Obdach. Ein Haus der Rumänienhilfe für Waisenkinder. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Vorsitzende der Kinderhilfe Rumänien plant nächste Reise

Hechingen. Anfang Februar fliegt Edith Kirchmann, Vorsitzende der Kinderhilfe Rumänien und Vorsitzende der gleichnamigen Stiftung, nach Rumänien, um die Jahresplanung mit den dortigen Mitarbeitern zu besprechen.

Anfang Januar wurde ein Familienhaus in Bacia/ Hunedoara nach einer längeren Pause wieder eröffnet, nachdem neue Pflegeeltern für die Ausscheidenden gefunden wurden. Es sind dort bereits fünf Kinder mit eingezogen. Der Besuch dieses Haus in Bacia/Hunedoara steht auf dem Programm wie natürlich auch alle anderen Familienhäuser in den drei Bezirken. Es werden für diese Neuankömmlinge Paten in Deutschland gesucht, um die laufenden Kosten aller Einrichtungen in Höhe von 5000 Euro pro Monat auch in Zukunft bestreiten zu können.

Rückblick: Ziemlich genau vor 30 Jahren reiste Kirchmann erstmals als Begleiterin eines Hilfsgütertransportes nach Rumänien. Diesen Transport, der Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und speziell Einwegspritzen beinhaltete, organisierte Franz Metz, damals Organist und Kantor der Stiftskirche in Hechingen. Der Konvoi benötigte bis zu seinem Ziel 30 Stunden mit drei zeitraubenden Grenzkontrollen. Die Grenze nach Rumänien war gerade erst geöffnet worden.

Vision für ein Haus für Heimkinder entstand

Zutiefst deprimierend waren die Eindrücke in den Krankenhäusern, Siechenheimen, in Alters- und Kinderheimen. Unvergessliche beeindruckende Bilder, vor allem in den so genannten Wiegenheimen, wo massenweise Kinder leblos oder schaukelnd (typisches Symptom für Hospitalismus: Pagodenwackeln) in Gitterbettchen dahinvegetierten.

Nach dieser ersten Reise Anfang 1990 entstand die Vision, ein privates kleines Haus für einige Heimkinder einzurichten, was schon nach einem Jahr durch den Kauf des Hauses einer ausgewandeten deutschen Familie Realität wurde, wiederum vermittelt durch Metz.

Ein weiteres Jahr darauf wurde das erste Familienhaus eröffnet, dem bis heute noch neun weitere folgen sollten.

Die vergangenen 30 Jahre mit unzähligen Fahrten waren geprägt durch Freud und Leid, Enttäuschungen und Ermutigungen. Es wurden riesige Summen investiert, sehr viel Zeit und Energie, aber es entstand dadurch für Hunderte Heimkinder ein Ort, wo sie sich zu Hause fühlen können, ausreichend gut versorgt und individuell betreut.

Heute leben in den neun Familienhäusern über 60 Kinder, betreut von circa 30 Angestellten, deren Gehälter durch Kooperationsverträge zwischen Kinderschutzbehörde und NGO (Nichtregierungsorganisationen) vom Staat bezahlt werden.

Inzwischen hat sich in Rumänien viel verändert. Fast alle Straßen sind gut befahrbar und in Ortschaften beleuchtet. In zahlreichen Supermärkten ist alles zu haben. Die Situation in Krankenhäusern, Alters- und Kinderheimen hat sich gebessert, auch wenn es auf diesem Gebiet noch viel zu tun gibt. Eine Reise mit Pkw von Hechingen nach Arad dauert 13 Stunden.

Einige Missstände sind geblieben: allgemein gegenwärtige Korruption, Vetterleswirtschaft, ein löchriges Sozialnetz, Flucht von Fachpersonal, Handwerkern und Arbeitern ins Ausland dank niedriger Löhne, fehlender Mittelstand und weitverbreitete Armut in der Bevölkerung, die unter anderem. die Vielzahl von Heimkindern nach sich zieht.