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Erster Beigeordneter hat vor Verwaltungslaufbahn Erfahrung in Privatwirtschaft gesammelt.

Hechingen - Als Student hoffte Philipp Hahn, dass er mal in der Management-Etage für Daimler-Benz arbeiten würde. Es kam anders. Er wurde Erster Beigeordneter in Hechingen und kandidiert nun für das Bürgermeisteramt.

Eine Biografie ist ein Spiel aus Veranlagungen, Plänen, aber auch Zufällen. War Philipp Hahn, Jahrgang 1979, aufgewachsen in Schwäbisch-Gmünd, die Politikerlaufbahn vorbestimmt? Immerhin war er lange Klassensprecher, später als Abiturient auch Schülersprecher. Da legte er sich aufmüpfig mit dem Rektor wegen eines Sofas im Aufenthaltsraum an, und er durfte beim Besuch des Landrats eine Rede halten. "Keine Ahnung, was ich gesagt habe, aber ich war schon stolz", sagt er lächelnd. Und dass er im Zivildienst beim Goethe-Institut in Murnau internationale Gäste betreute, spricht auch für Spaß am öffentlichen Auftritt.

Dass er mal als Bürgermeister für ein öffentliches Amt kandidieren würde, ahnte er nicht, als er 2013 als Erster Beigeordneter nach Hechingen kam. "Das ist ein Job in der zweiten Reihe, damit war ich zufrieden, und ich ging davon aus, dass ich das lange machen würde", sagt er. Erst durch die Erkrankung von Dorothea Bachmann musste er fast notgedrungen in die erste Reihe treten, und da merkte er bald, "mir macht dieses Amt wirklich Spaß."

Vielleicht ein Glück also, dass Jahre zuvor sein Studenten-Traum vom Job beim Daimler platzte. Da er sein Studium in Tübingen selbst finanzieren musste, hatte er bei der Stuttgarter Limousinen-Schmiede als Werkstudent angeheuert. 35 Stunden. Pro Woche. Aufgabengebiet: Betreuung von Studenten, die wegen Praktika oder Examensarbeiten anfragten. Das Studium der Politik- und Rechtswissenschaft lief meist in Kompaktseminaren an den Wochenenden. Viel Stress, aber dafür stand die Hoffnung, mal einen guten Job in der Konzern-Zentrale zu kriegen. Ausgerechnet im Jahr 2006, als er den Magister-Abschluss machte, verhängte Daimler einen Einstellungsstopp wegen Reorganisation. Aus der Traum.

Philipp Hahn, der in seiner Studentenzeit im Wohnheim der christlichen Verbindung, der er bis heute angehört, seine heutige Frau Mandy kennengelernt hatte, brauchte also dringend einen Job. Pressearbeit und Unternehmenskommunikation, das konnte er, und so kam er als Elternzeitvertretung zunächst ins Staatsministerium nach Stuttgart, von da wechselte er später an die Stuttgarter Börse und schließlich noch nach Berlin als Bürochef eines Bundestagsabgeordneten.

Politikvirus erwischt Hahn in Berlin

Spätestens da hatte ihn der Politikvirus erwischt, denn statt Daimler-Manager hatte Philipp Hahn längst einen neuen Berufswunsch. "Ich hatte in meiner Arbeit viel mit Bürgermeistern zu tun und merkte immer mehr, dass ich das einen tollen Beruf finde", berichtet er.

Also studierte er Stellenausschreibungen im Staatsanzeiger und stieß dort auf die Beigeordneten-Stelle in Hechingen. Ein Mann von Außen, das überzeugte den Gemeinderat. Die neuen Kollegen im Hechinger Rathaus allerdings machte genau das verständlicherweise erst mal skeptisch. Die Unterstützung am Anfang war eher verhalten. Verwaltung ist auch trockene Sacharbeit. Haushaltsplan, Vorschriften, Gesetze – nicht umsonst sitzen hier viele Experten mit Fachstudium. "Ich habe nächtelang Haushaltsplan und Vorschriften durchgeackert, bevor ich mir sicher war, dass ich kompetent mitreden kann", erzählt er.

Und dann seit zwei Jahren die Doppelbelastung, als Dorothea Bachmann durch ihre Krankheit immer häufiger ausfiel und dann völlig abtauchte. 311 Mitarbeiter führen, ein Haushalt mit 75 Millionen Euro Volumen, Sitzungen leiten, Gremien leiten, dazu Repräsentationsaufgaben bei Festen und Veranstaltungen. Keine einfache Zeit. Aber eine sehr lehrreiche.

Und so fühlt sich Philipp Hahn nun auch wirklich fit für den Sprung an die Rathaus-Spitze. "Ich mache diese Arbeit ja jetzt schon länger, sie macht mir Spaß und viele scheinen mit mir zufrieden zu sein", sagt er selbstbewusst.

Obertorplatz ist das drängendste Problem

Würde er gewählt, hat er Ideen, wie er die Stadt voranbringen will. Mit dem Gemeinderat möglichst schnell eine Lösung für den Obertorplatz finden, das hat Priorität. Konzepte für die Aufwertung der Oberstadt als Lebens- und Wohnquartier, Verwendung des Hofapotheken-Gebäudes für städtische Zwecke, vielleicht auch mal die Bewerbung um eine Gartenschau. Würde er gewählt, müsste schnell ein Ersatz für den Ersten Beigeordneten gefunden werden, so Hahn. "Ich würde mich über den Freiraum zur Gestaltung freuen, den ich dann auch zeitlich erhalten würde", blickt er optimistisch voraus.