Corona: Sozialwerk arbeitet am Limit / Jürgen Weber: Es hat Konsequenzen, wenn die Lieferungen ausbleiben

Hechingen - Die Coronakrise hat ihre Folgen – auch für das Sozialwerk. Deren Mitarbeiter sind aktuell am Limit und geben ihr Bestes, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Wenn die Lieferungen von Schutzkleidung allerdings ausbleibt, muss die Arbeit sukzessive heruntergefahren werden.

Christiane Straßer klingt am Telefon etwas außer Atem. Sie ist die Leiterin des Pflegedienstes und der Verwaltung vom Sozialwerk Hechingen. Für ein Telefoninterview hat sie leider keine Kapazitäten, es gibt aktuell einfach zu viel zu tun.

"In der Tat, die aktuelle Lage ist angespannt", äußert sich Geschäftsführer Jürgen Weber, der sich aktuell im Homeoffice befindet. Man versuche das Beste, damit die Versorgung der Patienten aufrechterhalten werden kann. Ein Großteil der Versorgten sind Senioren höheren Alters. Aus diesem Grund stehen die Schutzmaßnahmen gegen eine mögliche Corona-Infektion an oberster Stelle, sagt Weber. Diese seien elementar für den Schutz der Patienten, aber natürlich auch als Selbstschutz für die Mitarbeiter wichtig. "Gott sei Dank konnten wir uns noch mal neu eindecken mit Schutzmasken."

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Bei den Schutzmasken greift man aktuell auf zwei verschiedene Modelle zurück: Zum einen gibt es die wiederverwendbaren Stoffmasken der Firma Trigema, die bei 95 Grad gewaschen werden können. Bei Verdachtsfällen oder bei so genannten Hochrisikopatienten, die aufgrund ihres Alters und gravierender Vorerkrankungen einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, kommen spezielle FFP-Masken mit Luftfiltern zum Einsatz. Diese sind allerdings nicht wiederverwertbar und gelten weltweit aktuell als begehrte Mangelware.

Im Gegensatz zu den Schutzmasken sieht es mit der Versorgung von weiterer Schutzausrüstung wie Kittel oder Handschuhe eher kritisch aus. "Das sind in der Regel Einmalprodukte, die sich nicht waschen oder desinfizieren lassen. Aus diesem Grund gehen sie auch viel schneller aus", erklärt Weber. Aktuell sei man noch ausgestattet, "aber es ist ziemlich knapp". Die Lieferung dieser Produkte war bisher kein Problem, aber der weltweit massiv erhöhte Bedarf dieser Produkte durch die Coronakrise geht auch an der Sozialstation nicht spurlos vorüber. "Wenn wir nicht beliefert werden, dann hat das Konsequenzen", mahnt Weber. Der Schutz der eigenen Mitarbeiter gehe in dieser Hinsicht vor.

Notfallplan steht bereits

"Als die Sache mit Corona aufkam, haben wir intern einen Notfallplan festgelegt." Dieser sieht vor, dass bei mangelnder Schutzausrüstung die Leistungen des Sozialwerks peu à peu heruntergefahren werden müssen.

Im Ernstfall würden zunächst die hauswirtschaftlichen Leistungen reduziert werden müssen, da diese am ehesten anderweitig organisiert werden können. Als nächstes müssten bei einer Mangelversorgung die pflegerischen Leistungen eingeschränkt werden. Schlussendlich würden nur noch die medizinischen Leistungen durchgeführt werden, denn diese haben die höchste Priorität, erklärt Weber.

Aufgrund der verschärften Lage kann das Sozialwerk aktuell auch nicht garantieren, dass neue Patienten aufgenommen werden können. "Es macht keinen Sinn Patienten aufzunehmen, wenn wir deren Versorgung nicht leisten können", sagt Weber. "Engpässe gab es leider auch vor Corona schon – Stichwort Fachkräftemangel. Wir brauchen schlicht und ergreifend mehr Junge Leute, die sich für diesen Beruf begeistern können. Wir sind in dieser Branche alle darauf angewiesen."

Mitarbeiter leisten Überstunden

Um die aktuelle Krise zu meistern, würden auch viele Mitarbeiter Überstunden leisten. Weber meint dazu: "Wir beschäftigen überwiegend Teilzeitkräfte. Wenn es deren Situation zulässt, bieten die Mitarbeiter von selbst an, temporär mehr zu arbeiten." Dies müsse von der Geschäftsleitung nicht angeordnet werden. "Das ist für uns eine sehr schöne Situation, dass die Belegschaft in dieser schwierigen Zeit mitzieht und dafür bin ich auch sehr dankbar."

Die Gefahr einer potenziellen Ansteckung der Mitarbeiter untereinander sieht Weber nicht. "Unsere Pflegekräfte gehen in der Regel alleine raus und halten bei Besprechungen selbstverständlich den nötigen Abstand." Fälle von Quarantäne hat es laut Weber auch bei der Sozialstation bereits gegeben, allerdings glücklicherweise noch keinen bestätigten Corona-Fall.

"Wichtig ist jetzt vor allem, dass wir mit Schutzausrüstung beliefert werden. Wer noch über Bestände verfügt, die er entbehren kann; die Patienten würden es Ihnen danken", appelliert Weber zum Schluss.