Wie läuft ein muslimisches Gebet in der Mosche ab, wie ist die Hechinger Moschee organisiert? Das waren Fragen, die unter anderem Baykan Akdogan am Tag der offenen Tür beantwortete. Die Gemeindemitglieder waren an Grill und Backofen fleißig und bewirteten muslimische und einfach nur interessierte Besucher mit gleicher Begeisterung. Foto: Stopper

Ditib-Moslemgemeinde stößt mit Tag der offenen Tür auf Interesse. Auch kritische Fragen.

Hechingen - Wohlwollende Neugier, aber auch kritische Fragen – so lässt sich die Stimmung beschreiben, die bei den Führungen durch die Hechinger Süleymaniye Moschee am Samstag und Sonntag herrschte.

Das Gemeindefest, das mit einem Tag der offenen Tür für alle Interessierten verknüpft wird, veranstaltet die Hechinger Moschee-Gemeinde an der Gammertinger Straße jedes Jahr. Auch diesmal kamen viele Gäste, um sich aus erster Hand über diese Glaubensrichtung zu informieren.

AfD-Parolen, Attentate radikal-islamistischer Gruppen, Flüchtlinge moslemischen Glaubens, die ins Land strömen – in den Medien ist der Islam derzeit häufig Thema. Die Hechinger Moselms spüren davon wenig. Beim Fest stand eine Gruppe Gemeindemitglieder vor der Moschee, darunter einige Männer, die bereits vor 30 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Haben sie wegen ihrer Religion Anfeindungen erlebt? Im Gegenteil. "Während der Fastenzeit nehmen meine Kollegen Rücksicht und rauchen nicht neben mir", erzählte einer. Das freue ihn, weil das ein Zeichen persönlicher Wertschätzung sei. Ein anderer ist Fußball-Jugendtrainer, in seinem Team spielen Moslems und Christen. "Das spielt keine Rolle", stellt er fest. "Also, hier in der Gegend gibt es keine Probleme wegen der Religion", versichern alle.

Sympathisch wirkt auch Baykan Akdogan, Kommunikationsbeauftragter der Hechinger Gemeinde. Er arbeitet bei Baxter, kann dort in einem Raum der Stille problemlos die Gebetszeiten einhalten. "Ich bin in Hechingen aufgwewachsen, hier gefällt es mir", erzählt er. Türkisch spreche er nur noch gebrochen. Der Islam sei seine Religion, Hechingen seine Heimat.

Geduldig erklärte er im Halbstundentakt in Führungen, wie Moslems in derHechinger Süleymaniye Moschee ihren Glauben praktizieren. Hier beten Sunniten und Schiiten zusammen. Bei den Gebetsritualen gebe es keine Unterschiede, stellt er fest. Mit Wahabiten, die sich am rigiden Vorbild Saudi-Arabiens orientieren, "da hätten wir aber schon Vorbehalte", schränkt er aber ein. Er kenne aber keinen Wahabit. Die Moschee gehört zur türkischen Religionsbehörde Ditib, die auch die Immame stellt und finanziert. In Deutschland ausgebildete Immame fände er gut, weil sie vielleicht einen leichteren Zugang zu den Jugendlichen fänden, meint Baykan Akdogan "Aber das ist Zukunftsmusik, vielleicht kommt das in zehn oder 15 Jahren", schätzt er. Die Rituale sind Jahrhunderte alt, aber die Gebetszeiten in der Moschee werden per Digitalkalender auf die Sekunde genau angezeigt. "Ich selber benutze dafür eine Smartphone-App", sagt Baykan Akdogan.

Am Ende der Führungen dürfen Besucher Fragen stellen. Manchmal war da auch Skepsis zu spüren. Ob die Toleranz Andersgläubigen gegenüber wirklich vorhanden ist, ob die strikte Geschlechtertrennung nicht doch eine Diskriminierung der Frauen beinhaltet, ob der islamische Glauben ein Hindernis für die Integration ist? Baykan Akdogan antwortete ruhig, es entwickelten sich teilweise interessante Gespräche. Für ihn sei seine Religion letztlich eine ganz persönliche Angelegenheit. Sein Weg, seine Lebensfrage zu klären, erklärte er. Man verabschiedet sich lächelnd, mit freundlichem Respekt.