Klanglabor: Workshops am Gymnasium mit Konzertreihe der Extraklasse beendet

Auch das ist Corona – Künstler, die sonst nur auf großen Bühnen auftreten, waren nun in Konzerten des Klanglabor-Projekts in der Stadthalle zu hören. Der Anspruch, "Leuchtturmprojekt für die Region" zu sein, wurde fraglos eingelöst.

Hechingen. Durch Corona haben viele sonst ausgebuchte Star-Musiker aktuell Zeit. Raphael Schenkel, Profi-Klassik-Klarinettist mit Junginger Wurzeln, nutzte die Chance, eine dreitägige Konzertreihe mit Sonder-Qualität zusammenzustellen. Der Südwestrundfunk war so beeindruckt, dass er ein Aufnahmeteam schickte.

Um eine Sporanistin wie Siobhan Stagg zu hören, die am Sonntag in einer Matinee Lieder von Beethoven und Schubert vortrug, pilgert der Klassikfan sonst ins Operhaus nach Zürich oder zu den Salzburger Festspielen. Die Berliner Philharmoniker haben mit ihr zusammengearbeitet. Eine solche Stimme in der Stadthalle – toll.

Drei Konzerte von Freitag bis Sonntag – auch das ist ambitioniert für eine Stadt wie Hechingen. Am Freitag war ein Streichquartett von Franz Schubert zu hören und Beethovens Septett in Es-Dur (op 20).

Gespielt wurden diese Stücke vom mehrfach preisgekrönten Amaryllis-Quartett, das schon häufiger in Hechingen zu hören war – auch dank bester Beziehungen zu Raphael Schenkel. Diesmal spielte das Ensemble aus Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, Mareike Hefti und Yves Sandoz mit Musikern wie der Fagottistin Lola Descours (Orchester-Solofagottistin, Professorin und Preisträgerin des internationalen Tschaikovsky-Wettbewerbs) zusammen, mit Jose-Vicente Castello (gilt als führender Hornist Spaniens) und Burak Marlali (Solokontrabassist im Gewandhausorchester, Auftritte auch mit dem London Symphony Orchestra). Nicht zu vergessen Rudolf Guckelsberger, auch in Hechingen hochgeschätzter Vorleser, der das Programm ergänzte.

Dass all das nur mit Hilfe treuer Spender zu stemmen ist, machte Raphael Schenkel in seiner Ansprache in der Stadthalle deutlich. Sponsoren sind nicht nur für die Realisierung des Konzertprogramms wichtig, sondern auch für das Klanglabor, das als Teil dieses Projekts diesmal zum achten Mal mit dem Hechinger Gymnasium abgehalten wurde. Schülergruppen erhielten dabei die Gelegenheit, Profi-Musiker in kleinen Aufttritten an der Schule hautnah zu erleben und ihnen Fragen stellen zu dürfen.

Beethoven war für Schubert ein Idol

E in Thema für die Schüler war auch das Verhältnis von Franz Schubert zu Ludwig von Beethoven, das Motto für das Konzertprogramm "Franz hört Ludwig" war. Beethoven war für Schubert ein vergöttertes Idol. Beide lebten in Wien, aber Schubert traute sich nie, Beethoven anzusprechen. Dieses Anhimmeln hemmte den jüngeren Komponisten in seiner Arbeit. Ein Aspekt, der auch grundsätzlich an der Schule diskutiert wurde.

Durch Corona hatten auch in diesem Schulprojekt einige Dinge etwas kleiner ausfallen müssen, und auch die Konzerte in der Stadthalle standen im Zeichen des Virus. Die freien Plätze in der Halle waren kein Zeichen mangelnden Interesses. Die Nachfrage war sogar eher hoch. Die Lücken waren den Abstands-Regeln geschuldet. Dieses Hörerlebnis ohne die sonst gewohnte Enge im Konzertsaal war ungewohnt.

Aber nicht nur deshalb wird diese Kulturwoche weit über Hechingen hinaus in Erinnerung bleiben. Beate Widmaier, Konrektorin des Hechinger Gymnasiums, wies in ihrer Dankesrede an die Musiker auch besonders auf den Förderverein hin, der das "Privileg" solcher Aktivitäten in Hechingen stabilisiert.