Gekonnt diskutierten sich die vier Gymnasiasten beim Schulwettbewerb von Jugend debattiert in den Regionalwettbewerb. Die Sieger (von links): Preslava Atanasova, Jamie Slokan, Meike Klett und Martha Biecker. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schüler debattieren um Einzug in Regionalwettbewerb / Jamie Slokan und Meike Klett liegen vorne

Jedes Jahr kurz nach dem Jahreswechsel herrscht im Hechinger Gymnasium Ausnahmezustand: Unterricht entfällt, Schüler recherchieren freiwillig für Schulthemen und Streit wird nicht von den ausgebildeten Streitschlichtern beendet sondern geduldet. Das Ende vom Lied: Dußlingen.

Hechingen. Man streitet nicht. Das weiß doch jedes kleine Kind. Bei Jugend debattiert scheint diese Regelung allerdings nicht zu gelten. "Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Streiten und interessante Debatten", eröffnet Kornelia Köhler den Schulwettbewerb am Hechinger Gymnasium.

16 Debattanten aus der achten und neunten Klasse gehen diesmal in die zwei Debattierrunden. Der große Traum: Das Finale in Berlin. Davor gilt es allerdings erstmal die Konkurrenten aus den eigenen Reihen zu schlagen. Dazu wird in der ersten Runde die Frage diskutiert, ob bundesweit ein Hundeführerschein für alle Hundebesitzer eingeführt werden soll. In der zweiten Runde lautet die Streitfrage: "Soll privates Silvester-Feuerwerk verboten werden?" Die Pro- und Kontrapositionen sind dabei vorgeschrieben. Es kann also auch vorkommen, dass man sich gegen seine persönliche Meinung aussprechen muss.

"Ich habe meine persönliche Position jetzt nicht zu hundert Prozent vertreten können, aber ich hatte bei beiden Themen auch keine so festgesetzten Meinungen, dass es wirklich ein Problem gewesen wäre für die andere Seite zu sprechen", verrät Valentin Kommer, der zum ersten Mal am Wettbewerb teilnimmt. Viel schwieriger ist für ihn die Eröffnungsrede. "Da ist man noch so aufgeregt", schmunzelt Valentin.

Dass die Debatten eine richtige Herausforderung sein können, weiß auch Meike Klett. "Es ist vor allem schwierig die Argumente des Gegenübers aufzugreifen, dann aber auch wieder eigene einzubringen und diese zu kräftigen", beschreibt sie ihre größte Herausforderung im Wettbewerb. Das scheint ihr allerdings gelungen zu sein: Als Zweitplatzierte hat sie sich gemeinsam mit Jamie Slokan für den Regionalwettbewerb in Dußlingen qualifiziert.

Aufgeregt? "Nein, meine Aufregung hat sich auch heute in Grenzen gehalten", kontert Meike. Ihr Sieg kam für sie relativ überraschend, war sie doch mit ihrer zweiten Debatte selbst nicht zufrieden. "Ich wusste einfach, dass es keine gute Debatte war. Meine Argumente auf der Kontra-Seite sind ja auch von den Argumenten, die von der Pro-Seite kommen abhängig. Und da kam vieles leider nicht, auf das ich gute Gegenargumente gehabt hätte."

Weniger überrascht war der Erstplatzierte Jamie Slokan. Schon im vorigen Jahr hat er sich den Einzug in den Regionalwettbewerb erarbeitet, landete dort allerdings nur auf Platz neun. Woran es gelegen hat? "Ich hab mich nicht so richtig vorbereitet", schmunzelt der Neuntklässler. Diesmal will er das allerdings ändern. "Meine Mama meinte, wenn ich diesmal wieder gewinne, zwingt sie mich, mich vorzubereiten", lacht Jamie.

Und nicht nur Jamies Familie fiebert dem Wettbewerb entgegen, auch Köhler ist aufgeregt. "Man fiebert ja auch immer mit und glaubt an seine Schüler", bestätigt die Deutsch- und Englischlehrerin. Bereits seit zehn Jahren kümmert sie sich um die Ausführung des Wettbewerbs am Hechinger Gymnasium – und begleitet die Debattanten zu weiteren Wettbewerben.

Auch beim Regionalwettbewerb in Dußlingen wird sie als Jurorin tätig sein. Eine wichtige Aufgabe, wie die engagierte Lehrerin weiß. "Ohne unsere Juroren, unsere Zeitnehmer und das Turnierbüro würde auch hier beim Schulwettbewerb nichts laufen. Deshalb bin ich froh, dass sich immer so viele Schüler dafür zur Verfügung stellen."

Und auch das Kollegium hilft fleißig mit, damit am Ende des Tages ein Sieger feststehen kann. Die Punkte, die die Juroren geben, zusammenzurechnen und so die Sieger zu bestimmen, dafür ist das Turnierbüro zuständig. Florian Kommer ist bereits zum dritten Mal dort tätig. "Es besteht schon die Angst, dass man sich verrechnet und deshalb jemand auf dem falschen Platz landet, aber darum rechnen wir auch alles immer nochmal nach", erklärt Florian. Trotz der Sorgfalt schaffen die drei Rechner es schon in einer halben Stunde alle Punkte aus den zwei Debatten zusammen zu rechnen.

In der Siegerehrung ist Köhler die Freude deutlich anzusehen. "Ich bin optimistisch, ich hab ein gutes Gefühl bei Jamie", verrät die Lehrerin. Aber auch die 14 Schüler, die es nicht unter die ersten vier schafften, müssen nicht trauern. "Wer als Sieger hervorgeht ist nicht so wichtig, man lernt auf jeden Fall was dazu."