwiegend aus Istanbul angereisten Musiker von "Hayrani Canpolat" und der Band "Emege Ezgi" sowie Sänger Mikail Aslan sorgten für Hochstimmung im Publikum.