Die Ausstellung mit Zinnfiguren wurde am Sonntag auf der Burg Hohenzollern eröffnet. Das Bild zeigt Thomas Schmidt, Anja Hoppe, Wilfried Dangelmaier (von links). Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Seit Sonntag werden Zinnfiguren im Torturm der Burg Hohenzollern gezeigt / Eröffnung

Sie sind klein, filigran und meistens eingebettet in eine aufwändig gestaltete Szenerie: Die Zinnfiguren, die seit Sonntag im Torturm der Burg Hohenzollern gezeigt werden.

Burg Hohenzollern. Da schlägt nicht nur das Herz des Sammlers höher. Auch Ausstellungsbesucher, die keine dieser zierlichen Schätze besitzen, geschweige denn sie selbst anfertigen, konnten ihren Blick kaum mehr von den Vitrinen abwenden. "Einmal quer über die Zeitschiene, einmal rund um die Welt" nimmt die Ausstellung, wie Burgverwalterin Anja Hoppe erklärte, den Betrachter mit auf eine Reise, bei der der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Da ist man plötzlich Gast in der Tafelrunde Friedrichs des Großen, lauscht in Sanssouci einem Flötenkonzert oder befindet sich urplötzlich sogar unter Neandertalern. Selbst die Mimik und Gestik dieser winzigen, akkurat bemalten Figürchen ist, wie sich bei genauer Betrachtung offenbart, der jeweiligen Szene angepasst. Man kann ob dieses Detailreichtums, ob dieser Vielfalt nur staunen. "Wie ein Wimmelbild in 3D", brachte es Anja Hoppe auf den Punkt.

Doch wer stellt sie eigentlich her? Wer setzt sie so aufwändig in Szene – die kleinen metallisch glänzenden Figuren? Das Klischee, dass diese "von alten, bärtigen Männern" in ihren Kellern gefertigt werden, ist natürlich längst passé. Schon lange haben sie das Herz von Jung und Alt erobert und begeistern Männer ebenso wie Frauen. Wer sich diesem besonderen Hobby widmet, muss unter anderem "multitaskingfähig" sein. Denn es verbindet Handwerkskunst, Kreativität und Geschichtsbewusstsein.

Was es mit den Zinnfiguren auf sich hat und warum sie so gut zur Burg Hohenzollern passen – das erläuterte bei der Vernissage Thomas Schmidt. Er ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft der Freunde und Sammler kulturhistorischer Zinnfiguren (Klio) in Baden-Württemberg, deren Mitglieder und Freunde die Exponate für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Er beleuchtete die Frage, ob zwischen Friedrich dem Großen und Zinnfiguren eine Verbindung besteht. Als dieser im Jahre 1712 geboren wurde, habe es bereits Zinnfiguren gegeben, erläuterte Schmidt. Jene seien allerdings meist aus Silber gewesen. Ob der junge Friedrich solche allerdings als Spielzeug besaß? Eher nicht. Zweifellos sei der "Alte Fritz" jedoch die am häufigsten gegossene Zinnfigur – dicht gefolgt von Napoleon.

Wurden die Figuren im 18. Jahrhundert noch in geringer Zahl als Anschauungsmaterial (etwa afrikanische Tiere) gefertigt, begann im 19. Jahrhundert die Serienfertigung der Zinnfiguren als Spielzeug. Hoch im Kurs standen damals Soldaten. "Für jeden Krieg gab es eigene Figuren", so Schmidt. Nach zwei Weltkriegen sei der Bedarf allerdings gedämpft, beziehungsweise nicht mehr vorhanden gewesen. Immer mehr kamen zivile Motive auf, die in der Ausstellung, deren Schwerpunkt das Haus Hohenzollern und die Zeit Friedrichs des Großen bildet, ebenfalls gezeigt werden. Weiterhin wird die Entwicklung der Zinnfiguren und des Zinngießens seit Beginn des 20. Jahrhunderts thematisiert. Die Fragen der Besucher beantwortete am Sonntag auch gerne der zweite Vorsitzende von Klio Baden-Württemberg, Wilfried Dangelmaier, der die Ausstellung mit viel Herzblut aufgebaut hat. Geschichtsinteressierten dürften solche Zinnfigürchen auch aus dem Römischen Freilichtmuseum in Stein bekannt sein. Diese werden von den Vereinsmitgliedern ebenfalls betreut.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 30. Juni zu sehen. Am Ostersonntag, 1. April, am Muttertag, 13. Mai, sowie am Schlosserlebnistag, 17. Juni, wird beim Schaugießen gezeigt, wie Zinnfiguren hergestellt werden.