Skandal ich Bechtoldsweiler: Beim Auftritt der Theaterfreunde ging es am Wochenende äußerst turbulent zu. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Wer ist’s gewesen? / Eine äußerst wohlgeformte Madonnenfigur verschwindet in "Bechazweila"

Der Täter ist immer der Landstreicher, die Versicherungsvertreterin, die Putzfrau oder der Pfarrer. Na wer denn nun? Diese spannende Frage wurde bei den Theaterfreunden Bechtoldsweiler gestellt.

Hechingen-Bechtoldsweiler. So viele Verdächtige? Unglaublich. Und dabei hat Polizist Karl Köbele (Mark Hipp) kurz zuvor noch festgestellt: "Einfach net normal. Die ganze Welt isch voller Verbrecher, bloß zu uns nach Bechazweila, da verirrt sich koi oinziger." An was das wohl liegt? Na an der Abschreckung, verkündet er nicht ohne Stolz. Oder anders gesagt: An der "einwandfreia Arbeit" des Ein-Mann-Polizeipostens – pardon, Zwei-Mann-Polizeipostens, wenn man Köberles pensionierten Amtsvorgänger Hermann Schwertle (Hans Peter Binanzer) noch dazurechnet.

Wenn sich die beiden da bloß mal nicht irren. Denn die Geister, die sie riefen, werden sie nun nicht mehr los. Kurz darauf überschlagen sich nämlich die Ereignisse und Köberle, bislang davon überzeugt, dass es "nix Schlimmeres auf dr Welt" gibt, "als a widerspenstiges Eheweib" (Sieglinde Köberle alias Bettina Wolf), bekommt es mit einem unfassbaren Skandal zu tun.

In seinem wegen eines Wasserschadens zum Polizeiposten umfunktionierten Wohnzimmer taucht die "bebende" Pfarrgemeinderatsvorsitzende Theresia Wiesbauer (Hanne Zopf) auf, die "von einem Schlag gegen Moral und Sitte" berichtet.

Kommissar Zufall löst auf

Der Stein ihres Anstoßes: Eine Madonnenfigur mit einer viel zu wohlgeformten Figur. Und der neue Pfarrer Franz Heilmann (Jörg Zimmermann)? Sieht dem verwerflichen Treiben seelenruhig zu, "weil er moint, er ka sich alles erlauba." Sodom und Gomorrha! Und das in der Kirche von Bechazweila!

Worüber sich Köberle und Schwertle zunächst noch amüsieren, wird jedoch rasch zu einem wahren Krimi. Denn das "sündige Gipsfigürle" ist urplötzlich weg und der Schaden, wie sich herausstellt, enorm. Das gute Stück entpuppt sich nämlich als Statue aus der ausgehenden Barockzeit und hat dadurch einen ganz erheblichen Wert.

Doch wer ist der dreiste Kirchendieb? Etwa die Versicherungsvertreterin Stefanie Michaelis (Bettina Dengel), die ein mögliches Verschwinden schon im Vorfeld als "werbewirksamen Effekt" deklarierte? Da klicken gleich mal die Handschellen. Oder haben die Polizisten am Ende doch die Falsche in die mit luxuriösen Polstersesseln ausgestattete "Zelle" einquartiert?

So ziemlich jeder gerät im Laufe der Ermittlungen unter Verdacht, denn jeder hätte auf irgendeine Art ein Motiv. War es Theresia Wiesbauer, der die Figur von Anfang an ein Dorn im Auge war? Die Putzfrau Antonie Baumstark (Sieglinde Raible), die mit deren Pflege überfordert war oder doch der wohnsitzlose Hanno Walden (Sabine Bogenschütz), der Bares gerne in Hochprozentiges investiert?

Fragen über Fragen. Zu viele für das Personal eines Zwei-Mann-Polizeipostens. Und so wurden die zahlreichen Zuschauer bei der von der Feuerwehrabteilung Bechtoldsweiler veranstalteten Theateraufführung kurzerhand als "Hilfssheriffs" eingespannt. Sie durften am Ende des zweiten Aktes einen im besten Fall preisgekrönten Täter-Tipp abgeben.

Am Ende war es jedoch Kommissar Zufall, der den Fall löste. Antonie Baumstark verplapperte sich und so kam heraus, dass ihr die Statue beim Putzen zu Boden gefallen war, beschädigt wurde und dass sie diese aus Angst vor den Konsequenzen versteckte. Und so bleibt Bechazweila auch ein Ort, in den sich "koi oinziger Verbrecher verirrt."