Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Vor 120 Jahren wurde ein großer Teil des Klosters in Stetten zum Raub der Flammen

In jener Nacht auf den 24. September 1898 bot sich den aus dem Schlaf gerissenen Stettener Bürgern ein wahres Schreckensbild. Der Himmel leuchtete rot und selbst der Reichenbach stand in Flammen. Es war die Nacht, in der das Kloster abbrannte.

Hechingen-Stetten. Nur der Nordflügel des Gebäudes, die Klosterkirche sowie der Chor der Johanneskapelle konnten bei dem Großbrand vor 120 Jahren unter großen Anstrengungen gerettet werden.

Nach der Schließung des Klosters im Jahre 1803 war es um 1830 eine Zeit lang Kaserne für das Hohenzollerische Militär, dann nochmals kurze Zeit – von 1869 bis 1875 – eine klösterliche Niederlassung von Franziskanern. Danach zog die Schuhfabrik Schiele und Wolf ins Kloster ein.

Nachdem, was man feststellen konnte, war in der Nacht vom 23. auf 24. September 1898 das Feuer im Ostflügel des Gebäudes ausgebrochen, und zwar im Keller unter dem Refektorium. Dort waren leicht brennbare Stoffe, insbesondere Petroleum und Lack, gelagert.

Da der Keller von außen her durch einen Kellerhals zugänglich war, der nur durch ein Vorhängeschloss abgesperrt war, lag der Verdacht auf Brandstiftung schnell nahe. Die spätere gerichtliche Untersuchung verliefen in dieser Hinsicht jedoch ergebnislos, allerdings hat sich dieser Verdacht bis heute im Volksmund erhalten.

Vor dem Feuer hörte man den Knall der explodierenden Petroleumfässer, dann breitete sich das Feuer mit großer Schnelligkeit aus. Der Himmel über Stetten wurde von damaligen Augenzeugen als rot beschrieben und sie erzählten auch, dass brennendes Petroleum in den Reichenbach floss und diesen in ein Feuermeer verwandelte.

Theo Wild zeigte Mut und Entschlossenheit

Trotzdem die Feuerwehren aus Stetten, Boll und Hechingen sowie die Offiziere und Soldaten der Garnison auf der Zollerburg schnell anrückten, waren die drei niederen Flügel des Klosters nicht mehr zu retten. So musste man sich ganz auf die Rettung des Nordflügels und der gotischen Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert konzentrieren; beide hatten bereits im Dachgeschoss Feuer gefangen und noch heute kann man die Brandspuren an dem mächtigen Eichengebälk sehen. Die im 12. Jahrhundert erbaute Johanneskapelle brannte völlig innen aus, doch der Chor konnte gerettet werden.

Dank des tatkräftigen Einsatzes der Feuerwehrleute und der Soldaten gelang dann die Rettung des Kloster-Nordflügels und der Klosterkirche, wobei das Verdienst dafür Theo Wild zukam. Der damalige Vizekommandant der Hechinger Feuerwehr zeichnete sich durch mutige und entschlossene Vorgehensweise aus, denn er hatte die Idee, eine Feuerspritze auf die brennende Kirchenbühne hochziehen zu lassen und damit das Feuer aus nächster Nähe zu bekämpfen. Dies war die Rettung des bereits an zwei Stellen brennenden Kirchengebäudes.

Von einem Wiederaufbau der drei ausgebrannten Flügel des Klosters wurde abgesehen und die Ruinen wurden bis auf einen kleinen Teil des Ostflügels und des im Kreuzgang angebrachten Ziehbrunnens abgebrochen.

Zwei Wahrzeichen von Stetten, die Johanneskapelle und die Klosterkirche, blieben so erhalten und bilden nun zusammen mit den nach einer alten Fotografie inzwischen wiederhergestellten barocken Klostergarten (mit Ziehbrunnen) einen tollen Ortsmittelpunkt. Lässt man sich auf einer Bank dort nieder, kann man einen herrlich Blick auf die Burg Hohenzollern genießen.

Nach Renovierung von Kirche, Johanneskapelle und Klostergarten ist nun noch die Erhaltung der restlichen Klosterruine geplant. Der Förderverein, der bisher schon viel ehrenamtliche Arbeit und finanzielle Unterstützung geleistet hat, ist zur Bewältigung dieser Aufgabe für jede Spende und Mitgliedschaft dankbar.