Setzt seiner Heimatstadt mit seinem neuen Film ein Denkmal: Regisseur Hannes Stöhr bei der Premiere. Foto: Wais

600 Gäste bei Weltpremiere von "Global Player" in Hechingen. Alle Schauspieler auf dem roten Teppich.

Hechingen - Lange Roben, roter Teppich, Stars im Blitzlichtgewitter und großartige Bilder von der Zollernalb: Die Weltpremiere von Hannes Stöhrs neuem Film "Global Players – wo wir sind isch vorne" brachte am Mittwoch mächtig Glamour nach Hechingen.

Die weit über 600 Premierengäste waren vom neuen Stöhr-Film, der weitgehend in Hechingen gedreht worden war, rundweg begeistert. Auch das Drumrum beeindruckte: Einen solchen Auftrieb erlebt die Stadt selten. Neben Regisseur Stöhr – der Sickinger genoss sein Heimspiel – waren sämtliche Darsteller und nahezu die komplette Film-Crew angereist – auf den Tag genau ein Jahr nach Beginn der Dreharbeiten bei Maria Zell. Mit dabei waren auch die Hauptdarsteller Ulrike Folkerts, Walter Schultheiß, Christoph Bach und Inka Friedrich. Die "südliche Provinz", wie Baden-Württemberg und die Region im Film von den Chinesen genannt wird, bereitete den bekannten Schauspielern vor der Stadthalle einen herzlichen Empfang. Die Promis waren praktisch zum Anfassen. Zahlreiche Hechinger nutzten die Gunst, sich mit der "Tatort"-Kommissarin fotografieren zu lassen, Ulrike Folkerts und die anderen Schauspieler gaben geduldig Autogramme.

Der Stöhr-Crew hat es in Hechingen offenbar gut gefallen. Ein Teil der Hauptakteure stammt aus dem "Ländle", etwa der schwäbische Volksschauspieler Schultheiß, Hauptdarsteller Bach, der aus Gomaringen stammt, und Friedrich, die in Freiburg aufgewachsen ist. Andere wie Folkerts zeigten sich beeindruckt von der Beschaulichkeit der Region und der Herzlichkeit ihrer Menschen.

Die Mannschaft um Hechingens Kino-Chef Ralf Merkel hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um das "Museum" für das Ereignis des Jahres vorzubereiten. Zuletzt arbeitete die Mannschaft 24 Stunden durch. Der Aufwand hatte sich gelohnt. Die Premierengäste – wegen Überfüllung der Stadthalle sah sich ein Teil den Streifen zeitgleich im benachbarten Burgtheater-Kino an – hatten sich herausgeputzt, genossen den Gang über den roten Teppich und machten an der Sponsorenwand für ein "Starfoto" Halt. Die Bilder und Filmsequenzen flimmerten über die große Leinwand in der Halle. Ein Blick darauf zeigte: Alles, was in Hechingen Rang und Namen hat, war gekommen.

Bei der Eröffnung erzählte Kinobetreiber Merkel Anekdoten aus der Kinogeschichte in der Stadt und von der Entstehung des Films. Hechingen, Klein-Hollywood – warum nicht? 1896 gab es erstmals eine cinematografische Vorführung im Museumssaal. Der Wald unter der Zollernburg böte Platz für einen großformatiges Schriftzug, witzelte Merkel Richtung Georg Friedrich Prinz von Preußen, der ebenfalls im Saal saß. Beim Blick von Hechingen auf den Zoller sei klar: "Vorne isch, wo wir sind." Dort, wo die Ortschaften "mit B" kommen, sei hinten. Das Gelächter im Saal war groß. Auch die Filmschaffenden applaudierten. Die Promi-Dichte am Abend war laut Merkel "außergewöhnlich" und ein Ausdruck dessen, wie gut es ihnen hier gefallen habe.

Nach der Filmpremiere gab es emotionale Momente. Vor allem Walter Schultheiß, dessen tragisch-komische Rolle das Publikum teils zu Tränen rührte, wurde gefeiert. Der 89-Jährige, der mit Ehefrau Trudel Wulle und Sohn angereist war, stand im Vordergrund. Ihm wird Anfang Dezember der Baden-Württembergischen Ehrenfilmpreis verliehen, wie Gabriele Röthemeyer, die langjährige Geschäftsführerin der Filmförderung Baden-Württemberg, ankündigte. Und Walter Schultheiß, sichtlich bewegt, reagierte, wie man es von ihm kennt: "Des wär aber net nötig g’wesa." Das Publikum sah es anders.

Nach dem offiziellen Teil wurde der Film im Foyer der Stadthalle bei Häppchen, Wein und Bier diskutiert. Später zogen Schauspieler, Crew und Ehrengäste auf Einladung von Georg-Friedrich von Preußen zur Premierenparty auf die Burg. Dort legte der Techno-DJ Paul Kalkbrenner auf, der in Stöhrs Film "Berlin Calling" die Hauptrolle spielte und heute weltweit ein Star der Szene ist.

Seite 2: Hechingen feiert den neuen Stöhr-Film

Hechingen - "Global Player – wo wir sind isch vorne" kommt an in Hechingen. Von den Gästen der Weltpremiere am Mittwoch gab es nur Lob für Hannes Stöhrs neuen Film. Viel Lob.

Beim Stehempfang im Foyer der Stadthalle Museum ließen die Zuschauer den Inhalt erst mal sacken. Wie hat die Story gefallen? Das war Gesprächsthema Nummer eins. Einige Reaktionen: Lorenz Welte hat nicht nur der gesamte Film außerordentlich gut gefallen ("Das war richtig toll."), sondern auch die historischen Rückblenden. Und natürlich Walter Schultheiß: Der Senior im Film war für ihn "zweifellos der beste".

Ganz ähnlich fällt die Reaktion von Benedikt Graf aus, der mit Schwester Leonie und Mutter Birgit gekommen war – nicht zuletzt, um ein Starfoto mit Ulrike Folkerts zu erhaschen. Der Seniorchef mit seinen Grimassen hat ihm am meisten beeindruckt. Leonie Graf war begeistert von der Schlusssequenz mit dem babylonischen Sprachwirrwarr zwischen schwäbischen Facharbeitern und chinesischen Nachfolgern. Und Mutter Birgit Graf ergänzt: "Das ist nicht nur ein toller Film, auch die Stars sind sehr freundlich, gar nicht eingebildet."

"Global Player" besteht auch vor Fachpublikum. Uwe Zellmer vom Melchinger Theater Lindenhof, der den fertigen Film erst am Premierenabend sah, fasst sein Fazit so zusammen: "Ich bin sehr beeindruckt. Das ist ein Film mit Nachhaltigkeit, der sich der Geschichte stellt." Auch er findet die historischen Rückblenden gut. "Global Player" werfe einen neuen Blick auf die schwäbische Geschichte der Nachkriegsjahre. Diese würden vor allem von der "hohen Filmkritik" mitunter als aufgesetzt und überflüssig bezeichnet. Der Melchinger Theaterprofi kommt aber zu einem ganz anderen Schluss.

Hans-Jürgen Kleiner, Vorsitzender des Hechinger Kunstvereins, haben ebenfalls viele "sehr intensive Handlungsmomente" gefallen, etwa bei der Charakterzeichnung des Hauptdarstellers Walter Schultheiß, vor allem aber die mitunter unerwartete Entwicklung der Story. Aber auch die prachtvollen Landschaftsaufnahmen haben ihn beeindruckt. "Global Player" sei ein weiterer Schritt nach vorn im Filmschaffen von Hannes Stöhr, den Kleiner privat seit langem kennt.

Zu den begeisterten Premierenbesuchern gehörte auch Hechingens Bürgermeisterin Dorothea Bachmann, die mit Tochter Hanna gekommen war: "Ich bin total begeistert von dem Film. Er ist humorvoll und menschlich berührend, die Schauspieler agieren absolut authentisch." Ein besonderes Kompliment gelte dabei Walter Schultheiß. Nicht zuletzt die fantastischen Landschaftsaufnahmen hatten es ihr angetan. "Der Film wird sicherlich auch außerhalb Schwabens ein Erfolg, und er ist eine tolle Werbung für unsere Stadt."

Ob Hechingen nun zur Filmcity wird, wie von Produzent Karsten Aurich gut gelaunt, wenn auch nicht ganz ernst gemeint angeregt? Hanna Bachmann jedenfalls hätte wohl nichts dagegen. Dann kämen häufiger so bekannte Techno-Stars wie Paul Kalkbrenner nach Hechingen. Dessen neue CD "Guten Tag" sei in der Clubgänger-Szene derzeit "absolut in". Die Schülerin findet den Film "im großen ganzen gut". Vor allem die Bildkompositionen der schwäbischen Provinz mit der Weltstadt Shanghai haben ihr gefallen. "Das hätte ich mir nicht so toll vorgestellt", so Hanna Bachmann. Ihren Freundinnen werde sie den Film ganz sicher empfehlen.

Eine Empfehlung erhält der Film auch vom Ehepaar Fecker: "Das war großartig." Stöhrs Werk verbinde komödiantische mit zeitgeschichtlichen Elementen, die Schauspieler agierten tiefgründig und authentisch. Und natürlich: Die Landschaftsaufnahmen seien "phänomenal."

Das unterstreicht auch die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz. Ihren Premierenbesuch hat sie nicht bereut: "Der Film hat mir gut gefallen, vor allem wie hier mittelständische Unternehmen charakterisiert werden, das ist eine echte schwäbische Biografie aus der Region." Aber darüber hinaus fand sie den Film amüsant und unterhaltsam, sehr prägnant gespielt und mit einem ernsthaften Anliegen. "Der Film vermeidet die üblichen Klischees, zeigt die realen Verhältnisse." Großes Lob verdienten auch die Schauspieler, die natürlich in einer wunderbaren Landschaft spielten – eine Faktum, das durch den Film offensichtlich auch in weiteren filmischen kreisen auffällt.