Die Schauspieler Stefan Hallmmayer und Dominik Kuhn, Filmverleiher Lothar Seelandt, Hannes Stöhr und Hauptdarsteller Walter Schultheiß präsentierten gestern in Stuttgart den fertiggestellten Film einem ausgewählten Publikum. Foto: Stopper

Hannes Stöhr präsentiert seinen neuen Film vor ausgewähltem Publikum. Spannende Liebesgeschichte.

Hechingen - Ein Hechinger Fabrikant als schwäbischer David im Kampf gegen den chinesischen Wirtschafts-Goliath, ein Firmen-Patriarch wächst einem ans Herz, und darüber thront die Zollerburg vor unendlich schöner Alblandschaft.

"Global Player – wo wir sind isch vorne", der neue und teilweise in Hechingen gedrehte Film von Hannes Stöhr ist fertig. Kinostart ist am 3. Oktober, gestern wurde er in Stuttgart Pressevertretern und Kinobesitzern vorgestellt. Es wurde geklatscht und gelobt. Subjektiver Eindruck aus Hechinger Perspektive: Ein Filmerlebnis erster Klasse.

Ob er an den Kinokassen ein Erfolg wird, lässt sich schwer einschätzen. Lothar Seelandt, Geschäftsführer der Firma Movienet, die den Film verleiht, sieht jedenfalls viel Potenzial. Seelandt hat 2006 die deutsche Produktion "Wer früher stirbt ist länger tot" verliehen, die mit zwei Millionen Zuschauern ein Überraschungserfolg war. "Den Rekord würde ich mit diesem Film gern übertreffen", erklärte er gestern.

Der Film hätte diesen Erfolg verdient. Ernst. Tiefsinnig. Lustig. Glaubhaft. Toll gefilmt. Toll erzählt. Und das nicht nur, weil er eine glühende Liebeserklärung an Hechingen und vor allem an die Landschaft ist, in der sie liegt. Im Zeitraffer verdampft der Morgennebel unter der Zollerburg, das Killertal schmatzt geradezu vor friedvoller Idylle, Mariazell glüht leuchtend unter einer Frühsommersonne, die sich glitzernd auch in den fast lückenlos auf Fabrikdächern verlegten Solarpaneelen spiegelt. Topnote 1A für diese Kulisse.

Fast erstaunlich, dass die Geschichte, die erzählt wird, da locker mithalten kann, obwohl sie eigentlich ein trockenes Thema beackert. Ein mittelständisches Familienunternehmen steht vor der Insolvenz, weil die Chinesen gnadenlos ihre Textilmaschinen-Patente abkupfern. Der Juniorchef will an die Chinesen verkaufen, der 90-jährige Familienpatriarch blockt. Trotzdem ist es kein Wirtschaftskrimi sondern – so komisch das klingen mag – eine Liebeserklärung an mittelständische Familienunternehmen und irgendwie auch an Deutschlands Wirtschaft.

Andere Länder feiern an Nationalfeiertagen militärischen Großtaten, der Gründungsmythos des modernen Deutschland ist dagegen das Wirtschaftswunder. Und das verkörpert Walter Schultheiß als Familienpatriarch Paul Bogenschütz so hinreissend und herzberührend, dass es einem immer wieder Tränen der Rührung in die Augen treibt.

Eine in einem verbrecherischen Krieg verlorene Jugend, ein Land in Schutt und Trümmern, mühsam und mit eiserner Härte von sich selbst und anderen gegenüber von Unternehmern wieder aufgebaut – mit diesen Erinnerungen wird er in seinem einsamen Kampf um die Firma konfrontiert. Das alles eingebettet in eine spannungsgeladene Familiengeschichte mit seinen drei Kindern, die nirgends konstruiert wirkt.

Es ist eine Paraderolle für Schultheiß, er dominiert diesen Film. Das zeigt schon das Kinoplakat, das ihn in die Mitte setzt. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Alter noch jemand spielen muss, der noch älter ist als ich", hob der 89-jährige nach der Vorstellung frohgelaunt hervor.

Regisseur Hannes Stöhr, der auch das Drehbuch schrieb, hat für die Figuren seine Hechinger Jugenderinnerungen herangezogen. Im Tennisclub hat er Textilunternehmer kennengelernt, viele Gespräche drehten sich um das Thema. Er kommt aus Hechingen, er kann Kleinstadt schildern, wie sie ist. "Ich wollte die Provinz ohne Trachtenkapellen zeigen", erklärt er im Gespräch nach dem Film.

Wuchtige Größe erhält der Film auch durch die Szenen, die in Shanghai spielen. Ein Mega-City als verführerisch schillernder Drache. Himmelhohe Bürotürme. Heimat einer jungen und aggressiven Wirtschaftsmacht, die hungrig die Zähne bleckt. In diesen Szenen könnte einem bange werden um dem deutschen Mittelstand im globalen Wettbewerb. Es wird aber auch deutlich, dass die Lage nicht hoffnungslos ist, wenn Altes und Neues flexibel kombiniert werden.

Vielleicht wird ja auch der Film ein Erfolg in China. Hannes Stöhr würde ihn dort gern zeigen. Allerdings müsste er dafür Drehgenehmigungen nachholen. Die Szenen hat er im vergangen Jahr "wild" gedreht. So sparte er eine sechsstellige Summe an Gebühren. Wenn der Film in Deutschland ein Erfolg wird, könnte dafür Geld übrig sein.